Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schiff
I Schiff,1) Baukunst: Innenraum einer Kirche. Bei mehrschiffigen Bauten, der Basilika und der Hallenkirche, besteht das Langhaus aus einem Mittel-S., das von zwei oder auch vier parallel laufenden Seiten-S. begleitet wird. Es wird von einem Quer-S. im O durchkreuzt, oft auch von einem zweiten im W. Die Saalkirche besteht nur aus einem Schiff.
2) Schifffahrt: im Vergleich zum Boot größeres Wasserfahrzeug zur Beförderung von Gütern oder Personen, zum Fischfang, für hoheitl. Aufgaben u. a. Zwecke. Die Schwimmfähigkeit eines S. beruht auf dem archimed. Prinzip (Auftrieb) und dem senkrechten Übereinanderliegen von Gewichts- und Auftriebsschwerpunkt. Maßgeblich für die Stabilität sind die S.-Form, v. a. die Breite (bestimmt die Höhenlage des Metazentrums) und die von der Zuladungsverteilung abhängige Lage des Gewichtsschwerpunkts. Man unterscheidet 1) nach Konstruktionsart: Verdrängungs-S., Gleit-S., Unterwasser-S., Tragflügel- und Luftkissen-S.; 2) nach Einsatzgebiet: Binnen-(Fluss-)S., Küsten-S., See-S.; 3) nach Zweck und Flagge: a) Handels-S.: Fahrgast-S., Fracht-S., Massengut-S., Tank-S., Container-S., Fischerei-S. u. a. b) Behörden-S.: Feuer-S., Lotsen-S., Wasserschutzpolizei-S. u. a. c) Kriegsschiffe.
Ein S.-Körper ist ein durch Kurven mit permanent sich ändernder Krümmung begrenzter Körper. Die Mittschiffsebene ist die Symmetrieebene: Backbord- (von hinten nach vorn gesehen links) und Steuerbordseite sind i. d. R. spiegelbildlich gleich. Vorn ist der Bug, hinten das Heck. Der konstruktive Aufbau besteht aus Längsverbänden (Kiel, Längsband, Deck, Stringer, Außenhaut) und Querverbänden (Spant, Schott), die einen aus Rahmen und Trägerrosten gebildeten Kastenträger formieren. Die S.-Hauptantriebsanlage besteht entweder aus mit Öl oder seltener durch Kernreaktor beheiztem Dampfkessel mit Turbine, Kondensator u. a. (Dampfturbine) oder aus Dieselmotor oder Gasturbine. Daneben sind umfangreiche Hilfsmaschinen (Generatoren, Pumpen, Lüfter, Spille, Winden u. a.) erforderlich. Den Vortrieb erzeugt heute üblicherweise die Schiffsschraube, die Schiffsgeschwindigkeit wird i. d. R. in Knoten (kn) angegeben. S. werden durch ein oder mehrere im oder außerhalb des Schraubenstroms angebrachte, durch eine elektr. Rudermaschine bediente Ruder am Hinterschiff gesteuert.
S. werden auf Werften gebaut. Nach der Art des für den eigentl. S.-Körper verwendeten Materials ist zw. Stahl-, Holz-, Leichtmetall- und Kunststoff-(GFK-)Schiffbau zu unterscheiden. Kompositbau ist eine Mischbauweise, z. B. stählerne Innenverbände, Außenhaut und Deck aus Holz. Bei großen S. wird für den S.-Körper ausschließlich Stahl verwendet. Im Kleinschiff- und Bootsbau wird Holz zunehmend durch GFK, weniger durch Leichtmetall verdrängt. Stahl-S. werden heute in Sektionen gebaut (Schiffbau).Geschichte: Der Urtyp des S. ist der Einbaum. Sehr alt sind auch Boote aus Rinde, Häuten, Binsen u. Ä. Aus dem Einbaum entstanden das Doppel- und Auslegerboot (Katamaran, urspr. in Ozeanien, heute auch als Sportboot) und schließlich das Kiel-S. mit Planken. Ruder-S. gab es auf den Flüssen Chinas bereits im 3. Jt. v. Chr., auf dem Nil unter den Pharaonen, ferner bei Phönikern und Griechen (Trieren). Das feste Steuerruder und der Kompass boten die Voraussetzung für die Hochseetüchtigkeit der Schiffe. Im Mittelmeer wurden die geruderten Galeeren zu hoher Vollkommenheit durchgebildet, in N- und W-Europa entstanden die Segelboote (Wikinger-S.), die sich über Koggen, Hulken und Karavellen zu den großen Segel-S. (nach 1800) entwickelten. Die Entwicklung der Dampf-S. begann Ende des 18. Jh. in Nordamerika und Großbritannien mit Raddampfern (erste Atlantiküberquerung 1819). Mitte des 19. Jh. wurde Eisen und seit etwa 1880 Stahl als Schiffbaumaterial allg. eingeführt. Nach Vervollkommnung der Kolbendampfmaschinen dienten seit etwa 1900 als Antriebsmaschinen zunehmend Dampfturbinen und seit 1910 Dieselmotoren; erste Antriebsanlage mit Kernenergie 1954 (amerikan. U-Boot »Nautilus«); erster Gasturbinenantrieb 1966 (Containerschiff »Admiral William M. Callaghan«).
Literatur:
Göttlicher, A.: Die S.e der Antike. Eine Einf. in die Archäologie der Unterwasserfahrzeuge. Berlin 1985.
Das große Buch der Schiffstypen, bearb. v. A. Dudszus u. a. Neuausg. Augsburg 1995.
Die großen Passagierschiffe der Welt. Illustriertes Schiffsregister, bearb. v. A. Kludas. Neuausg. Hamburg 1997.
II Schiff,
1) András, ungar. Pianist, * Budapest 21. 12. 1953; bekannt v. a. als Interpret der Werke J. S. Bachs, Mozarts und Bartóks.
2) Heinrich, österr. Violoncellist und Dirigent, * Gmunden 18. 11. 1952; v. a. bekannt als Interpret der Werke J. S. Bachs und zeitgenöss. Komponisten; darüber hinaus Gastdirigent u. a. in London und Dresden; seit 1990 künstler. Leiter der Northern Sinfonia (Newcastle) und seit 1995 Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur sowie des Philharmon. Orchesters Kopenhagen.
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