Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schäferdichtung
Schäferdichtung(Hirtendichtung, Pastorale, bukolische Dichtung, arkadische Dichtung), beliebte literar. Gattung der europ. Renaissance und des Barock; Dichtung, die sich gegenüber der Wirklichkeit in eine idyll. Welt (Arkadien) der Hirten flüchtet. Theokrit schrieb nach 300 v. Chr. Hirtengedichte (Idylle), an die im 1. Jh. v. Chr. Vergil mit seiner »Bucolica« (auch »Eclogae« genannt) anknüpfte. Die Pastorelle der Troubadours enthielt Hirtenmotive; ihr gab Adam de la Halle im 13. Jh. dramat. Form. Die S. der Renaissance knüpfte an die Antike an (G. Boccaccio, F. Petrarca). - Den europ. Schäferroman mit seinem Wechsel von Vers und Prosa begründete J. Sannazaros »Arcadia« (1502), das dramat. Schäferspiel B. Guarinis »Il pastor fido« (1590). Italien wirkte auf Westeuropa: 1559 erschien die »Diana« des Portugiesen J. de Montemor, 1590 die »Arcadia« von P. Sidney, der Schäferroman »L'Astrée« (6 Tle., 1607-27) des Honoré d'Urfé ist Höhepunkt der frz. S. In Dtl. verfasste M. Opitz mit seiner »Schäfferey von der Nimfen Hercinie« (1630) den ersten originalen Schäferroman; es folgten die Gedichte der Nürnberger »Pegnitzschäfer«, das Spiel »Die gelibte Dornrose« (1660) von A. Gryphius, P. von Zesens Roman »Adriatische Rosemund« (1645). Die Gesellschaftskultur des Rokoko verhalf der S. zu ihrem letzten Höhepunkt: Prosaidyllen von S. Geßner, Lyrik des jungen Goethe, Singspiele (Pastoralen) und Dramoletts von J. W. L. Gleim, C. F. Gellert und Goethe.
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