Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Romantik
Romạntik[engl. romantic, frz. romantique, urspr. »romanhaft«] die,
1) allg.: eine zum Gefühlvollen, zum Idealisieren, zum Wunderbaren, Märchenhaften und Fantastischen neigende Weltauffassung und -darstellung.
2) eine geistes- und stilgeschichtl. Epoche, die zw. den Revolutionsjahren 1789 und 1848 das geistige Leben in Europa (und später den USA) maßgeblich bestimmte, wobei in den nat. Ausprägungen große Unterschiede auftraten. Gemeinsame Grundlage romant. Weltsicht war die Veränderung des sozialen Gefüges durch die Frz. Revolution. Die Romantiker waren sich der Diskrepanz zw. dem in der Frz. Revolution verkündeten Freiheitsideal und der tatsächlichen gesellschaftl. Realität bewusst. Eigentl. Raum menschl. Selbstverwirklichung wurde die innere Welt, aber auch eine verklärt gesehene Vergangenheit, in der die menschl. Gemeinschaft noch nicht auseinander gebrochen war. Im Gesellschaftlichen führte der romant. Subjektivismus zur Infragestellung sozialer Konventionen. In O-, SO- und S-Europa trug die R. wesentlich zum Erwachen des neuen Nationalgefühls bei, das die Loslösung von der Fremdherrschaft (Habsburgermonarchie, Osman. Reich) anstrebte. - Die Subjektivierung des Menschenbildes erforderte die Abkehr von den durch den Rationalismus bestimmten ästhet. Prinzipien der Aufklärung, eine Wendung, die allerdings bereits in der 2. Hälfte des 18. Jh. - u. a. durch J.-J. Rousseau und den dt. Sturm und Drang - vorbereitet worden war. Wesentliche Elemente romant. Kunstäußerung sind u. a. der Ausdruck subjektiven Empfindens, Darstellung der Sehnsucht nach dem Unendlichen (als dessen Chiffre die endl. Welt verstanden wurde), ein verfeinerter Sinn für das Individuelle, das als freieste Erscheinungsform des Unendlichen erfahren wurde, ausgeprägtes Naturgefühl und die Entwicklung des Geschichtsbewusstseins. Innerer Zerrissenheit begegneten die Künstler mit melancholisch-sentimentaler Haltung (»Weltschmerz«) oder mit »romant. Ironie«, in der die Antinomie zw. Endlichem und Unendlichem Ausdruck fand.In der Literatur sind diese Elemente am deutlichsten ausgeprägt. Da die romant. Literatur alle Einzelerscheinungen als Spiegel des Unendlichen versteht, sind die offenen Formen charakteristisch, die die Grenzen der Gattungen sprengen. Der künstler. Schaffensprozess selbst wird erstmals zum literar. Thema, der Literaturbegriff umfasst alle Bereiche von Kunst und Wissenschaft. Die Werke der ersten Romantikergeneration entstanden um 1800: In England fand sich die Lake-School zusammen (W. Wordsworth, S. T. Coleridge u. a.), in Dtl. der Kreis der Jenaer Romantiker im Salon der Caroline von Schlegel (L. Tieck, die Brüder F. und A. W. Schlegel, Novalis, der durch sein Romanfragment »Heinrich von Ofterdingen« [1802] mit der »blauen Blume« das Symbol der R. schuf, der Theologe F. Schleiermacher, der Philosoph F. W. J. von Schelling), etwas später die Heidelberger Romantiker (A. von Arnim, C. Brentano, J. und W. Grimm, J. von Görres). In Frankreich begann der Bruch mit den klassizist. Traditionen Anfang des 19. Jh. durch F. R. de Châteaubriands Rückbesinnung auf das Christentum, v. a. aber durch Madame de Staël, die die neuere dt. Literatur in Frankreich bekannt machte (aus frz. Sicht sind auch Goethe und Schiller romant. Autoren). Die zweite Generation der R. etablierte sich zw. 1810 und 1820: in England Lord Byron, P. B. Shelley, J. Keats, in Dtl. E. T. A. Hoffmann, J. von Eichendorff, in Frankreich um 1830 V. Hugo, A. de Musset. Bes. durch Byrons Dichtungen wurden die romant. Ideale nach Russland (A. S. Puschkin, M. J. Lermontow) und in die Ukraine (T. H. Schewtschenko) weitergetragen. In Italien war die R. eng mit dem Risorgimento verknüpft (A. Manzoni), in Polen gewann die Literatur der R. überragende Bedeutung für die Bewahrung der nat. Kontinuität (bes. durch A. Mickiewicz und J. Słowacki), auch in Ungarn war das literar. Schaffen 1820-48 direkt mit dem Kampf um eine eigene Nation verbunden (M. Vörösmarty, S. Petőfi). Das Großepos erlebte in der Gestaltung nat. Stoffe seine letzte Blüte (Mickiewicz, der Tscheche K. Mácha). Zeitlich verschoben erreichte die romant. Geisteshaltung auch die Literatur der USA (die Transzendentalisten R. W. Emerson und H. D. Thoreau; E. A. Poe).
