Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schlegel
Schlegel,1) August Wilhelm von (seit 1815), Schriftsteller, Übersetzer, Sprach- und Literaturwissenschaftler, * Hannover 5. 9. 1767, ✝ Bonn 12. 5. 1845, Sohn von 4), Bruder von 6); kam, von C. G. Körner als Mitarbeiter an Schillers »Horen« gewonnen, 1796 nach Jena. Er vermählte sich mit Caroline Michaelis (Schelling, Caroline), wurde 1798 Prof. und legte mit seinem Bruder Friedrich die Grundlagen der romant. Ästhetik, die er dann in öffentl. Vorlesungen vertrat: 1801-04 in Berlin (»Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst«), 1808 in Wien (»Vorlesungen über dramat. Kunst und Literatur«). 1804-17 begleitete er Frau von Staël auf Reisen in Dtl., Italien, Frankreich, Schweden. Seit 1819 begründete er als Prof. an der Univ. Bonn das Studium der altind. Philologie (Herausgabe der Fach-Ztschr. »Ind. Bibliothek« sowie der Texte der altind. Epen »Bhagavadgita«, »Ramayana« u. a.). Seine größte künstler. Leistung ist die Übersetzung von 17 Dramen Shakespeares (1797-1810). Übersetzungen span. (Calderón de la Barca), portugies. und italien. Dichter (Dante) schlossen sich an.
▣ Literatur:
Brentano, B. von: A. W. S. Geschichte eines romant. Geistes. Neuausg. Frankfurt am Main 1986.
⃟ Schirmer, R.: A. W. S. u. seine Zeit. Bonn 1986.
⃟ Becker, C.: »Naturgeschichte der Kunst«. A. W. S.s ästhetischer Ansatz im Schnittpunkt zwischen Aufklärung, Klassik u. Frühromantik. München 1998.
2) Caroline, Frau von 1), Schelling, Caroline.
3) Dorothea von (seit 1815), Schriftstellerin, * Berlin 24. 10. 1764, ✝ Frankfurt am Main 3. 8. 1839, Frau von 6), Tochter M. Mendelssohns; heiratete 1783 den Bankier Simon Veit, den sie 1798 verließ, um K. W. F. Schlegel zu folgen (Heirat 1804). Sie trat 1804 zur prot., 1808 zur kath. Kirche über; in Wien war sie Mittelpunkt eines literar. Kreises (»Florentin«, R., 1801); auch Übersetzerin.
4) Johann Adolf, Dichter, * Meißen 18. 9. 1721, ✝ Hannover 16. 9. 1793, Vater von 1) und 6), Bruder von 5); Mitgründer der Bremer Beiträge, schrieb gereimte »Fabeln und Erzählungen« (1769), »Geistl. Gesänge« (3 Tle., 1766-72).
5) Johann Elias, Jurist und Schriftsteller, * Meißen 17. 1. 1719, ✝ Sorø (Dänemark) 13. 8. 1749, Bruder von 4); wurde 1748 Prof. an der dän. Ritterakademie Sorø, war Mitarbeiter Gottscheds und schrieb später auch für die »Bremer Beiträge«. Seine ernsten Schauspiele (»Orest und Pylades«, 1737-42; »Canut«, 1747; »Hermann«, 1743) sind nach den Regeln des klassischen frz. Dramas geschrieben, seine Lustspiele zeigen lebendigen Dialog. S. schrieb die »Vergleichung Shakespears und Andreas Gryphs« (1741); seine »Gedanken zur Aufnahme des dän. Theaters« (1747) weisen auf Lessings »Hamburg. Dramaturgie« hin.
▣ Literatur:
Bretzigheimer, G.: J. E. S.s poet. Theorie im Rahmen der Tradition. München 1986.
6) Karl Wilhelm Friedrich von (seit 1815), Kulturphilosoph und Dichter, * Hannover 10. 3. 1772, ✝ Dresden 12. 1. 1829, Sohn von 4), Bruder von 1); studierte klass. Philologie; begründete, überwiegend in der Form des pointierten, zur Paradoxie neigenden Aphorismus, die frühromant. Welt- und Kunstanschauung (programmat. Organ war die von ihm und seinem Bruder August Wilhelm 1798-1800 herausgegebene Zeitschrift »Athenäum«). 1798 verband er sich mit Dorothea Veit (Schlegel, Dorothea). In seinem Romanversuch »Lucinde« (1799) vertrat er eine neue, freie Auffassung der Liebe. 1802-04 hielt er in Paris, dann in Köln Vorlesungen über dt. Lit. und Philosophie. In Paris beschäftigte er sich mit Sanskritstudien, aus denen 1808 seine Arbeit »Über die Sprache und Weisheit der Indier«, Ursprung der Indologie und der vergleichenden indogerman. Sprachwiss., hervorging. 1808 konvertierte er zum Katholizismus und trat in den österr. Staatsdienst. S. nahm an den Verhandlungen des Wiener Kongresses und 1815-18 als österr. Legationsrat am Bundestag in Frankfurt am Main teil. 1803-05 gab er die Zeitschrift »Europa« heraus, 1812-13 das »Dt. Museum«. - S. war im Gefolge Herders und neben seinem Bruder August Wilhelm Anreger und geistiger Mittelpunkt der Frühromantik (»Charakteristiken und Kritiken«, 2 Bde., 1801, mit A. W. Schlegel; »Gesch. der alten und neueren Lit.«, 2 Tle., 1813; »Alarcos«, Trauerspiel, 1802).
