Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schwärmer
Schwärmer,1) Kirchengeschichte: auf M. Luther zurückgehende (»Schwarm- und Rottengeister«) und in der evang. Kirchengeschichtsschreibung bis in die erste Hälfte des 20. Jh. zu findende Bez. für Anhänger reformator. Bewegungen, die sich als unmittelbar vom Hl. Geist geführt verstanden, den Anspruch erhoben, die reformator. Glaubenserkenntnis radikal zu verwirklichen, diesen »göttl. Auftrag« als Offenbarungsquelle neben bzw. über die Bibel stellten und den von ihnen abgelehnten Strukturen und Formen der Kirche und des Gottesdienstes eigene, »dem Hl. Geist gemäße« Formen entgegensetzen. Als S. galten in der Reformationszeit T. Müntzer, die so genannten »Zwickauer Propheten« um den Tuchmacher und Laienprediger Nikolaus Storch (* vor 1500, ✝ nach 1536 [?]), die Täufer und die Schwenckfelder. S. in den Augen der luth. Amtskirche und Orthodoxie des 17./18. Jh. waren u. a. der in Thüringen als Laienprediger wirkende und »das wahre Christentum« predigende Kaufmann und Schankwirt Esaias Stiefel (✝ 1627), der Dichter Quirinus Kuhlmann und der eine Theologie aus dem Geist der Mystik heraus vertretende Jurist Johann Georg Gichtel (beide stark von J. Böhme beeinflusst) sowie aus der Kirche hinausstrebende Anhänger eines radikal-spiritualist. Pietismus wie der Theologe Johann Konrad Dippel (* 1673, ✝ 1734), Eva Margaretha von Buttlar und der württemberg. Sattler Johann Friedrich Rock (* 1678, ✝ 1749), Begründer der »Wahren Inspirationsgemeinde«, die als Freikirche bis heute in den USA besteht.
2) Zoologie: (Sphingidae), Familie der Schmetterlinge mit langen, schmalen Flügeln und kantig-spindelförmigen Fühlern; fliegen meist in der Dämmerung, saugen schwebend an Blüten.
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