Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schlangen
Schlangen(Serpentes), Unterordnung der Schuppenkriechtiere mit sehr gelenkigem Schädel, dessen Dehnbarkeit das Verschlingen großer Beutetiere ermöglicht. Die Zähne sind meist nach hinten eingekrümmt und weisen zum Einführen des Giftes in die Bisswunde bei den Trug- und Giftnattern eine vordere Längsfurche, bei den Vipern und Grubenottern einen zentralen Kanal auf. Die Körperabschnitte der S. gehen ineinander über, nur der Kopf kann etwas verbreitert sein. Beine fehlen; nur die Riesenschlangen und einige urtüml. Familien weisen Reste des hinteren Paares auf. Den Körper bedecken regelmäßig angeordnete Schuppen; meist sind sie auf dem Kopf zu großen Schilden und auf dem Bauch zu breiten Schienen umgestaltet. Muskeln verbinden die Enden der Rippen mit den Bauchschienen und unterstützen somit das Kriechen. Die S. streifen die gesamte Oberhaut, auch die der Lider, die zu einer durchsichtigen Kapsel vor dem Auge verwachsen sind, in period. Häutungen ab (Häutungshemd, Schlangenhemd). - S. kommen in allen Erdteilen vor; sie fressen bes. kleine Wirbeltiere, auch Würmer und Insekten, die Eierschlangen nur Eier. Zu den S. gehören u. a. Blindschlangen, Riesenschlangen, Nattern, Giftnattern, Seeschlangen, Vipern und Grubenottern.
Kulturgeschichte: In den Mythen, Legenden und Sagen der meisten Völker spielen S. eine große Rolle. Kultisch wird die S. verehrt (Ophiolatrie »Schlangendienst«) als Trägerin chthon. Kräfte, als Seelentier (im Traum und im Tod verlässt die Seele als S. den Körper), als Hüterin von Tempel oder Unterwelt, als Orakeltier oder häusl. Glück bringender Schutzgeist. In Palästina galt die S. als unrein, als Bild böser Menschen, der Sünde und des Satans, aber auch der Klugheit: Eine S. ist die Verführerin des ersten Menschenpaares (1. Mose 3). Im alten Ägypten war die Uräusschlange Symbol der Pharaonen. In Griechenland wurde der Heilgott Asklepios meist mit einer S. dargestellt, als Sinnbild des Lebens, weil die S. sich bei ihrer jährl. Häutung verjüngt. Der Äskulapstab mit der ihn umwindenden S. wurde zum Symbol der Heilkunst. In der german. Mythologie wird Midgard, die Erde, auf der die Menschen leben, vom großen Weltmeer umgeben. In ihm wohnt eine riesige S., die Midgardschlange.
▣ Literatur:
Arnold, E. A. Biologie:u. Burton, J. A.: Pareys Reptilien- u. Amphibienführer Europas. A. d. Engl. Hamburg u. a. 21983.
⃟ S., bearb. v. Dieter Schmidt u. a. Leipzig u. a. 1989.
⃟ Kulturgeschichte: Egli, H.: Das Schlangensymbol. Geschichte, Märchen, Mythos. Olten u. a. 21985.
⃟ Warburg, A. M.: Schlangenritual. Neuausg. Berlin 1996.
Schlangen(Serpentes), Unterordnung der Schuppenkriechtiere mit sehr gelenkigem Schädel, dessen Dehnbarkeit das Verschlingen großer Beutetiere ermöglicht. Die Zähne sind meist nach hinten eingekrümmt und weisen zum Einführen des Giftes in die Bisswunde bei den Trug- und Giftnattern eine vordere Längsfurche, bei den Vipern und Grubenottern einen zentralen Kanal auf. Die Körperabschnitte der S. gehen ineinander über, nur der Kopf kann etwas verbreitert sein. Beine fehlen; nur die Riesenschlangen und einige urtüml. Familien weisen Reste des hinteren Paares auf. Den Körper bedecken regelmäßig angeordnete Schuppen; meist sind sie auf dem Kopf zu großen Schilden und auf dem Bauch zu breiten Schienen umgestaltet. Muskeln verbinden die Enden der Rippen mit den Bauchschienen und unterstützen somit das Kriechen. Die S. streifen die gesamte Oberhaut, auch die der Lider, die zu einer durchsichtigen Kapsel vor dem Auge verwachsen sind, in period. Häutungen ab (Häutungshemd, Schlangenhemd). - S. kommen in allen Erdteilen vor; sie fressen bes. kleine Wirbeltiere, auch Würmer und Insekten, die Eierschlangen nur Eier. Zu den S. gehören u. a. Blindschlangen, Riesenschlangen, Nattern, Giftnattern, Seeschlangen, Vipern und Grubenottern.
Kulturgeschichte: In den Mythen, Legenden und Sagen der meisten Völker spielen S. eine große Rolle. Kultisch wird die S. verehrt (Ophiolatrie »Schlangendienst«) als Trägerin chthon. Kräfte, als Seelentier (im Traum und im Tod verlässt die Seele als S. den Körper), als Hüterin von Tempel oder Unterwelt, als Orakeltier oder häusl. Glück bringender Schutzgeist. In Palästina galt die S. als unrein, als Bild böser Menschen, der Sünde und des Satans, aber auch der Klugheit: Eine S. ist die Verführerin des ersten Menschenpaares (1. Mose 3). Im alten Ägypten war die Uräusschlange Symbol der Pharaonen. In Griechenland wurde der Heilgott Asklepios meist mit einer S. dargestellt, als Sinnbild des Lebens, weil die S. sich bei ihrer jährl. Häutung verjüngt. Der Äskulapstab mit der ihn umwindenden S. wurde zum Symbol der Heilkunst. In der german. Mythologie wird Midgard, die Erde, auf der die Menschen leben, vom großen Weltmeer umgeben. In ihm wohnt eine riesige S., die Midgardschlange.
▣ Literatur:
Arnold, E. A. Biologie:u. Burton, J. A.: Pareys Reptilien- u. Amphibienführer Europas. A. d. Engl. Hamburg u. a. 21983.
⃟ S., bearb. v. Dieter Schmidt u. a. Leipzig u. a. 1989.
⃟ Kulturgeschichte: Egli, H.: Das Schlangensymbol. Geschichte, Märchen, Mythos. Olten u. a. 21985.
⃟ Warburg, A. M.: Schlangenritual. Neuausg. Berlin 1996.