Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
rumänische Kunst.
rumänische Kunst.Im heutigen Rumänien wird die r. K., bedingt durch die histor. Entwicklung, in der Moldau und Walachei am reinsten repräsentiert. Siebenbürgen stand schon im MA. in lebhaftem Kontakt mit Mitteleuropa, während die beiden anderen Regionen Elemente westl. Kunst nur punktuell und erst im 18. Jh. verstärkt aufnahmen. - Die Kunst der alten Donaufürstentümer Moldau und Walachei lässt einen eigenen Stil seit dem 15. Jh. erkennen, bes. in der Baukunst der Walachei, die den byzantin. Typus der Kreuzkuppelkirche (Fürstenkirche in Curtea de Argeş, Mitte 14. Jh.) und den vom Athos stammenden Dreikonchenchor mit hohem Kuppeltambour und meist einschiffigem und tonnengewölbtem Laienraum aufnahm und weiterbildete (Klosterkirche Cozia, 1382-88). Bei der Bischofskirche in Curtea de Argeş (1517 geweiht) treten als nat. Sonderzüge v. a. turmartige Tambourkuppeln, schräg gestellte Tambourfenster und eine reiche Bauplastik hervor. Bei den Klosterbauten in der Moldau (heute Weltkulturerbe der UNESCO) verbanden sich byzantinische mit got. Formen (Voroneţ, 1488; Moldoviţa, 1532; Suceviţa, um 1582-84); die Außenmauern wurden oft mit Wandmalereien bedeckt. In Anlehnung an die Holzarchitektur wurde in der Moldau das durch zwei oder mehrere übereinander gestaffelte Pendentifs gebildete »moldauische Gewölbe« (bis ins 18. Jh. nachweisbar) entwickelt (Heiligkreuzkirche in Pǎtrǎuţi, Kr. Suceava, 1487). Westeurop. Vorbildern schloss sich die städt. Baukunst seit dem Barock und bes. seit dem 19. Jh. an. - Wand- und Ikonenmalerei sind nachhaltig der byzantin. Tradition verpflichtet und nehmen insbesondere serb. Einflüsse auf. Im 16. Jh. bildete sich ein eigenes ikonograph. System heraus, bezeichnend ist zugleich die Tendenz zu größerer Wirklichkeitsnähe. Bes. in der Walachei blühte im 17. und 18. Jh. eine eigenartige, volkstüml. Ikonenkunst. - Die führenden Maler des 19. Jh. und der modernen rumän. Malerei erhielten entscheidende Anregungen aus Frankreich: T. Aman, I. Andreescu, N. Grigorescu, Ş. Luchian, G. Petraşcu, T. Pallady, N. Tonitza, D. Ghiaţǎ. Für den 1930 nach Paris übersiedelten V. Brauner wurde der Surrealismus richtungweisend. - In der Bildhauerkunst erlangte der aus Dtl. stammende K. Stork, S. Ionescu-Valbudea, der zum Klassizismus neigende I. Georgescu, der von Rodin beeinflusste D. Paciurea Bedeutung. C. Brâncuşi, der sich 1904 in Paris niederließ, erlangte internat. Anerkennung. - Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen die dem sozialist. Realismus zuzuordnenden Werke starke expressionist. Züge. Seit den 1960er-Jahren orientieren sich zahlr. Künstler an der westeurop. Kunstszene. Die kunstkrit. Diskussion in Rumänien scheidet streng zw. Künstlern, die ihre Werke den modernen Tendenzen des Westens zuordnen, und jenen Künstlern, die zu spezifisch rumän. Formfindung analog zur Kunst Westeuropas gelangten. Die traditionsreiche Volkskunst (Textilkunst, Keramik, Hinterglasmalerei) wird weiterhin gepflegt.
Literatur:
R. Hootz. Kunstdenkmäler in Rumänien, hg. v. München u. a. 1986.
Simion, V.: Silber- u. Goldschmiedekunst in Rumänien. Bukarest 1990.
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