▣ Literatur:
Grosse-Brockhoff, A.: Das Konzept des Klassischen bei F. u. August Wilhelm S. Wien 1981.
⃟ Hotz-Steinmeyer, C.: F. S.s »Lucinde« als »Neue Mythologie«. Frankfurt am Main 1985.
⃟ Kraus, G.: Naturpoesie u. Kunstpoesie im Frühwerk F. S.s. Erlangen 1985.
⃟ Schmeier, E.-B.: Zur polit. Philosophie im Spätwerk Friedrich S.s. Frankfurt am Main 1997.
⃟ Schnyder, P.: Die Magie der Rhetorik. Poesie, Philosophie u. Politik in Friedrich S.s Frühwerk. Paderborn 1999.
▣ Literatur:
Brentano, B. von: A. W. S. Geschichte eines romant. Geistes. Neuausg. Frankfurt am Main 1986.
⃟ Schirmer, R.: A. W. S. u. seine Zeit. Bonn 1986.
⃟ Becker, C.: »Naturgeschichte der Kunst«. A. W. S.s ästhetischer Ansatz im Schnittpunkt zwischen Aufklärung, Klassik u. Frühromantik. München 1998.
2) Caroline, Frau von 1), Schelling, Caroline.
3) Dorothea von (seit 1815), Schriftstellerin, * Berlin 24. 10. 1764, ✝ Frankfurt am Main 3. 8. 1839, Frau von 6), Tochter M. Mendelssohns; heiratete 1783 den Bankier Simon Veit, den sie 1798 verließ, um K. W. F. Schlegel zu folgen (Heirat 1804). Sie trat 1804 zur prot., 1808 zur kath. Kirche über; in Wien war sie Mittelpunkt eines literar. Kreises (»Florentin«, R., 1801); auch Übersetzerin.
4) Johann Adolf, Dichter, * Meißen 18. 9. 1721, ✝ Hannover 16. 9. 1793, Vater von 1) und 6), Bruder von 5); Mitgründer der Bremer Beiträge, schrieb gereimte »Fabeln und Erzählungen« (1769), »Geistl. Gesänge« (3 Tle., 1766-72).
5) Johann Elias, Jurist und Schriftsteller, * Meißen 17. 1. 1719, ✝ Sorø (Dänemark) 13. 8. 1749, Bruder von 4); wurde 1748 Prof. an der dän. Ritterakademie Sorø, war Mitarbeiter Gottscheds und schrieb später auch für die »Bremer Beiträge«. Seine ernsten Schauspiele (»Orest und Pylades«, 1737-42; »Canut«, 1747; »Hermann«, 1743) sind nach den Regeln des klassischen frz. Dramas geschrieben, seine Lustspiele zeigen lebendigen Dialog. S. schrieb die »Vergleichung Shakespears und Andreas Gryphs« (1741); seine »Gedanken zur Aufnahme des dän. Theaters« (1747) weisen auf Lessings »Hamburg. Dramaturgie« hin.
▣ Literatur:
Bretzigheimer, G.: J. E. S.s poet. Theorie im Rahmen der Tradition. München 1986.
6) Karl Wilhelm Friedrich von (seit 1815), Kulturphilosoph und Dichter, * Hannover 10. 3. 1772, ✝ Dresden 12. 1. 1829, Sohn von 4), Bruder von 1); studierte klass. Philologie; begründete, überwiegend in der Form des pointierten, zur Paradoxie neigenden Aphorismus, die frühromant. Welt- und Kunstanschauung (programmat. Organ war die von ihm und seinem Bruder August Wilhelm 1798-1800 herausgegebene Zeitschrift »Athenäum«). 1798 verband er sich mit Dorothea Veit (Schlegel, Dorothea). In seinem Romanversuch »Lucinde« (1799) vertrat er eine neue, freie Auffassung der Liebe. 1802-04 hielt er in Paris, dann in Köln Vorlesungen über dt. Lit. und Philosophie. In Paris beschäftigte er sich mit Sanskritstudien, aus denen 1808 seine Arbeit »Über die Sprache und Weisheit der Indier«, Ursprung der Indologie und der vergleichenden indogerman. Sprachwiss., hervorging. 1808 konvertierte er zum Katholizismus und trat in den österr. Staatsdienst. S. nahm an den Verhandlungen des Wiener Kongresses und 1815-18 als österr. Legationsrat am Bundestag in Frankfurt am Main teil. 1803-05 gab er die Zeitschrift »Europa« heraus, 1812-13 das »Dt. Museum«. - S. war im Gefolge Herders und neben seinem Bruder August Wilhelm Anreger und geistiger Mittelpunkt der Frühromantik (»Charakteristiken und Kritiken«, 2 Bde., 1801, mit A. W. Schlegel; »Gesch. der alten und neueren Lit.«, 2 Tle., 1813; »Alarcos«, Trauerspiel, 1802).
▣ Literatur:
Grosse-Brockhoff, A.: Das Konzept des Klassischen bei F. u. August Wilhelm S. Wien 1981.
⃟ Hotz-Steinmeyer, C.: F. S.s »Lucinde« als »Neue Mythologie«. Frankfurt am Main 1985.
⃟ Kraus, G.: Naturpoesie u. Kunstpoesie im Frühwerk F. S.s. Erlangen 1985.
⃟ Schmeier, E.-B.: Zur polit. Philosophie im Spätwerk Friedrich S.s. Frankfurt am Main 1997.
⃟ Schnyder, P.: Die Magie der Rhetorik. Poesie, Philosophie u. Politik in Friedrich S.s Frühwerk. Paderborn 1999.