Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Runen
Runen[zu ahd. rūna »Geheimnis«, »Geflüster«], die in Inschriften überlieferten german. Schriftzeichen, die vom 2. Jh. n. Chr. bis ins skandinav. MA. gebräuchlich waren. Die Mehrzahl der auf bewegl. Gegenständen (aus Holz, Knochen, Metall) und später auf Stein überlieferten Inschriften sind kurz, oft nur Weih- oder Besitzerinschriften, denen wohl auch mag. Kraft zugeschrieben wurde. Einige enthalten mag. oder im 11. Jh. n. Chr. christl. Formeln, aus der Spätzeit stammen auch R.plättchen rein profanen Charakters, nur in Einzelfällen sind es literar. Zeugnisse (Stein von Rök, Östergötland, 9. Jh. n. Chr.; Karlevistein, Insel Öland, um 1000 n. Chr.). Die Sitte, Gedenksteine (Bautasteine) mit Runen zu beschriften, entstand im 8. Jh. n. Chr. Genannt wird immer auch der Auftraggeber, der sich so als der rechtmäßige Erbe des Verstorbenen zu erkennen gibt. Hauptverbreitungsgebiet der R. war Skandinavien einschließl. Island, die ältesten stammen von den dän. Inseln Seeland und Fünen sowie den angrenzenden Gebieten (im W Jütland und Schleswig, im O Schonen). In der Völkerwanderungszeit (4.-6. Jh.) und in der Wikingerzeit (ab dem 9. Jh.) verbreitete sich die R.-Schrift im W bis zu den Brit. Inseln, im O bis Russland, im SO bis Rumänien und Griechenland und im S bis S-Dtl. und in das Rheingebiet. Bis in das 8. Jh. wurde eine Reihe aus 24 Zeichen benutzt, das nach ihren ersten sechs Zeichen benannte (Ältere) Futhark (FuÞark). Die Sprache dieser ältesten Denkmäler, z. B. die Goldhörner von Gallehus, der Bildstein von Möjbro, Uppland, und Brakteaten des 5. und 6. Jh., ist das dialektal noch nicht differenzierte »Urnordische«. In Zusammenhang mit einem Lautwandel des Urnordischen wurde im Lauf des 7. und 8. Jh. wohl in S-Norwegen und S-Schweden eine kürzere R.-Reihe von 16 Zeichen entwickelt (»Jüngeres Futhark«); es wurde in der Wikingerzeit benutzt, aus der die Mehrzahl aller R.-Inschriften stammt. Ein Zentrum liegt in der historischen schwed. Prov. Uppland, wo ab dem 11. Jh. in der Gegend um den Mälarsee über 1 000 spätwikingerzeitl. R.-Steine entstanden sind; sie verbinden z. T. die german. Schlangenornamentik mit christl. Symbolen. Der Ursprung der R. ist in Alphabeten des Mittelmeerraumes zu suchen. Als Vorbild dienten vielleicht nordetrusk. Alphabete und/oder das lat. Alphabet.
▣ Literatur:
Schnall, W.: Die Runeninschriften des europ. Kontinents. Göttingen 1973.
⃟ Düwel, K.: Runenkunde. Stuttgart 21983.
⃟ Elliott, R. W. V.: Runes. An introduction. Neuausg. Manchester 1989.
Runen[zu ahd. rūna »Geheimnis«, »Geflüster«], die in Inschriften überlieferten german. Schriftzeichen, die vom 2. Jh. n. Chr. bis ins skandinav. MA. gebräuchlich waren. Die Mehrzahl der auf bewegl. Gegenständen (aus Holz, Knochen, Metall) und später auf Stein überlieferten Inschriften sind kurz, oft nur Weih- oder Besitzerinschriften, denen wohl auch mag. Kraft zugeschrieben wurde. Einige enthalten mag. oder im 11. Jh. n. Chr. christl. Formeln, aus der Spätzeit stammen auch R.plättchen rein profanen Charakters, nur in Einzelfällen sind es literar. Zeugnisse (Stein von Rök, Östergötland, 9. Jh. n. Chr.; Karlevistein, Insel Öland, um 1000 n. Chr.). Die Sitte, Gedenksteine (Bautasteine) mit Runen zu beschriften, entstand im 8. Jh. n. Chr. Genannt wird immer auch der Auftraggeber, der sich so als der rechtmäßige Erbe des Verstorbenen zu erkennen gibt. Hauptverbreitungsgebiet der R. war Skandinavien einschließl. Island, die ältesten stammen von den dän. Inseln Seeland und Fünen sowie den angrenzenden Gebieten (im W Jütland und Schleswig, im O Schonen). In der Völkerwanderungszeit (4.-6. Jh.) und in der Wikingerzeit (ab dem 9. Jh.) verbreitete sich die R.-Schrift im W bis zu den Brit. Inseln, im O bis Russland, im SO bis Rumänien und Griechenland und im S bis S-Dtl. und in das Rheingebiet. Bis in das 8. Jh. wurde eine Reihe aus 24 Zeichen benutzt, das nach ihren ersten sechs Zeichen benannte (Ältere) Futhark (FuÞark). Die Sprache dieser ältesten Denkmäler, z. B. die Goldhörner von Gallehus, der Bildstein von Möjbro, Uppland, und Brakteaten des 5. und 6. Jh., ist das dialektal noch nicht differenzierte »Urnordische«. In Zusammenhang mit einem Lautwandel des Urnordischen wurde im Lauf des 7. und 8. Jh. wohl in S-Norwegen und S-Schweden eine kürzere R.-Reihe von 16 Zeichen entwickelt (»Jüngeres Futhark«); es wurde in der Wikingerzeit benutzt, aus der die Mehrzahl aller R.-Inschriften stammt. Ein Zentrum liegt in der historischen schwed. Prov. Uppland, wo ab dem 11. Jh. in der Gegend um den Mälarsee über 1 000 spätwikingerzeitl. R.-Steine entstanden sind; sie verbinden z. T. die german. Schlangenornamentik mit christl. Symbolen. Der Ursprung der R. ist in Alphabeten des Mittelmeerraumes zu suchen. Als Vorbild dienten vielleicht nordetrusk. Alphabete und/oder das lat. Alphabet.
▣ Literatur:
Schnall, W.: Die Runeninschriften des europ. Kontinents. Göttingen 1973.
⃟ Düwel, K.: Runenkunde. Stuttgart 21983.
⃟ Elliott, R. W. V.: Runes. An introduction. Neuausg. Manchester 1989.