Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schweine
Schweine(Suidae), weltweit verbreitete Familie der Paarhufer mit breiten, vielhöckerigen Backenzähnen (Allesfressergebiss) und großen Eckzähnen (Hauern), die als Grabwerkzeug und Waffen benutzt werden und ständig nachwachsen.Die S. umfassen fünf Gattungen mit neun Arten und zahlr. Unterarten. Das Fluss- oder Buschschwein (Potamochoerus porcus) bewohnt Afrika südlich der Sahara sowie Madagaskar; Fell schwarz bis fuchsrot mit weißer und dunkler Zeichnung. Das Warzenschwein (Phacochoerus aethiopicus) lebt in afrikan. Savannen; der breite Kopf trägt 3-4 Paar Hauthöcker; es hat eine lange Nacken- und Rückenmähne sowie sehr große Eckzähne; beim Wühlen rutscht es auf Schwielen der Handwurzel. Das Riesenwaldschwein (Hylochoerus meinertzhageni) Zentralafrikas ist mit einer Rückenhöhe bis 110 cm eines der größten S.; die graue Haut ist mit langen schwarzen Haaren bedeckt. Fast unbehaart ist der Hirscheber oder Babirusa (Babyrousa babyrussa) von Celebes und einigen benachbarten Inseln; die oberen Eckzähne biegen sich nach hinten und können in den Schädel einwachsen.
Die Wildschweine (Gattung Sus) sind über ganz Eurasien verbreitet: Bartschwein (Sus barbatus) und Pustelschwein (Sus verrucosus) auf den Sundainseln und den Philippinen, das hasengroße Zwergwildschwein (Sus salvanius) im S-Himalaja sowie mit der weitesten Verbreitung das Euras. Wildschwein (Sus scrofa).Das aus europ. und asiat. Unterarten des Euras. Wildschweins durch Domestikation hervorgegangene Hausschwein (Sus scrofa domesticus) wird als wichtiger Fleisch-, Fett-, Leder- und Borstenlieferant heute in zahlr. Kulturrassen gezüchtet. In Dtl. sind v. a. folgende S.-Rassen von Bedeutung: Deutsche Landrasse, großwüchsig mit langem breitem Rumpf, dicht anliegender weißer Behaarung und Schlappohren, Fleischschwein. - Deutsche Landrasse B (aus der Belg. Landrasse hervorgegangen), mittelgroß, mit starker Breitenentwicklung im Rücken und Schinken; weiß, gute Mastleistung; wichtig als Vaterlinie für Kreuzungsmastferkel. - Deutsches Edelschwein, weiß, ähnlich wie die Dt. Landrasse, aber im Rumpf kürzer und größer; mit großen Stehohren. - Deutsches Piétrainschwein (belg. Herkunft), mittelgroß, breit, weiß, schwarz gefleckt; Fleischschwein; wird auch als Vaterlinie für Kreuzungsmastferkel verwendet.
Wichtige ausländ. Rassen sind: Yorkshire-S., bes. in Großbritannien und in den USA weit verbreitet; weiß; mit Stehohren. - Dänische Landrasse (Baconschwein), in fast allen westeurop. Landrassen eingekreuzt; Körper sehr lang, weiß, Schlappohren; wegen des durchwachsenen Specks v. a. vom engl. Markt bevorzugt. - Duroc-S., ältere, amerikan. Rasse, neuerdings von zunehmender Bedeutung für Europa; mittelgroß, robust, einfarbig, rot; Verwendung v. a. zur Kreuzungszucht. - Hampshire-S., alte Rasse in den USA, zunehmend auch in Europa; mittelgroß, schwarz, mit weißem Gürtel um Körper und Schulter; Stehohren.Das erwachsene Hausschwein hat heute je nach Rasse und Geschlecht eine Widerristhöhe von rd. 90-130 cm und kann rd. 400 kg, selten auch bis 500 kg schwer werden. Die Brunst (Rausche) tritt etwa alle drei Wochen für 1 1/2 -2 Tage auf. Die Tragezeit beträgt 112-116 Tage. Zwei Würfe im Jahr sind üblich. Es werden i. Allg. 8-12 Junge (Ferkel) geworfen. Die Geschlechtsreife setzt im Alter von 3 bis 6 (Männchen) bzw. 4 bis 7 Monaten (Weibchen) ein. Die Zuchttauglichkeit ist erst mit 6-8 Monaten gegeben. Für die Mast bestimmte männl. Tiere werden im Alter von 3 bis 6 Wochen, eventuell auch erst später kastriert.Kulturgeschichte: Die Domestikation des Schweins ab etwa der Mitte des 6. Jt. v. Chr. wurde v. a. durch das soziale (Rangordnungs-)Verhalten des Wildschweins begünstigt. In Palästina wurde noch während der sog. kanaanäischen Epoche intensiv S.-Zucht betrieben; diese musste von den Hebräern wegen ihrer halbnomad. Lebensweise aufgegeben werden, woraus später das noch heute im Judentum und im Islam geltende Verbot des Genusses von S.-Fleisch entstand. - Bei Griechen und Römern war S.-Fleisch sehr beliebt. Neben dem Schaf und dem Stier war das Schwein auch das wichtigste Opfertier.
