Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
rumänische Literatur.
rumänische Literatur.Der geschriebenen r. L. ging eine umfangreiche Volksdichtung mit einer Vielfalt von Gattungen voraus: Liebes- und Klagelyrik, v. a. die Doină sowie die ep. Ballade, satir. religiöse und mag. Dichtung sowie das Märchen.16. bis 18. Jh.: Erst im 16. Jh. trat neben die altkirchenslaw. Literatur eine rumänischsprachige, als deren ältester datierbarer Text ein Brief des Bojaren Neacşu (1521) gilt. Der v. a. von Siebenbürgen ausgehende Einfluss der luther. Reformationsbewegung trug zur Entstehung anspruchsvoller Texte in rumän. Sprache, wie Übersetzungen kirchl. Texte, dreier Psalter und einer Apostelgeschichte, bei. Höhepunkt der altrumän. Literatur sind die unter dem Einfluss der poln. Humanisten entstandenen Schriften der moldauischen Chronisten G. Ureche, M. Costin und I. Neculce sowie das Werk des moldauischen Fürsten D. Cantemir. Das in der Geschichtsschreibung zutage tretende National- und Latinitätsbewusstsein bildete in der 2. Hälfte des 18. und Anfang des 19. Jh. die Grundlage für die histor. und philolog. Arbeiten der »Siebenbürg. Schule« (S. Micu, G. Şincai, P. Maior, I. Budai-Deleanu) mit dem Zentrum in Blaj (Einführung der lat. Schrift anstelle der kyrillischen). In der gleichen Zeit öffnete sich die r. L. nach W-Europa.19. Jh.: Im Anschluss an den Klassizismus und die Vorromantik W-Europas brachten nationalromant. Bestrebungen der »Achtundvierziger« (Paşoptişti) die polit. und histor. Schriften von N. Bălcescu und M. Kogălniceanu, die histor. Legenden von D. Bolintineanu, Fabeln und Satiren von G. Alexandrescu u. a. Führende Persönlichkeit nach 1850 war V. Alecsandri als Lyriker, Dramatiker und Sammler rumän. Volksdichtung. Die stärkste bestimmende Kraft im rumän. Geistesleben des späteren 19. Jh. bildete die 1863 gegründete literar. Gesellschaft »Junimea« (u. a. T. L. Maiorescu). Ihre Mitgl. waren meist im Ausland ausgebildete, germanophile Intellektuelle; Mitarbeiter ihrer Zeitschrift »Convorbiri literare« waren auch die Klassiker der r. L.: M. Eminescu, I. Creangă, I. Slavici und I. L. Caragiale.20. Jh.: Zu Beginn des Jh. standen sich eine nationalspezif., bes. dem bäuerl. Leben zugewandte Literatur (M. Sadoveanu, G. Coşbuc, A. Vlahuţă) und eine modernist. Dichtung, v. a. symbolist. Ausprägung (O. Densuşianu, A. Macedonski, I. Minulescu, G. Bacovia) gegenüber. Die Gegensätzlichkeit einer traditionalist. und einer fortschrittl. Grundhaltung lebte nach 1920 bis zum Zweiten Weltkrieg in der Auseinandersetzung zw. den Autoren um die Zeitschrift »Gîndirea« und den in der frz. Kultur verwurzelten Autoren (E. Lovinescu) fort. Diese Epoche war die Blütezeit der r. L.: im Roman mit L. Rebreanu, Camil und Cezar Petrescu, in der Lyrik mit T. Arghezi, L. Blaga und I. Barbu sowie in der Kritik (histor. und philosoph. Essays) mit N. Iorga, G. Călinescu, T. Vianu und Blaga.
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges und der Ausrufung der Volksrep. (1947) stand die r. L. bis etwa 1964 im Zeichen des sozialist. Realismus. Den formalästhet. Zwängen zum Trotz schufen Camil Petrescu, Călinescu, M. Preda, P. Dumitriu bed. Werke. Seit Mitte der 60er-Jahre wurden in der r. L. die vielfältigen stilist. Mittel der Zwischenkriegszeit wieder aufgenommen (A. Ş. Doinaş, M. Sorescu, N. Stanescu, Ana Blandiana, N. Breban, S. Bănulescu). Abkehr vom Politischen, Hinwendung zu Fantastik und die Erprobung neuer Formen und Stile kennzeichneten die junge Literatur (L. Dimov, D. Ţepeneag, D. R. Popescu). Zunehmende Einschränkungen der Meinungsfreiheit und literar. Darstellungsmöglichkeiten seit den 70er-Jahren veranlassten Autoren, unter ihnen Ţepeneag, Negoiţescu und P. Goma, zur Emigration. Beim Sturz des Diktators Ceauşescu waren viele Schriftsteller politisch aktiv. Publiziert werden gegenwärtig v. a. Zeugnisse der kommunist. Gewaltherrschaft und bisher unveröffentlichte Werke regimekrit. (Blaga) und exilierter Autoren. Bekanntester Vertreter der r. L. ist gegenwärtig M. Dinescu, 1990-93 Vors. des rumän. Schriftstellerverbandes.
▣ Literatur:
Gabanyi, A. U.: Partei u. Literatur in Rumänien seit 1945. München 1975.
⃟ Literatur Rumäniens 1944-1980. Einzeldarstellungen, hg. v. Z. Dumitrescu-Buşulenga u. M. Bucur. Berlin (Ost) 1983.
⃟ Rumänistik in der Diskussion. Sprache, Literatur u. Geschichte, hg. v. G. Holtus u. E. Radtke. Tübingen 1986.
⃟ Behring, E.: Rumän. Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Konstanz 1994.
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges und der Ausrufung der Volksrep. (1947) stand die r. L. bis etwa 1964 im Zeichen des sozialist. Realismus. Den formalästhet. Zwängen zum Trotz schufen Camil Petrescu, Călinescu, M. Preda, P. Dumitriu bed. Werke. Seit Mitte der 60er-Jahre wurden in der r. L. die vielfältigen stilist. Mittel der Zwischenkriegszeit wieder aufgenommen (A. Ş. Doinaş, M. Sorescu, N. Stanescu, Ana Blandiana, N. Breban, S. Bănulescu). Abkehr vom Politischen, Hinwendung zu Fantastik und die Erprobung neuer Formen und Stile kennzeichneten die junge Literatur (L. Dimov, D. Ţepeneag, D. R. Popescu). Zunehmende Einschränkungen der Meinungsfreiheit und literar. Darstellungsmöglichkeiten seit den 70er-Jahren veranlassten Autoren, unter ihnen Ţepeneag, Negoiţescu und P. Goma, zur Emigration. Beim Sturz des Diktators Ceauşescu waren viele Schriftsteller politisch aktiv. Publiziert werden gegenwärtig v. a. Zeugnisse der kommunist. Gewaltherrschaft und bisher unveröffentlichte Werke regimekrit. (Blaga) und exilierter Autoren. Bekanntester Vertreter der r. L. ist gegenwärtig M. Dinescu, 1990-93 Vors. des rumän. Schriftstellerverbandes.
▣ Literatur:
Gabanyi, A. U.: Partei u. Literatur in Rumänien seit 1945. München 1975.
⃟ Literatur Rumäniens 1944-1980. Einzeldarstellungen, hg. v. Z. Dumitrescu-Buşulenga u. M. Bucur. Berlin (Ost) 1983.
⃟ Rumänistik in der Diskussion. Sprache, Literatur u. Geschichte, hg. v. G. Holtus u. E. Radtke. Tübingen 1986.
⃟ Behring, E.: Rumän. Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Konstanz 1994.