Der Umbruch, den die R. insgesamt mit sich brachte, war folgenreich. Die Rückbesinnung auf die Vergangenheit führte zur Entdeckung der Volksdichtung und des Mythos (J. und W. Grimm), zur neuen Gattung des Kunstmärchens (W. Hauff, H. C. Andersen), der histor. Roman löste sich vom fantast. Hintergrund des Ritterromans und orientierte sich an wirkl. Ereignissen (W. Scott); die Beschäftigung mit den Nationalsprachen mündete in die Entstehung der philolog. Wiss. (u. a. Germanistik, Romanistik, Slawistik); das Interesse für andere Kulturen brachte bed. literar. Übersetzungen hervor (Tieck übersetzte z. B. Dante und M. de Cervantes Saavedra, A. W. Schlegel P. Calderón de la Barca und Shakespeare). Die Überschreitung fest gefügter Gattungsgrenzen, die Verschmelzung der Künste, die Ästhetik des Fragmentarischen (angesichts der Antinomie von Endlichkeit und Unendlichkeit und der Unangemessenheit jeder endl. Aussage) u. a. wiesen den Weg in die künstler. Moderne.In der Musik umfasst die R. etwa den Zeitraum von 1820 bis 1910. Zw. der Spätklassik und den Anfängen der Neuen Musik entfaltete sich in dieser Epoche ein großer Reichtum an musikal. Stilerscheinungen, der nur annähernd in vier Stilphasen (Früh-R., Hoch-, Spät-, Nach-R.) untergliedert werden kann. Die Musik wird als eine autonome Tonwelt gesehen, die bes. subjektive Gefühle und Stimmungen auszudrücken vermag. Satztechnisch knüpften die Romantiker z. T. an die vorklass. Musik (L. Spohr), z. T. an die Wiener Klassik an, so bes. F. Schubert, der (bei romant. Grundhaltung) die Klassik eigenständig fortsetzte (Früh-R.). Er wurde auch zum Schöpfer des neueren dt. Liedes. Nach C. M. von Weber und H. Marschner verblasste die dt. romant. Oper und verbürgerlichte (A. Lortzing). Die zweite romant. Generation (Hoch-R.; u. a. F. Chopin, R. Schumann, F. Mendelssohn Bartholdy) pflegte bes. die Instrumentalmusik (v. a. Klavier). In Frankreich begründete H. Berlioz die romant. Programmmusik. Zur Spät-R. zählen das spätere Werk von F. Liszt und R. Wagner sowie das von J. Brahms, H. Wolf und A. Bruckner. Neue Formen der Harmonik finden sich in den Werken der Komponisten der Nach-R. (G. Mahler, R. Strauss, H. Pfitzner, M. Reger).Die bildende Kunst zw. 1790 und 1830 ist kein Stil im Sinne der vorangegangenen. Sie brachte keine allg. verbindl. Formen hervor, ist aber eng verbunden mit der zeitgenössischen geistesgeschichtl. Entwicklung; bes. die dt. Landschaftsmalerei drückt ein neues, sehr individuelles Naturgefühl aus, in dem Mensch und Natur eine innige Beziehung eingehen (P. O. Runge, C. D. Friedrich, J. A. Koch, C. P. Fohr, K. Blechen, C. G. Carus). Für die späteren dt. Romantiker wurden Sage und Märchen thematisch wichtig (L. Richter, M. von Schwind; auch