Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schopenhauer
Schopenhauer,1) Arthur, Philosoph, * Danzig 22. 2. 1788, ✝ Frankfurt am Main 21. 9. 1860, Sohn von 2); war 1820-31, gleichzeitig mit Hegel, Dozent an der Univ. Berlin, danach Privatgelehrter in Frankfurt am Main. S. schloss mit seiner von stilist. Brillanz gekennzeichneten Philosophie die Bewegung des dt. Idealismus ab und ist zugleich ein Hauptvertreter des Pessimismus. S. knüpft an Kants Unterscheidung von Erscheinung und Ding an sich an. Ihm ist die gesamte Welt Erscheinung bzw. »Vorstellung«, in der sich das Ding an sich, das er als Wille, als sinnfreien Daseinsdrang interpretiert, manifestiert. Auf höherer Stufe durchschaue der Wille sich selbst als unvernünftig und böse und werde dadurch befähigt, sich von seinem Drang zu erlösen, d. h. sich als Wille zu verneinen. Dies geschehe zeitweise in der Kunst sowie im Handeln aus Mitleid, das die Vereinzelung teilweise aufhebe und das Fundament der Moral darstelle. Eine dauernde Erlösung vom Daseinsdrang sei allein durch Selbstabtötung und Übergang ins Nichtsein (Nirvana) möglich. Hierin hielt S. seine Philosophie mit der Erlösungslehre des Buddhismus für weitgehend identisch, während er das Christentum ablehnte. - Anfangs wenig beachtet, wurde S. Werk seit 1850 zunehmend bekannt und wirkte v. a. auf R. Wagner, W. Raabe, F. Nietzsche, E. von Hartmann, S. Freud, T. Mann, M. Horkheimer sowie frz. und russ. Autoren. - Werke: Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde (1813); Die Welt als Wille und Vorstellung (1819); Über den Willen in der Natur (1836); Die beiden Grundprobleme der Ethik (1841); Parerga und Paralipomena, 2 Bde. (1851).
Literatur:
Hübscher, A.: S.-Bibl. Stuttgart 1981.
Malter, R.: Der eine Gedanke. Darmstadt 1988.
Pothast, U.: Die eigentl. metaphys. Tätigkeit. Neuausg. Frankfurt am Main 1989.
Abendroth, W.: A. S. Reinbek 1996.
Safranski, R.: S. u. die wilden Jahren der Philosophie. Eine Biographie. Reinbek 1996.
2) Johanna, geb. Trosiener, Schriftstellerin, Mutter von 1), * Danzig 9. 7. 1766, ✝ Jena 17. 4. 1838; war nach 1806 in Weimar Mittelpunkt eines auch von Goethe geschätzten literar. Salons; schrieb Romane, Novellen und Reisebeschreibungen.
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