Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sambia
Sạmbia Fläche: 752 614 km2
Einwohner: (1995) 9,46 Mio.
Hauptstadt: Lusaka
Verwaltungsgliederung: 9 Provinzen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 24. 10.
Währung: 1 Kwacha (K) = 100 Ngwee (N)
Zeitzone: OEZ
(amtlich engl. Republic of Zambia), Staat im südl. Afrika, grenzt im N an die Demokrat. Rep. Kongo, im NO an Tansania, im O an Malawi, im SO an Moçambique, im S an Simbabwe, Botswana und Namibia, im W an Angola.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1991 (1996 revidiert) ist S. eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (150 Abg., auf fünf Jahre gewählt). Beratendes Gremium ist das House of Chiefs (27 traditionelle Führer ethn. Gruppen). Einflussreichste Parteien: Bewegung für eine Mehrparteiendemokratie (MMD), Vereinigte Nat. Unabhängigkeitspartei (UNIP).
Landesnatur: S. umfasst die teils bewaldeten, 1 100-1 500 m ü. M. gelegenen Rumpfflächen der zentralen und östl. Lundaschwelle mit einzelnen aufgesetzten Inselbergen. Der NO mit dem Tanganjikasee liegt im Bereich des Ostafrikan. Grabensystems und hat ein bewegteres Relief (bis 2 068 m ü. M.). Die Landschaft wird vom Sambesi und seinen Nebenflüssen durchzogen, meist in ausgedehnten Muldenzonen, in denen sich Flachseen und Sümpfe gebildet haben, bes. am oberen Sambesi, am Kafue sowie am Mweru- und Bangweolosee. Das trop. Hochlandklima ist mäßig warm und feucht. Ein Laub abwerfender Trockenwald bedeckt weite Teile des Landes. Nationalparks am Kafue und am Luangwa.
Bevölkerung: Die Bev. besteht aus über 90 ethn. Gruppen; zu den wichtigsten zählen Bantustämme, v. a. Bemba, Tonga, Lozi, Nyanja, daneben leben etwa 40 000 Europäer und 10 000 Inder sowie Flüchtlinge aus Angola in S.; 42 % der Bev. lebt in Städten. - Allg. Schulpflicht besteht vom 8. bis 15. Lebensjahr; Univ. in Lusaka (gegr. 1966), Copperbelt-Univ. in Kitwe (gegr. 1980). Die Analphabetenquote beträgt rd. 27 %. - Die Mehrheit der Bev. sind Christen, daneben gibt es noch Anhänger traditioneller Stammesreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: Landwirtschaft und Bergbau sind die wichtigsten Wirtschaftszweige. Für die Eigenversorgung werden bes. Mais, Hirse, Maniok, Gemüse, Weizen angebaut; für den Export (meist in Großfarmen) Tabak, Erdnüsse, Baumwolle, Zuckerrohr. Von Bedeutung sind außerdem Viehhaltung, Fischerei und Forstwirtschaft. Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Kupferbergbau im Copperbelt, mit Kobalt als wichtigstem Nebenprodukt der Kupferverhüttung. Außerdem werden Zink, Blei, Silber und Steinkohle gefördert. Energie wird hauptsächlich durch Wasserkraftwerke am Kafue und Sambesi erzeugt. S. hat vielseitige Industrie, bes. Erzverhüttung, Nahrungsmittel-, Textil-, chem., pharmazeut. und Metallind.; bed. Ind.standorte sind Ndola und Lusaka. Hauptanziehungspunkte für die Touristen sind die Nationalparks und die Victoriafälle des Sambesi. Exportiert werden Kupfer (85 % der Exporteinnahmen), Zink, Kobalt, Tabak; Haupthandelspartner sind Japan, Rep. Südafrika, Großbritannien, Deutschland. - Das Eisenbahnnetz ist 2 164 km lang; wichtig ist die Tansambahn, die die Verbindung zum Hafen von Daressalam in Tansania (Verschiffung der Exportgüter) herstellt; das Straßennetz umfasst 37 359 km, davon 6 444 km befestigt; internat. Flughäfen sind Lusaka, Ndola und Maramba.
Geschichte: 1650 entstand im oberen Sambesital das Reich der Rotse. Der O des heutigen S. gehörte bis ins 19. Jh. zum Reich Kazembe. Nach 1890 besetzte die British South Africa Company Territorien nördlich des Sambesi. Diese 1911 als Protektorat Nordrhodesien organisierten Gebiete kamen 1924 unter direkte brit. Kolonialverwaltung. 1953-63 war Nordrhodesien Teil der Zentralafrikanischen Föderation. Gestützt auf die UNIP erreichte K. Kaunda 1964 die Unabhängigkeit Nordrhodesiens unter dem Namen »Sambia«. Als Staatspräs. (1964-91) ließ Kaunda 1968-70 zahlr. ausländ. Unternehmen verstaatlichen und errichtete einen Einparteienstaat. Im Rhodesienkonflikt gehörte S., das eine wichtige Basis der simbabw. Befreiungsbewegung war, zu den sog. Frontstaaten. Die schlechte wirtsch. Lage seit den 80er-Jahren führte zu zahlr. inneren Unruhen; im Juni 1990 scheiterte ein Putschversuch gegen Kaunda. Dieser unterzeichnete im Dez. 1990 eine Verfassungsänderung zur Einführung eines Mehrparteiensystems. Nach den Präsidentschaftswahlen vom Nov. 1991 musste Kaunda nach 27-jähriger Alleinherrschaft die Macht an den Gewerkschaftsführer und Präs. der MMD, F. Chiluba, abtreten. Mit der Privatisierung von Staatsbetrieben versucht die Reg. seit 1995, den privaten Wirtschaftssektor zu stärken. Bei den von unabhängigen Beobachtern als weder frei noch fair bezeichneten und von der Oppositionspartei UNIP boykottierten Wahlen im Nov. 1996 wurde Chiluba im Amt bestätigt.
Literatur:
Roberts, A.: A history of Zambia. London 1976.
Schultz, J.: Zambia. Darmstadt 1983.
Senftleben, W.: S. Dreieich 1989.
Biermann, W.: Zambia - unterminierte Entwicklung. Saarbrücken u. a. 1990.
Esomba, S. N.: Zambia under Kaunda's presidency. Hamburg 1996.
Drescher, A. W.: S. Gotha 1998.
Grotpeter, J. J. u. a.: Historical dictionary of Zambia. Lanham, Md., 21998.
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