Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schmidt
Schmịdt,1) Arno, Schriftsteller, * Hamburg 18. 1. 1914, ✝ Celle 3. 6. 1979. Sein durch assoziationsreiche Sprache und eigenwillige Orthographie gekennzeichnetes Werk war zunächst erzähler. Art (»Leviathan«, 1949); es bildete sich bald ein eigenes Kompositionsprinzip aus: S. wollte eine konforme Abbildung der diskontinuierl. Wirklichkeit geben, indem er Bewusstseinsprozesse abzubilden versuchte, die er in Textkürzeln, »Fotos«, zu Erzählungen zusammenfügte; seine Texte verzeichnen autobiograph. Erfahrung (»Die Umsiedler«, 1953), demonstrieren radikale Aggressivität (»Seelandschaft mit Pocahontas«, in: »Rosen & Porree«, 1959) und lassen ihren Autor als wenig kommunikationsfreudigen Sonderling erkennen. Das umfangreiche Werk »Zettels Traum« (1970) ist bes. von J. Joyce, S. Freud und E. A. Poe beeinflusst. Zu seinem Werk gehören auch wiss. Biographien (»Fouqué und einige seiner Zeitgenossen«, 1958) und Essays (Sammlungen »Dya na sore«, 1958; »Belphegor«, 1961) sowie Übersetzungen aus dem Englischen.
Literatur:
M. M. Schardt A. S. Leben - Werk - Wirkung, hg. v. u. a. Reinbek 1990.
Müther, K.-H.: Bibliographie A. S., 2 Bde. Bielefeld 1992-97.
2) Auguste, Frauenrechtlerin, * Breslau 3. 8. 1833, ✝ Leipzig 10. 6. 1902; war Mitbegründerin des »Allgemeinen Dt. Frauenverein« (1865) und »Allgemeinen Dt. Lehrerinnenverein« (1890) sowie des »Bundes Dt. Frauenvereine«, dessen Vorsitzende sie war (seit 1894).
3) Erich, Literaturhistoriker, * Jena 20. 6. 1853, ✝ Berlin 30. 4. 1913; Prof. in Straßburg, Wien, Berlin. Als Schüler W. Scherers wandte er dessen positivist. Methode v. a. auf Gestalten und Probleme der Literatur des 18. und 19. Jh. an (»Lessing ...«, 3 Tle., 1884-92). Er entdeckte 1887 Goethes »Urfaust«.
4) Franz, österr. Komponist, * Preßburg 22. 12. 1874, ✝ Perchtoldsdorf 11. 2. 1939; schuf, auf der Grundlage der klass.-romant. Tradition einen eigenen Stil entwickelnd, die Opern »Notre Dame« (1914) und »Fredigundis« (1922), Orgelwerke, Kammer-, Orchestermusik und das Oratorium »Das Buch mit sieben Siegeln« (1938).
5) Fritz, Betriebswirtschaftler, * Wahrenbrück (Kr. Elbe-Elster) 13. 3. 1882, ✝ Oberursel (Taunus) 1. 2. 1950; untersuchte v. a. die Auswirkungen von Konjunkturschwankungen und Inflation auf Unternehmen und entwickelte die organ. Bilanztheorie.
6) Guido, österr. Politiker, * Bludenz 15. 1. 1901, ✝ Wien 5. 12. 1957; 1936-38 Staatssekr., Febr./März 1938 Außenmin.; 1947 von der Anklage wegen Hochverrats freigesprochen.
7) Helmut, Politiker (SPD), * Hamburg 23. 12. 1918; 1953-62 und 1965-87 MdB, 1961-65 Innensenator in Hamburg, 1967-69 SPD-Fraktionsvors. im Dt. Bundestag, 1968-84 stellv. Bundesvors. der SPD, 1969-72 Bundesverteidigungs-, 1972-74 Bundesfinanz-, 1972 auch Bundeswirtschaftsmin., übernahm nach dem Rücktritt W. Brandts (SPD) am 16. 5. 1974 dessen Amt als Bundeskanzler an der Spitze einer SPD/FDP-Regierung. Innenpolitisch sah sich S. bes. mit wirtschafts- und sozialpolit. Fragen sowie mit energie- und rechtspolit. Problemen konfrontiert (u. a. Bekämpfung des Terrorismus). Außenpolitisch setzte S. die Politik W. Brandts fort, bes. bei den Bemühungen um Entspannung im Ost-West-Konflikt. Angesichts der von der Sowjetunion betriebenen Politik der Hochrüstung trat er für den NATO-Doppelbeschluss ein; mit V. Giscard d'Estaing initiierte er das Europ. Währungssystem. Nach dem Auseinanderbrechen der SPD/FDP-Koalition übernahm S. vom 17. 9.-1. 10. 1982 auch das Amt des Außen-Min.; am 1. 10. 1982 wählte der Bundestag im Rahmen eines konstruktiven Misstrauensvotums gegen S. den CDU-Vors. H. Kohl zum Bundeskanzler. 1983 wurde S. Mitherausgeber der Wochenzeitung »Die Zeit«.
Literatur:
Carr, J.: H. S. Aus dem Engl. Neuausg. München 1987.
Nayhauss, M. Graf von: H. S. Mensch u. Macher. Neuausg. Bergisch-Gladbach 1990.
8) Johannes, Sprachforscher, * Prenzlau 29. 7. 1843, ✝ Berlin 4. 7. 1901; Indogermanist, Prof. in Graz und Berlin, begründete die Auffassung von der allmählichen räuml. Verbreitung sprachl. Neuerungen (Wellentheorie).
9) Joseph, rumän. Sänger (Tenor), * Dawideny (Bukowina) 4. 3. 1904, ✝ Girenbad (Gem. Hinwil, Kt. Zürich) 16. 11. 1942; wurde als Konzertsänger sowie durch Rundfunk, Schallplatte und Tonfilm (»Ein Lied geht um die Welt«, 1933) weltbekannt.
10) Martin Johann, gen. Kremser-Schmidt, österr. Maler und Radierer, * Grafenwörth (Bez. Tulln) 25. 9. 1718, ✝ Stein (heute zu Krems an der Donau) 28. 6. 1801; schuf spätbarocke Deckenfresken (Dürnstein, Göttweig) und Altarbilder (Melk, Krems), Zeichnungen und Radierungen.
11) Werner, Kunsthistoriker, * Pirna 26. 5. 1930; wurde 1959 Direktor des Dresdner Kupferstichkabinettes, dessen Bestände er v. a. um zahlr. Werke der westeurop. Moderne sowie der osteurop. Avantgarde bereicherte. Durch umsichtige Ausstellungs- und Publikationstätigkeit trug er zur Bewahrung und Pflege der Traditionen der Moderne in der DDR bei und gab Künstlern, die abseits vom offiziellen Kunstbetrieb standen, ein Forum. 1990-97 war er Generaldirektor der Staatl. Kunstsammlungen Dresden.
12) Wilhelm, Ethnologe, * Hörde (heute zu Dortmund) 16. 2. 1868, ✝ Freiburg (Schweiz) 10. 2. 1954; Mitgl. der Steyler Missionsges.; Prof. in Wien und Freiburg, begründete die Wiener Schule (Kulturkreislehre) und entwickelte die These vom Urmonotheismus.
Werk: Der Ursprung der Gottesidee (12 Bde., 1912-55).
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