Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Schelling
Schẹlling,1) Caroline von, Schriftstellerin, * Göttingen 2. 9. 1763, ✝ Maulbronn 7. 9. 1809,
mit 2); Tochter des Orientalisten J. D. Michaelis. Sie ging 1792 nach Mainz, wo sie, beeinflusst von J. G. A. Forster, der mit der revolutionären frz. Besatzungsmacht sympathisierenden Partei nahe trat; deswegen 1793 in Königstein im Taunus gefangen gesetzt; 1796 Heirat mit A. W. Schlegel, 1803 Scheidung und Heirat mit F. W. J. von Schelling. Ihr Haus war Mittelpunkt der Geselligkeit des frühromant. Jenaer Kreises; neben ihrem Anteil an A. W. Schlegels Werk eigene Besprechungen literar. Werke; bed. Briefwechsel.
2) Friedrich Wilhelm Joseph von, Philosoph, * Leonberg 27. 1. 1775, ✝ Bad Ragaz 20. 8. 1854, 1803-09
mit 1); studierte, mit Hegel und Hölderlin befreundet, im Tübinger Stift, wurde 1798 durch Vermittlung Goethes als Prof. nach Jena berufen und war dort eng mit dem Kreis der Romantiker verbunden. 1803 nahm er einen Ruf nach Würzburg an. Nach 1806 wirkte er in München, 1820-26 in Erlangen, wurde 1827 Prof. in München, seit 1841 in Berlin. - S.s Philosophie bildet mit ihren versch. Phasen kein einheitl. System. Von Fichte ausgehend, entwarf er nach natur- und kunstphilosoph. Ansätzen ein System des absoluten Idealismus, das Geist und Natur, Subjekt und Objekt usw. als im Absoluten ununterschieden (»indifferent«) und nur in der Entwicklung des Absoluten zu Gegensätzen »auseinander gelegt« darstellt (Identitätsphilosophie). Das Naturgeschehen sieht S. als einen dialekt. Prozess des Werdens in einer dynam. Stufenfolge an. Sein Spätwerk (Philosophie der Mythologie und der Offenbarung) ist gekennzeichnet durch die Voraussetzung der absoluten Transzendenz Gottes und den Gedanken der Selbstbegrenzung der menschl. Vernunft. S.s Einfluss erstreckt sich auf die Naturphilosophie, die russ. Religionsphilosophie (W. S. Solowjow), die Anthropologie und Psychologie (A. Schopenhauer, F. Nietzsche, S. Freud, M. Scheler), die Existenzphilosophie (S. Kierkegaard, K. Jaspers, M. Heidegger), die Lebensphilosophie (H. Bergson) und den dialekt. Materialismus E. Blochs.
Werke: Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797); Von der Weltseele (1798); System des transcendentalen Idealismus (1800); Philosoph. Untersuchungen über das Wesen der menschl. Freiheit ... (1809); Philosophie der Mythologie (1842); Philosophie der Offenbarung (2 Bde., hg. 1858).
Literatur:
Kirchhoff, J.: F. W. J. von S. Reinbek 1994.
Frank, M.: Eine Einf. in S.s Philosophie. Frankfurt am Main 21995.
S.s Weg zur Freiheitsschrift. Legende u. Wirklichkeit, hg. v. H. M. Baumgartner u. W. G. Jacobs. Stuttgart 1996.
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