Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Satanismus
Satanịsmusder, zusammenfassende Bez. (als Begriff im 19. Jh. aufgekommen) für geistige Strömungen und (quasireligiöse) Bewegungen, deren Anschauungen und (rituelle) Praktiken sich teils auf die Umwertung der überlieferten christl. Satansvorstellungen stützen, teils völlig losgelöst davon (d. h. ohne Bezug auf einen personifizierten Satan oder Teufel) eine allgemeine Philosophie der Unmoral und des Bösen zur Grundlage haben. Der heutige moderne S. ist antichristlich bzw. achristlich, aber auch anarchistisch oder nihilistisch ausgerichtet, vereint sehr heterogene Elemente und drückt sich bes. in Form organisierter Satanskulte aus (Teufelsmesse). In stark kommerzialisierter Form beeinflusst der S. den Lebensstil Jugendlicher (»Gruftis«, »schwarze Szene«), die Musik (Heavymetal) und hat auch seinen Ausdruck im Film (Kenneth Anger, * 1932; »Rosemaries Baby«, 1968, von R. Polanski, nach dem Roman von Ira Levin, * 1929) und in der Literatur (S. King) gefunden. Allen Formen des S. gemeinsam ist die bewusste Entwertung allgemein geltender eth. Prinzipien bis hin zur »religiösen« Verklärung des Bösen und der Selbstidentifizierung mit ihm, wobei A.Crowley als Vorbild gilt, der sich als die Inkarnation des Bösen schlechthin verstand. Geistesgeschichtlich wurzeln die heutigen satanist. Auffassungen weniger im mittelalterl. Teufelsglauben, sondern haben im (nach-)aufklärer. literar. S. (de Sade, Byron, Baudelaire, Huysmans u. a.) ihren Ausgang genommen, von dem allerdings die neugnost. Satanologie (Luziferreligion) okkultist. und theosoph. Autoren des 19. und 20. Jh. wie E. Lévi und H.-P. Blavatsky zu unterscheiden ist.
Literatur:
Frick, K. R. H.: Satan u. die Satanisten, 3 Bde. Graz 1982-86.
Dvorak, J.: S. Schwarze Rituale, Teufelswahn u. Exorzismus. Geschichte u. Gegenwart. München 1990.
Zacharias, G.: Satanskult u. Schwarze Messe. Neuausg. München 41991.
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