Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Romanze
Romạnze[altfrz., Roman] die,
1) Literatur: episch-lyr. Gattung in der span. und portugies. Literatur, entspricht etwa der Ballade, gekennzeichnet durch trochäische Achtsilber mit gleich bleibender Assonanz. Der Ursprung der R. ist nicht geklärt, bis zum 15. Jh. wurde sie ausschl. mündlich tradiert und lebte auch in den folgenden Jh. in der mündl. Tradition weiter. Der erste Druck stammt von 1510, die erste Sammlung (»Cancionero de romances«) erschien 1548, viele weitere »Romanceros« folgten. Diese Volks-R. besingen Ereignisse der span. Geschichte, auch des karoling. und breton. Sagenkreises. Seit dem »Siglo de oro« (16./17. Jh.) nutzten die span. Lyriker die Form der R. und erweiterten ihre Themen (u. a. F. Gómez de Quevedo y Villegas, L. de Góngora y Argote, Lope de Vega). In der Romantik wurde die Kunst-R. wieder beliebt für die Gestaltung mittelalterl. Stoffe (J. Zorilla y Moral), im 20. Jh. für zeitgenöss. Themen (J. Guillén, R. Alberti, F. García Lorca).
In Dtl. wurden Begriff und Gattung von J. W. L. Gleim mit den »Romanzen« (1756) eingeführt und zunächst synonym für »Kunstballade« verwendet, so auch im Sturm und Drang, bei G. A. Bürger, Goethe und Schiller. Auf den formal gebundenen volkstüml. Charakter hingewiesen zu haben, ist das Verdienst J. G. Herders, der mit seinen kongenialen Übersetzungen, insbesondere des R.-Zyklus »Der Cid« (1805), eine Blüte der romant. R.-Dichtung einleitete (R.-Dichtung, L. Tieck, F. de la Motte Fouqué, C. Brentanos »R. vom Rosenkranz«, entstanden 1804-12, hg. 1852; H. Heines »Atta Troll«, 1847).
2) Musik: seit Ende des 15. Jh. in Spanien die Vertonung einer R. für eine Singstimme mit Instrumentalbegleitung; in Frankreich seit Mitte des 18. Jh. ein Liebeslied in Strophenform, auch in der Opéra comique verwendet; die frz. R. beeinflusste die dt. R., die v. a. im 19. Jh. als Bestandteil des dt. Singspiels (z. B. C. M. von Weber) sowie als Lied für Solostimme mit Klavierbegleitung (z. B. C. Loewe, F. Schubert) und für Chor (z. B. J. Brahms) ihren Höhepunkt hatte; in der Instrumentalmusik seit F.-J. Gossec (1761) ein stimmungsvolles, frei gestaltetes Musikstück von schwärmer. Grundhaltung, bes. als langsamer Sinfoniesatz, Konzertstück für Violine und Orchester (L. van Beethoven) oder Klavierstück (R. Schumann).
Romạnze[altfrz., Roman] die,
1) Literatur: episch-lyr. Gattung in der span. und portugies. Literatur, entspricht etwa der Ballade, gekennzeichnet durch trochäische Achtsilber mit gleich bleibender Assonanz. Der Ursprung der R. ist nicht geklärt, bis zum 15. Jh. wurde sie ausschl. mündlich tradiert und lebte auch in den folgenden Jh. in der mündl. Tradition weiter. Der erste Druck stammt von 1510, die erste Sammlung (»Cancionero de romances«) erschien 1548, viele weitere »Romanceros« folgten. Diese Volks-R. besingen Ereignisse der span. Geschichte, auch des karoling. und breton. Sagenkreises. Seit dem »Siglo de oro« (16./17. Jh.) nutzten die span. Lyriker die Form der R. und erweiterten ihre Themen (u. a. F. Gómez de Quevedo y Villegas, L. de Góngora y Argote, Lope de Vega). In der Romantik wurde die Kunst-R. wieder beliebt für die Gestaltung mittelalterl. Stoffe (J. Zorilla y Moral), im 20. Jh. für zeitgenöss. Themen (J. Guillén, R. Alberti, F. García Lorca).
In Dtl. wurden Begriff und Gattung von J. W. L. Gleim mit den »Romanzen« (1756) eingeführt und zunächst synonym für »Kunstballade« verwendet, so auch im Sturm und Drang, bei G. A. Bürger, Goethe und Schiller. Auf den formal gebundenen volkstüml. Charakter hingewiesen zu haben, ist das Verdienst J. G. Herders, der mit seinen kongenialen Übersetzungen, insbesondere des R.-Zyklus »Der Cid« (1805), eine Blüte der romant. R.-Dichtung einleitete (R.-Dichtung, L. Tieck, F. de la Motte Fouqué, C. Brentanos »R. vom Rosenkranz«, entstanden 1804-12, hg. 1852; H. Heines »Atta Troll«, 1847).
2) Musik: seit Ende des 15. Jh. in Spanien die Vertonung einer R. für eine Singstimme mit Instrumentalbegleitung; in Frankreich seit Mitte des 18. Jh. ein Liebeslied in Strophenform, auch in der Opéra comique verwendet; die frz. R. beeinflusste die dt. R., die v. a. im 19. Jh. als Bestandteil des dt. Singspiels (z. B. C. M. von Weber) sowie als Lied für Solostimme mit Klavierbegleitung (z. B. C. Loewe, F. Schubert) und für Chor (z. B. J. Brahms) ihren Höhepunkt hatte; in der Instrumentalmusik seit F.-J. Gossec (1761) ein stimmungsvolles, frei gestaltetes Musikstück von schwärmer. Grundhaltung, bes. als langsamer Sinfoniesatz, Konzertstück für Violine und Orchester (L. van Beethoven) oder Klavierstück (R. Schumann).