Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Rubens
Rubens[fläm. 'ry-], Peter Paul, fläm. Maler, * Siegen (Westfalen) 28. 6. 1577, ✝ Antwerpen 30. 5. 1640; seit 1589 in Antwerpen, ging 1600 nach Italien, wurde Hofmaler des Herzogs Vincenzo Gonzaga in Mantua, war tätig in Rom, Venedig, Florenz und Genua; studierte hier neben der Malerei des röm. Frühbarock (Caravaggio, Carraci) und der Renaissance (Tizian, Leonardo da Vinci, Michelangelo) auch antike Bildwerke und schuf seine ersten Altarwerke und Porträts. 1608 kehrte R. nach Antwerpen zurück, wurde Hofmaler des Erzherzogs Albert und baute seine Werkstatt auf (u. a. van Dyck, F. Snijders, J. Bruegel d. Ä.). 1610 heiratete R. Isabella Brant (* 1591, ✝ 1626; u. a. »Doppelbildnis in der Geißblattlaube«, 1609/10; München, Alte Pinakothek), 1630 die sechzehnjährige Helene Fourment. Durch seine Tätigkeit am frz., span. und engl. Hof war er mehrmals als Diplomat auf Reisen. Die großen Altarwerke »Kreuzaufrichtung« (1610/11) und »Kreuzabnahme« (1612-14; beide Antwerpen, Kathedrale) kennzeichnen die erste Reifestufe einer Kunst, die zur Grundlage der europ. Barockmalerei wurde. Neben von Pathos und Sinnlichkeit erfüllten Bildern wie dem »Raub der Töchter des Leukippos durch die Dioskuren Kastor und Pollux« (um 1618; München, Alte Pinatkothek) und der »Amazonenschlacht« (vor 1619; ebd.) stehen religiöse Darstellungen, z. B. das große und kleine »Jüngste Gericht« (um 1615/16 bzw. 1618-20; ebd.). Zu seinen größten Aufträgen zählen die beiden Medici-Gemäldezyklen für Paris (1622-25 für das Palais Luxembourg, heute im Louvre; 1628-31 die Geschichte Heinrichs IV., erhalten elf Entwürfe, u. a. in der Gemäldegalerie Berlin und in den Uffizien in Florenz). Das letzte große Altarwerk, der »Ildefonso-Altar« (1630-32; Wien, Kunsthistor. Museum), führt die kolorist. Entwicklung (seit Mitte der 1620er-Jahre) zum Höhepunkt. Bedeutend für das Spätwerk ist die Landschaft, u. a. »Landschaft mit Philemon und Baucis« (1635-40; Wien, Kunsthistor. Museum), »Landschaft mit Regenbogen« (um 1635; München, Alte Pinakothek) und »Schloss Steen« (1635-37; London, National Gallery); außerdem Porträts (»Helene Fourment mit ihrem Sohn Frans«, um 1635; München, Alte Pinakothek). - Das Werk von R., etwa 3 000 Gemälde, davon 600 überwiegend eigenhändig oder von ihm überarbeitet, sowie etwa 200 Handzeichnungen (v. a. in der Albertina in Wien), wurde durch Reproduktionsstiche der eigenen Stecherwerkstatt verbreitet; es hat die europ. Kunst über Jahrhunderte beeinflusst und geprägt.
Literatur:
Billeter, F.: Zur künstler. Auseinandersetzung innerhalb des Rubenskreises. Frankfurt am Main u. a. 1993.
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