Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sauerstoff
Sauerstoff[nach grch.-lat. Oxygenium »Säurebildner«], chem. Symbol O, Element aus der sechsten Hauptgruppe des Periodensystems der chem. Elemente; Ordnungszahl 8, relative Atommasse 15,9994, Dichte von festem S. (bei —252 ºC) 1,426 g/cm3, Dichte von flüssigem S. (beim Siedepunkt) 1,118 g/cm3, Schmelzpunkt —218,7 ºC, Siedepunkt —183,0 ºC. S. tritt normalerweise als O2, d. h. molekular auf. Neben der zweiatomigen ist unter natürl. Bedingungen auch eine dreiatomige Form des S., das Ozon, stabil. Der sehr reaktionsfähige atomare S. bildet sich aus O2 unter dem Einfluss einer Glimmentladung oder aus Ozon durch Photolyse (z. B. in der Erdatmosphäre). S. ist bei normaler Temperatur ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas (in sehr dicker Schicht bläulich); flüssiger und fester S. sind hellblau gefärbt. S. ist sehr reaktionsfähig und reagiert mit vielen Elementen bzw. Verbindungen unter Wärme- und Lichtentwicklung, z. T. sogar explosionsartig. Diese Reaktionen des S. werden Oxidation (bes. bei raschem Verlauf auch Verbrennung) genannt; die dabei entstehenden Verbindungen des S. werden als Oxide bezeichnet. S. ist auf der Erde mit 49,5 Gew.-% das häufigste chem. Element; er wird technisch durch Luftverflüssigung und anschließende fraktionierende Destillation gewonnen. In den Handel kommt technisch erzeugter S. meist in blauen Stahlflaschen unter einem Druck von 200 bar. - S. wird technisch sehr vielfältig verwendet. Mit Wasserstoff oder Acetylen benutzt man ihn in Gebläsebrennern zur Erzielung hoher Verbrennungstemperaturen z. B. für das autogene Schweißen oder zum Schmelzen von Metallen. Auch bei der Gewinnung von Metallen (Sauerstoffmetallurgie) und bei chemisch-techn. Prozessen wie bei der Vergasung von Kohle und Öl und in therm. Crackverfahren spielt S. eine große Rolle. Außerdem wird S. bei vielen chem. Oxidationsreaktionen benötigt. Flüssiger S. dient z. B. als Oxidator für Raketentreibstoffe. - S. wurde 1774 von J. Priestley und (unabhängig von Priestley) von K. W. Scheele entdeckt. Die Mitwirkung des S. bei der Oxidbildung, Verbrennung und Atmung erkannte A. L. de Lavoisier (1774).
Literatur:
Elstner, E. F.: Der S. Mannheim u. a. 1990.
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