Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Saturn
Satụrn,1) der, Astronomie: nach Jupiter der zweitgrößte Planet unseres Sonnensystems, dessen scheinbarer Durchmesser je nach Erdabstand zw. etwa 14'' (ca. 1 650 Mio. km) und 20'' (ca. 1 200 Mio. km) liegt. Schon mit einem einfachen Fernrohr ist das ausgeprägte Ringsystem des S. zu erkennen. Dieses umgibt den Planeten in der um etwa 27º zur Bahnebene geneigten Äquatorebene, sodass es im Verlauf eines S.-Jahres unter versch. Neigungswinkeln zu beobachten ist. Die S.-Ringe wurden bereits von G. Galilei beobachtet, aber erst 1655 von C. Huygens als solche erkannt. Nach den heutigen Erkenntnissen besitzt der S. nicht weniger als sieben Ringgruppen, die (mit zunehmendem Planetenabstand) als D-, C-, B-, A-, F-, G- und E-Ringe bezeichnet werden. Der im Fernrohr äußere Ring A hat eine Breite von ca. 14 700 km und weist in seinem äußeren Bereich eine 200 km schmale Lücke (enkesche Teilung) auf. Die zw. den Ringgruppen A und B befindl., ca. 4 500 km breite Teilungslinie (cassinische Teilung) wurde bereits 1675 von P. Cassini entdeckt. Während die Ausdehnung des aus Gesteins- und Eisbrocken (bis etwa 10 m Durchmesser) bestehenden Ringsystems sehr groß ist (Breite z. B. des E-Rings über 100 000 km), beträgt seine Dicke nur etwa 400-500 m.
Bislang haben drei Raumsonden den S. erforscht: Pioneer 11 (1979), Voyager 1 (1980) und Voyager 2 (1981). Pioneer 11 entdeckte u. a. ein äußerst gleichmäßig geformtes Magnetfeld des S., Voyager 1 und 2 konnten mit hoch auflösenden Kameras in den klass. Ringbereichen tausende Einzelringe und Ringgruppen mit schwächeren Teilungen erkennen, eine Reihe von weiteren Monden nachweisen und die Turbulenzen sowie die chem. Zusammensetzung der S.-Atmosphäre untersuchen. Neben Wasserstoff und Helium, den Hauptbestandteilen, konnten Methan, Ammoniak, Äthan, Acetylen und verwandte Moleküle nachgewiesen werden. Man nimmt an, dass das Innere des S. aus drei Schichten besteht: einer äußeren aus einem flüssigen Gemisch aus Wasserstoff und Helium, an die sich nach innen (bedingt durch den hohen Druck) eine Zone aus metall. Wasserstoff anschließt und einem innersten eisenreichen festen Kern etwa von der Größe der Erde.
Die Existenz von 18 S.-Monden gilt als gesichert, einige weitere werden noch vermutet; bis auf die neun »klass.« S.-Monde (Mimas, Enceladus, Tethys, Dione, Rhea, Titan, Hyperion, Iapetus, Phoebe) handelt es sich aber um Objekte von nur bis zu etwa 300 km Durchmesser. Titan, der größte S.-Mond und wohl der ungewöhnlichste Satellit im Sonnensystem, ist von einer dichten Atmosphäre umgeben, die bei einem Bodendruck von etwa 1,5 bar zu über 80 % aus Stickstoff besteht sowie Argon, Methan und Spuren komplexerer Moleküle enthält, darunter auch zahlr. Kohlenwasserstoffverbindungen. Trotz dieser an die frühe Erdatmosphäre erinnernden Zusammensetzung dürfte auf Titan die notwendige Energie für die Synthese komplexer Makromoleküle gefehlt haben, die auf der Erde der Entstehung des Lebens vorausgegangen ist: die Temperatur an der Titanoberfläche liegt bei etwa —179 ºC.
2) Mythologie: (Saturnus) altital. Gottheit der Saaten und der Fruchtbarkeit, schon früh dem grch. Kronos gleichgesetzt.
3) die, Raumfahrt: Bez. für eine Serie schwerer amerikan. Trägerraketen (S. I, S. IB, S. V), vor allem für Apollo-Raumfahrzeuge; 1965-72 für den Start von drei Pegasus-Mikrometeoriten-Satelliten sowie innerhalb des Apollo-Programms, 1973 zum Start von Skylab und 1975 beim Apollo-Sojus-Raumflugunternehmen eingesetzt.
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