▣ Literatur:
F. Schmitten Handbuch Schweineproduktion, bearb. v. u. a. Frankfurt am Main 31989.
⃟ Mornet, P. u. a.: Das S. u. seine Krankheiten. A. d. Frz. Hengersberg 1989.
⃟ Zurkuhlen, U.: Dem Schwein auf der Spur. Vom Borstenvieh in Kunst, Kultur u. Kirche. Kevelaer 1998.
Die Wildschweine (Gattung Sus) sind über ganz Eurasien verbreitet: Bartschwein (Sus barbatus) und Pustelschwein (Sus verrucosus) auf den Sundainseln und den Philippinen, das hasengroße Zwergwildschwein (Sus salvanius) im S-Himalaja sowie mit der weitesten Verbreitung das Euras. Wildschwein (Sus scrofa).Das aus europ. und asiat. Unterarten des Euras. Wildschweins durch Domestikation hervorgegangene Hausschwein (Sus scrofa domesticus) wird als wichtiger Fleisch-, Fett-, Leder- und Borstenlieferant heute in zahlr. Kulturrassen gezüchtet. In Dtl. sind v. a. folgende S.-Rassen von Bedeutung: Deutsche Landrasse, großwüchsig mit langem breitem Rumpf, dicht anliegender weißer Behaarung und Schlappohren, Fleischschwein. - Deutsche Landrasse B (aus der Belg. Landrasse hervorgegangen), mittelgroß, mit starker Breitenentwicklung im Rücken und Schinken; weiß, gute Mastleistung; wichtig als Vaterlinie für Kreuzungsmastferkel. - Deutsches Edelschwein, weiß, ähnlich wie die Dt. Landrasse, aber im Rumpf kürzer und größer; mit großen Stehohren. - Deutsches Piétrainschwein (belg. Herkunft), mittelgroß, breit, weiß, schwarz gefleckt; Fleischschwein; wird auch als Vaterlinie für Kreuzungsmastferkel verwendet.
Wichtige ausländ. Rassen sind: Yorkshire-S., bes. in Großbritannien und in den USA weit verbreitet; weiß; mit Stehohren. - Dänische Landrasse (Baconschwein), in fast allen westeurop. Landrassen eingekreuzt; Körper sehr lang, weiß, Schlappohren; wegen des durchwachsenen Specks v. a. vom engl. Markt bevorzugt. - Duroc-S., ältere, amerikan. Rasse, neuerdings von zunehmender Bedeutung für Europa; mittelgroß, robust, einfarbig, rot; Verwendung v. a. zur Kreuzungszucht. - Hampshire-S., alte Rasse in den USA, zunehmend auch in Europa; mittelgroß, schwarz, mit weißem Gürtel um Körper und Schulter; Stehohren.Das erwachsene Hausschwein hat heute je nach Rasse und Geschlecht eine Widerristhöhe von rd. 90-130 cm und kann rd. 400 kg, selten auch bis 500 kg schwer werden. Die Brunst (Rausche) tritt etwa alle drei Wochen für 1 1/2 -2 Tage auf. Die Tragezeit beträgt 112-116 Tage. Zwei Würfe im Jahr sind üblich. Es werden i. Allg. 8-12 Junge (Ferkel) geworfen. Die Geschlechtsreife setzt im Alter von 3 bis 6 (Männchen) bzw. 4 bis 7 Monaten (Weibchen) ein. Die Zuchttauglichkeit ist erst mit 6-8 Monaten gegeben. Für die Mast bestimmte männl. Tiere werden im Alter von 3 bis 6 Wochen, eventuell auch erst später kastriert.Kulturgeschichte: Die Domestikation des Schweins ab etwa der Mitte des 6. Jt. v. Chr. wurde v. a. durch das soziale (Rangordnungs-)Verhalten des Wildschweins begünstigt. In Palästina wurde noch während der sog. kanaanäischen Epoche intensiv S.-Zucht betrieben; diese musste von den Hebräern wegen ihrer halbnomad. Lebensweise aufgegeben werden, woraus später das noch heute im Judentum und im Islam geltende Verbot des Genusses von S.-Fleisch entstand. - Bei Griechen und Römern war S.-Fleisch sehr beliebt. Neben dem Schaf und dem Stier war das Schwein auch das wichtigste Opfertier.
▣ Literatur:
F. Schmitten Handbuch Schweineproduktion, bearb. v. u. a. Frankfurt am Main 31989.
⃟ Mornet, P. u. a.: Das S. u. seine Krankheiten. A. d. Frz. Hengersberg 1989.
⃟ Zurkuhlen, U.: Dem Schwein auf der Spur. Vom Borstenvieh in Kunst, Kultur u. Kirche. Kevelaer 1998.