Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Rüstung
Rüstung,1) Bautechnik: Behelfskonstruktionen aus Holz oder Stahl, bes. bei Schalungen.
2) Militär- und Waffengeschichte: die Schutzbekleidung gegen Waffenwirkungen: seit dem Altertum Panzer und Beinschienen (beides im Spät-MA. vom Harnisch abgelöst), Helm sowie der Schild.
3) Politik und Wirtschaft: alle Güter und Dienstleistungen, die militär. Zwecken dienen bzw. von militär. Auftraggebern eines Staates oder Bündnisses nachgefragt werden; i. e. S. die militär. Beschaffung und Materialerhaltung einschließl. der militär. Forschung. Man unterscheidet zw. konventioneller, biolog., chem. und nuklearer R. Bei Gütern und Anlagen, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt (z. B. Lastkraftwagen, Beobachtungssatelliten oder Pestizidfabriken) oder in denen zivile (Insektenbekämpfungsmittel) wie auch militär. Produkte (Nervenkampfstoffe) hergestellt werden können, wird von »dual use« gesprochen. Dies erschwert es, präzise Daten über den Umfang der R.-Produktion zu ermitteln. Zu den R.-Ausgaben zählen nach der NATO-Definition alle Ausgaben für die regulären Streitkräfte (einschl. der Pensionen für ehemal. Militärpersonal), Ausgaben für die Stationierung fremder Truppen, Kosten für die NATO-Infrastruktur und zivile Bedienstete sowie die Militärhilfe an andere Nationen (einschl. Ausrüstung und Ausbildung). Unberücksichtigt bleiben dabei Ausgaben für paramilitär. Kräfte sowie für zivile Projekte, die aber militärisch nutzbar sind (z. B. Straßen und Flugplätze). Die Sanierungsfrage von Umweltverschmutzungen bleibt offen.
Statistiken zu den R.-Ausgaben sind untereinander nur schwer zu vergleichen, da sie jeweils von versch. Definitionen ausgehen. Darüber hinaus werden sie von Wechselkursschwankungen und unterschiedl. Preisentwicklungen in den Ländern beeinflusst. Dies erschwert bes., die Entwicklung der R.-Ausgaben der Nachfolgestaaten der UdSSR sowie einiger Entwicklungsländer nachzuzeichnen, obwohl z. B. Russland sich um Transparenz bemüht. Erst seit Ende der 1980er-Jahre gibt es von den UN ein standardisiertes Berichtssystem.
Die R.-Ausgaben der wichtigsten Staaten der Erde nahmen im 20. Jh. bis Ende der 1980er-Jahre beständig zu. Sie erreichten ihren Höhepunkt 1987 mit rd. 1 200 Mrd. US-$. Der Hauptteil der R.-Ausgaben (rd. 80 %) entfiel zw. 1945 und 1989 auf die Staaten der NATO (rd. 45 %) und des Warschauer Paktes (rd. 35 %). Mit dem Ende des Kalten Krieges verminderten sich die R.-Ausgaben. Die NATO-Ausgaben sanken zw. 1992 und 1995 durchschnittlich um 3 % und insgesamt von 1988 bis 1996 um 25 %. In Ostasien, v. a. aber im Nahen Osten geht jedoch der Aufrüstungstrend über das Ende des Ost-West-Konflikts hinaus ungebrochen weiter.
Literatur:
Militärgeschichtl. Forschungsamt, Anfänge westdt. Sicherheitspolitik. 1945-1956, hg. vom 4 Bde. München u. a. 1982-97.
Müller, Erwin: Rüstungspolitik u. Rüstungsdynamik. Fall USA. Baden-Baden 1985.
Matthies, V.: Kriegsschauplatz Dritte Welt. München 1988.
Wallner, J. H.: Konventionelle Rüstungskontrolle u. Fernerkundung in Europa. Baden-Baden 1995.
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