Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Satellit
Satellit[lat.] der,
1) Astronomie: Begleiter eines Planeten (Monde).
2) Raumfahrt: (künstl. S.) i. d. R. unbemannter Raumflugkörper, der mithilfe einer Trägerrakete oder (seit 1982 bei Erd-S.) von einem Raumtransporter gestartet bzw. ausgesetzt wird und einen Planeten (z. B. die Erde, deshalb auch Erd-S.) oder Mond umrundet. Alle anderen S. werden i. Allg. Orbiter genannt.
Je nach Aufgabe werden S. eingeteilt in wiss. S. zur Erforschung des näheren und weiteren Umfeldes der Erde, z. B. der oberen Atmosphäre, des Magnetfeldes, der kosm. Strahlung; astronom. S. zur Erforschung der Sonne, anderer Fixsterne, Suche nach Röntgenstrahlenquellen; biomedizin. S. oder Bio-S. zum Studium des Verhaltens von Pflanzen und Tieren bei Schwerelosigkeit; meteorolog. S. oder Wetter-S. für meteorolog. Beobachtungen; Erderkundungs-S. oder Erderforschungs-S. sowie geodät. S. zu Vermessungszwecken in der Kartographie, Geophysik und Geodäsie; Kommunikations-S. oder Nachrichten-S. zur Übertragung von Hörrundfunk- und Fernsehsendungen und Kommunikationsdaten aller Art; Navigations-S. zur kontinuierl. Positionsbestimmung im Schiffs- und Flugverkehr sowie in der Raumfahrt; Rettungs-S. zur Positionsbestimmung havarierter Schiffe und Flugzeuge; Geheim-S. oder militär. S. für Überwachungs- und Kommunikationsaufgaben (mit sinkender Bedeutung). Wetter-, Nachrichten- und Navigations-S. bilden die Gruppe der kommerziell bes. interessanten Anwendungssatelliten. Mit Ausnahme der Bio-S. und einiger militär. S. verbleiben S. auf ihren Umlaufbahnen, bis sie in der Erdatmosphäre verglühen. Die Funktionsdauer von S. schwankt je nach Einsatzzweck zw. wenigen Tagen und mehreren Jahren, die Verweilzeit in der Umlaufbahn könnte je nach Bahnhöhe bis zu einigen Tausend Jahren betragen.
Die äußere Form von S. wird von der Zweckmäßigkeit sowie der Beschränkung durch den verfügbaren Nutzlastraum in der Raketenoberstufe oder im Raumtransporter bestimmt; ihr Aussehen wird von Auslegern für die Messinstrumente und Solarzellenflächen geprägt. Hauptbestandteile sind: Struktur (Grundgerüst), Nutzlast (z. B. Messgeräte, spezielle fotograf. Kameras), Telemetrie- und Kommandoanlage, Energieversorgungs-, Klimaregelungs-, Stabilisierungs- und Lageregelungseinrichtung. Moderne S., v. a. Kommunikations-S., sind dreiachsenstabilisiert, d. h., durch ein System von kleinen Düsen u. a. kann ein S. gleichzeitig zum Erdmittelpunkt, senkrecht zur Äquatorebene und in Bahnrichtung stabilisiert werden. Nur wenn die Bordinstrumentierung keine fest definierte Orientierung im Raum benötigt, wird auf ein aufwendiges Lageregelungssystem verzichtet.
Die Bahnen von S. um die Erde sind Raumflugbahnen. Sie haben die Form von Kegelschnitten und sind nur im Sonderfall ideale Kreisbahnen. Um eine gewünschte S.-Bahn erreichen zu können, muss der S. horizontal zur Erdoberfläche mit bestimmter Höhe, Geschwindigkeit und Richtung in die Umlaufbahn eingeschossen werden. Kleinere Abweichungen können durch Lagekorrekturen ausgeglichen werden. Der erdnächste Punkt einer Umlaufbahn ist das Perigäum, der erdfernste das Apogäum. In rd. 36 000 km Höhe beträgt die Umlaufzeit genau 24 Stunden; der S. scheint für den ird. Beobachter am Himmel fixiert (geostationäre Umlaufbahn). Wegen der Erddrehung ist es vorteilhaft, S. in Richtung Osten zu starten; die dadurch dem S. zusätzlich verliehene Geschwindigkeit ist am Äquator am größten.
Literatur:
Burroughs, W. J.: Die Weltwettermaschine. Satellitentechnik, Wettervorhersage u. Klimaveränderungen. A. d. Engl. Basel u. a. 1993.
Kappas, M.: Fernerkundung nah gebracht. Bonn 1994.
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