Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Salzburg
Sạlzburg,1) Bundesland Österreichs, 7 154 km2, (1998) 513 900 Ew.; umfasst die Stadt Salzburg mit eigenem Statut und die Bezirke Hallein, Salzburg-Umgebung, Sankt Johann im Pongau, Tamsweg und Zell am See; Hptst. ist Salzburg.
Das Land grenzt im N an Dtl. und erstreckt sich vom nördl. Alpenrand nach S über die Kalkalpen (im Hochkönig 2 941 m ü. M.) und die Tallandschaften der Salzach (Pinzgau, Pongau) bis auf den Kamm der Hohen Tauern (mit Venediger-, Glockner-, Sonnblick-, Ankogelgruppe) und über den W der Niederen Tauern in das obere Murtal (Lungau). Im NW ragt S. in das Alpenvorland hinein, im O hat es Anteil am Salzkammergut. Hauptsiedlungsgebiet ist das Alpenvorland mit dem Kernraum Salzburg/Hallein, wo 60 % der Bev. leben. - Die Land- und Forstwirtschaft nutzt 56 % der Fläche, überwiegend als Weideland. S. ist v. a. ein Viehzuchtgebiet (Rinder-, aber auch Pferdezucht); auf Milch- und Fleischerzeugung entfallen 80 % des landwirtsch. Produktionswertes. Der Bergbau fördert Salz am Dürrnberg bei Hallein, Wolfram bei Mittersill; Energieerzeugung durch Wasserkraftwerke bei Kaprun und im Stubachtal; die wichtigsten Industriezweige sind die Nahrungsmittel-, Metall-, chem., Holz-, Textil- und Bekleidungsind.; große Bedeutung hat der Fremdenverkehr; neben der Stadt Salzburg sind die Hohen Tauern, die Radstädter Tauern, die Kitzbüheler Alpen sowie das Salzkammergut Hauptanziehungspunkte.- 1803 wurde das Fürstentum S. (Salzburg 3) Kurfürstentum als habsburg. Sekundogenitur; 1805-10, endgültig seit 1816 österr.; ab 1850 österr. Kronland, ab 1920 österr. Bundesland; 1938-45 als Reichsgau S. beim Dt. Reich.
2) Hptst. von 1), im Tal der Salzach, 144 000 Ew.; Erzbischofssitz; Univ. (1622 gegr., 1810-1962 geschlossen), Päpstl. Philosoph. Institut, Internat. Forschungszentrum für Grundfragen der Wiss.; Akademie für Musik und darstellende Kunst (Mozarteum); insbesondere durch die Salzburger Festspiele ein Zentrum der Musik und Theaterkultur; mehrere Museen, darunter Carolino Augusteum, Haus der Natur, Mozartmuseum; Kongress- und Messestadt, zweitwichtigstes österr. Dienstleistungszentrum (nach Wien) mit starkem Fremdenverkehr und überregionaler Handels-, Güterumschlags- und Bankenfunktion; Metallind., Gerätebau, Nahrungsmittel-, Textil- u. a. Ind.; Verkehrsknotenpunkt, Flughafen.
Stadtbild: Die größtenteils auf dem linken Flussufer liegende Altstadt (seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe) lehnt sich an Mönchs- und Festungsberg (mit Festung Hohensalzburg 1077-1147, zahlr. Umbauten) im W, der Teil rechts des Flusses an den Kapuzinerberg an. Mittelpunkt der bischöfl. Stadt ist der Dom (1614-28, von S. Solari); um ihn gruppiert: Residenz (1595-1619, NW-Flügel 1788-90), Neugebäude (1592-1602) und Residenzbrunnen (1656-61); die Benediktiner-Erzabtei St. Peter mit der roman., barockisierten Stiftskirche, dem Petersfriedhof mit frühchristl. »Katakomben«; die spätromanisch-got. Franziskanerkirche (mit Hochaltar von J. B. Fischer von Erlach, 1709); das Erzbischöfl. Palais und die Kapitel-(Pferde-)Schwemme (1732). Der Komplex des ehem. Marstalls (1607) mit Winter- und Sommer-(Felsen-)Reitschule (1662, 1693) wurde zum Großen und Kleinen Festspielhaus umgebaut. Bed. sind ferner Kollegien- und Ursulinenkirche (beide von Fischer von Erlach, 17./18. Jh.); Erhard- und Kajetanerkirche (beide von G. G. Zuccalli, Ende 17. Jh.); ehem. Augustinerkloster in Mülln und Benediktinerinnenkloster Nonnberg (1463-1507) mit roman. Fresken (um 1150) in der Stiftskirche; Rathaus (in der heutigen Gestalt 1616-18), Geburtshaus Mozarts (Museum), Alte Univ. und barocke Hofmarstall-(Pferde-)Schwemme (1695) auf dem Siegmundsplatz. Rechts der Salzach befinden sich Dreifaltigkeitskirche (von Fischer von Erlach, 1694-1702), Sebastiankirche (1505-12, 1749-53 barockisiert; Grabmal des Paracelsus) und das von J. L. von Hildebrandt 1721-27 umgebaute Schloss Mirabell mit Mirabellgarten. Der Kapuzinerberg trägt das Kapuzinerkloster und das Franziskischlössl (1629). - In der Umgebung Gaisberg (1 288 m ü. M.), die Wallfahrtskirche Maria Plain, die Schlösser Klessheim (1700-09, von Fischer von Erlach), Leopoldskron (1736 im Rokokostil) und Hellbrunn.
Geschichte: Neben den um 700 auf den Resten des röm. Iuvavum gegr. Klöstern (Sankt Peter und Nonnberg) und dem Dom entstand die 774 erstmals erwähnte Kaufmannssiedlung S., die 996 Markt- und Münzrecht, 1368 Stadtrecht erhielt. S. nahm ab dem 16. Jh. als Handelsstadt und als fürsterzbischöfl. Residenz einen großen Aufschwung, verlor seine Bed. als wirtsch. und kulturelles Zentrum zu Beginn des 19. Jh. (frz. und bayr. Besetzung; Aufhebung der Univ. 1810; Anschluss an Österreich 1816).
Literatur:
Sedlmayr, H.: S.s Aufgabe in der Kunstgeschichte. Salzburg u. a. 1966.
3) Erzbistum, um 700 als Bistum gegr.; 739 durch Bonifatius kirchlich umgrenzt; ab 798 Erzbistum; der weltl. Besitz entwickelte sich zum Pufferstaat zw. Bayern und den habsburg. Landen. 1731/32 mussten rd. 20 000 Protestanten S. verlassen. 1803 Säkularisation; 1825 Neuorganisation nach Neuumschreibung der Grenzen. Der Erzbischof von S. führt den Ehrentitel eines Primas von Deutschland.
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Ansicht: Salzburg