Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Sade
Sade[sad], Donatien Alphonse François, Marquis de, frz. Schriftsteller, * Paris 2. 6. 1740, ✝ Charenton (heute zu Saint-Maurice, Dép. Val-de-Marne) 2. 12. 1814; Offizier; war 27 Jahre in Haft, zunächst wegen Sittlichkeitsdelikten, 1793/94 wegen angebl. Revolutionsfeindlichkeit, ab 1803 in der Irrenanstalt von Charenton. S. verfasste v. a. philosoph. Romane und Erzählungen, die genaue Beschreibungen sexueller Ausschweifungen und Grausamkeiten mit materialist. Naturphilosophie in der Tradition P. H. T. d'Holbachs verbinden. Mit den Mitteln des Schauerromans werden der Triumph des Lasters über die Tugend und die Macht des Bösen gefeiert, so in den Romanen »Die Geschichte der Justine ...« (1791, 2 Bde.; 2. Fassung »Die neue Justine«, 1797, 10 Bde.), »Aline und Valcour« (1795, 4 Bde.), »Die 120 Tage von Sodom« (Fragment, hg. 1904) und in den Dialogen »Die Philosophie im Boudoir« (1795, 2 Bde.). Von den Zeitgenossen scharf angegriffen, wurden seine Werke von C. Baudelaire und G. Flaubert wegen ihrer schonungslosen psycholog. Analyse geschätzt und im 20. Jh. als Beispiele einer Grenzüberschreitung neu entdeckt.
Literatur:
Jean, R.: Ein Portrait des Marquis de S. Aus dem Frz. München 1990.
Pauvert, J.-J.: Der göttl. Marquis,2 Bde. A. d. Frz. München u. a. 1991.
Lever, M.: Marquis de S. Die Biographie. A. d. Frz. Wien u. a. 1995.
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