Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schielen
Schielen(Strabismus), das Abweichen der Augenachsen von der normalen Parallelstellung beim Blick in die Ferne. Ursache ist eine angeborene oder erworbene Fusionsschwäche als Folge von Brechungsfehlern, Augenmuskelanomalien oder erbl. Disposition. Bei den unterschiedl. Formen des latenten S. (z. B. latentes Einwärts-S. oder Esophorie, latentes Auswärts-S. oder Exophorie) sind die Abweichungen nur bei Ermüdung oder bei einäugigem Sehen erkennbar. Das durchgängig in Erscheinung tretende manifeste S. besteht meist als Begleit-S. (Strabismus concomitans), bei dem das schielende Auge das fixierende bei allen Bewegungen begleitet. Die häufigste Form, das Einwärts-S. (Esotropie, Strabismus convergens), entsteht überwiegend durch Übersichtigkeit, die bereits bei Fernblick zu einer Akkommodation mit begleitendem Konvergenzimpuls führt. Das Auswärts-S. (Exotropie, Strabismus divergens) tritt seltener auf und wird meist durch Kurzsichtigkeit verursacht. Im Ggs. zum Begleit-S. wird das Lähmungs-S. (Strabismus paralyticus) durch angeborene oder erworbene Schädigung eines Augenmuskels oder seiner Nerven verursacht; das betroffene Auge verharrt dabei in Schielstellung. - Die Behandlung des S. ist zur Erhaltung der vollen Sehkraft erforderlich; das von dem schielenden Auge erzeugte Bild wird zur Vermeidung von Doppelbildern zentral unterdrückt. Die Folge ist v. a. beim Einwärts-S. ein Verlust der Sehschärfe, bei angeborenem S. unterbleibt die Entwicklung zu normaler Sehschärfe; es kommt zu Schwachsichtigkeit. Angeborenes S. wird schon in den ersten Lebensmonaten durch Übungsbehandlung (Pleoptik) mit Abdeckung des gesunden Auges (Okklusivbehandlung) und ggf. durch Korrektur eines Brechungsfehlers durch eine Brille (etwa ab dem 15. Lebensmonat) behandelt, später durch Sehschulung (Orthoptik). Bei stärkerem S. ist eine operative Augenmuskelkorrektur erforderlich.
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