Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Saarland
Saarland,Land im W von Deutschland, 2 570 km2, (1998) 1,077 Mio. Ew.; Hptst. ist Saarbrücken.
Landesnatur: Das S. umfasst v. a. das wellige Saar-Nahe-Bergland südlich vom Hunsrück, aufgebaut z. T. aus Karbon mit ausgedehnten Steinkohlenflözen. Im Schwarzwälder Hochwald, einem Teil des Hunsrücks, sind die Weißkircher Höhe und der Dollberg (695 m ü. M.) die höchsten Erhebungen. Im Raum von Homburg ragt das Pfälzer Gebrüch in das S. hinein. Im äußersten S liegt die hügelige Muschelkalkhochfläche des fruchtbaren Bliesgaus, im W der Saargau. Hauptfluss ist die Saar mit fruchtbarem Tal, dazu ihre Nebenflüsse Blies, Prims und Nied.Bevölkerung: Die Bev. spricht im S überwiegend rheinfränkisch-pfälzisch, im N moselfränkisch. Dicht besiedelt ist der S des Landes (Ballungsgebiet Saarbrücken-Dillingen-Neunkirchen). - Das S. besitzt eine Univ., eine Musik- und eine Kunsthochschule sowie vier FH, u. a. eine für Bergbau. - 72,7 % der Bev. sind kath., 21,7 % evangelisch.Wirtschaft: Während früher die Montanind. vorherrschte, ist das S. heute eine Ind.region mit einer vielfältigen Branchenstruktur. Hinzu kommt die zentrale europ. Lage mit traditionell engen Handelsbeziehungen zu Frankreich. 27 % des S. sind landwirtschaftlich genutzte Fläche: Anbau von Getreide, Gemüse, Obst und Reben, daneben Rinder-, Schweine- und Geflügelzucht. Von den Bodenschätzen hat ausschl. die Steinkohle Bedeutung; der Bergbau erreichte 1955 mit einer Förderung von 17,2 Mio. t Steinkohle einen Höchststand; seither ist die Förderung rückläufig, begleitet von einer betriebl. Konzentration (1995: fünf Förderanlagen). Mit dem Bergbau verbunden sind Veredelungsbetriebe (Kokereien, Kraftwerke). Auf der Basis der einheim. Kohle und der eingeführten lothring. Minette hat sich die Eisen- und Stahlind. entwickelt. Die Krisen in der Montanind. haben seit den 1960er-Jahren zu Stilllegungen und Konzentrationen geführt sowie das Bemühen gefördert, die Monostruktur (abgesehen von der überregional bed. Glas- und Keramikind.) mit ihren Nachteilen abzubauen. Nach 1960 wurden zahlr. neue Betriebe der Metallverarbeitung, chem., Kunststoff-, Elektro-, Gummi- und Textilind., des Fahrzeugbaus sowie das größte Fertighauswerk Europas angesiedelt. - Das S. verfügt über eine gute Verkehrsinfrastruktur. Die wichtigsten Straßenverbindungen laufen in und bei Saarbrücken zusammen. Die Autobahn Mannheim-Saarbrücken-Paris ist die wichtigste Fernstraße. Dazu kommt die Autobahnverbindung in das Rhein-Ruhr-Gebiet. Wichtigste elektrifizierte Bahnlinie ist die Verbindung Metz-Saarbrücken-Mannheim. Die Saar ist mit dem frz. Kanalnetz verbunden; wichtigster Hafen ist Saarbrücken; internat. Flughafen in Saarbrücken-Ensheim.Verfassung: Nach der Verf. vom 15. 12. 1947 (mit Änderungen) liegt die Legislative beim Landtag (51 Abg., für fünf Jahre gewählt). Die Reg. unter Vorsitz des vom Landtag gewählten MinPräs. ist dem Parlament verantwortlich. Die Verf. sieht die Möglichkeit von Volksbegehren und -entscheiden vor.
Geschichte: Durch den Versailler Vertrag wurden die südl. Teile der ehem. preuß. Rheinprovinz und die westl. Teile der bayer. Pfalz auf 15 Jahre (ab 10. 1. 1920) einer Völkerbundsreg. unterstellt. 1935 kam dieses Saargebiet nach Volksabstimmung (90,7 % für Dtl.) an das Dt. Reich zurück. 1935-40 mit der Pfalz zum Gau Saarpfalz vereinigt; 1940-45 Westmark genannt; ab 2. 1. 1946 (bis dahin frz. Besatzungszone) unter frz. Verwaltung. MinPräs. J. Hoffmann (1947-55) und die von ihm geführte »Christl. Volkspartei« (CVP) unterstützten die frz. Saarpolitik, ebenso wie die »Sozialist. Partei des S.« (SPS). Im Rahmen der Pariser Verträge beschlossen Bundeskanzler K. Adenauer und der frz. MinPräs. P. Mendès-France 1954 ein Saarstatut (europ. Status des S.s im Rahmen der »Westeurop. Union«, WEU). Nachdem die Bev. nach Zulassung der für eine Rückgliederung eintretenden Parteien des »Heimatbunds«, CDU, SPD, DPS (Demokrat. Partei Saar) in der Volksabstimmung vom 23. 10. 1955 das Saarstatut abgelehnt hatte, wurde das S. gemäß dem dt.-frz. Saarabkommen (1956) als Bundesland der Bundesrep. Dtl. eingegliedert (mit Wirkung vom 1. 1. 1957). 1955-80 war die CDU die stärkste Partei und stellte die MinPräs. H. Ney (1956/57), H. E. Reinert (1957-59), F.-J. Röder (1959-79) und W. Zeyer (1979-85), seit 1980 ist es die SPD (seit 1985 mit absoluter Mehrheit); MinPräs. war 1985-98 O. Lafontaine, seither ist es R. Klimmt.
Literatur:
Schmidt, Robert H.: Saarpolitik 1945-1957, 3 Bde. Berlin 1959-62.
Herrmann, H.-W. u. Sante, G. W.: Geschichte des S.es. Würzburg 1972.
Geschichtl. Landeskunde des S.es, hg. v. K. Hoppstädter u. a., 2 Bde. Saarbrücken 1-31977-83.
Born, M.: Geograph. Landeskunde des S.es. Saarbrücken 1980.
Wirtschaftsgeographie des S.es, hg. v. K. Mathias. Saarbrücken 1980.
Das S., hg. v. D. Soyez u. a., 2 Bde. Saarbrücken 1989.
Saarländische Geschichte, hg. v. R. van Dülmen u. a. St. Ingbert 1995.
Heinen, A.: Saarjahre. Politik u. Wirtschaft im S. 1945 - 1955. Stuttgart 1996.
Lebenserfahrungen an der Saar. Studien zur Alltagskultur 1945 - 1995, hg. v. E. Dillmann u. R. van Dülmen. St. Ingbert 1996.
Grenz-Fall. Das S. zwischen Frankreich u. Deutschland, hg. v. R. Hudemann u. a. St. Ingbert 1997.
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