Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Salpetersäure
Salpetersäure,HNO3, wichtigste Sauerstoffsäure des Stickstoffs; reine (wasserfreie) S. ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit (Dichte 1,522 g/cm3), die zw. 83 ºC und 87 ºC siedet (Zersetzung) und bei —41,6 ºC zu schneeweißen Kristallen erstarrt; sie bildet mit Wasser ein bei 121,8 ºC siedendes azeotropes Gemisch, das 69,2 % HNO3 enthält (konzentrierte S.). Am Licht zersetzt sich S. unter Bildung von Sauerstoff und Stickstoffdioxid, NO2, das sich in der S. mit gelbroter Farbe löst; rote rauchende S. enthält Stickoxide in größerer Menge. S. ist eine stark oxidierende Säure, die die meisten unedlen Metalle löst; daneben löst sie auch das Edelmetall Silber und kann dadurch dieses von Gold trennen (»scheiden«; S. wird deshalb auch Scheidewasser genannt). Einige unedle Metalle, z. B. Aluminium, Chrom, Eisen, werden von konzentrierter S. nicht angegriffen, was auf die Bildung einer dünnen, beständigen Oxidhaut zurückgeführt wird (Passivierung). Auf organ. Verbindungen wirkt S. teils zerstörend infolge Oxidation, teils nitrierend ein. Eiweißstoffe werden meist gelb verfärbt (Xanthoproteinreaktion). Bei hoher Konzentration der S. kann die Reaktion mit brennbaren Stoffen zur Entflammung führen. Hochkonzentrierte S. dient als Oxidatorkomponente für Raketentreibstoffe.
Die großtechn. Herstellung der S. erfolgt überwiegend durch Ammoniakverbrennung (Ostwald-Verfahren). Dabei wird Ammoniak mit überschüssiger Luft an Platinnetzen als Katalysatoren zu Stickoxid, NO, verbrannt. Die Reaktionsgase werden in mehrere hintereinander geschaltete Reaktionstürme geleitet; im ersten erfolgt die Oxidation zu Stickstoffdioxid, NO2, in den folgenden die Absorption des NO2 durch S. abnehmender Konzentration; im letzten Absorptionsturm wird Wasser zugeführt. Zuletzt wird die S. im Entgasungsturm von nicht umgesetztem NO befreit und als 40- bis 60 %ige »Turmsäure« abgezogen.
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