bed. Buchillustrationen). In der engl. Landschaftsmalerei wirkte die malerisch-gefühlsansprechende Auffassung des 18. Jh. nach (W. Turner, J. Constable, R. Bonington). W. Blake und J. H. Füßli schufen eine dichterisch inspirierte romant. Kunst, deren Formen im Klassizismus wurzeln. In der frz. R. spielt die Landschaft keine beherrschende Rolle, für T. Géricault und E. Delacroix blieb die menschl. Gestalt entscheidend. Religiöse und histor. Themen wurden von den Nazarenern (in Verbindung mit romant. Landschaften bei J. Schnorr von Carolsfeld), später von den Präraffaeliten gestaltet. Nach 1830 blieb die romant. Haltung in der Malerei noch lebendig, doch verflachte zunehmend ihr geistiger Anspruch. In der Architektur sind romant. Tendenzen durch enge Verbindung des Baus mit der Landschaft und durch den Rückgriff auf die Geschichte (Neugotik) bestimmt. Durch die Hinwendung zur Architektur der Vergangenheit schuf die R. die Grundlagen der Denkmalpflege.
▣ Literatur:
H. Prang. Begriffsbestimmung der R., hg. v. Darmstadt 21972.
⃟ Baumgart, F.: Vom Klassizismus zur R. 1750-1832. Köln 1974.
⃟ R. Ein literaturwissenschaftl. Studienbuch, hg. v. E. Ribbat. Frankfurt am Main 1979.
⃟ Baumgartner, A.: Musik der R. Salzburg 1983.
⃟ Die literar. Frühromantik, hg. v. S. Vietta. Göttingen 1983.
⃟ Jensen, J. C.: Malerei der R. in Dtl. Köln 1985.
⃟ Die dt. R. Poetik, Formen u. Motive, hg. v. H. Steffen. Göttingen 41989.
⃟ Hoffmeister, G.: Dt. u. europ. R. Stuttgart 21990.
⃟ Aquarelle u. Zeichnungen der dt. R., bearb. v. J. C. Jensen. Köln 31992.
⃟ Rummenhöller, P.: R. in der Musik. Neuausg. Kassel 1995.
⃟ Günzel, K.: Die dt. Romantiker. Zürich 1995.
1) allg.: eine zum Gefühlvollen, zum Idealisieren, zum Wunderbaren, Märchenhaften und Fantastischen neigende Weltauffassung und -darstellung.
2) eine geistes- und stilgeschichtl. Epoche, die zw. den Revolutionsjahren 1789 und 1848 das geistige Leben in Europa (und später den USA) maßgeblich bestimmte, wobei in den nat. Ausprägungen große Unterschiede auftraten. Gemeinsame Grundlage romant. Weltsicht war die Veränderung des sozialen Gefüges durch die Frz. Revolution. Die Romantiker waren sich der Diskrepanz zw. dem in der Frz. Revolution verkündeten Freiheitsideal und der tatsächlichen gesellschaftl. Realität bewusst. Eigentl. Raum menschl. Selbstverwirklichung wurde die innere Welt, aber auch eine verklärt gesehene Vergangenheit, in der die menschl. Gemeinschaft noch nicht auseinander gebrochen war. Im Gesellschaftlichen führte der romant. Subjektivismus zur Infragestellung sozialer Konventionen. In O-, SO- und S-Europa trug die R. wesentlich zum Erwachen des neuen Nationalgefühls bei, das die Loslösung von der Fremdherrschaft (Habsburgermonarchie, Osman. Reich) anstrebte. - Die Subjektivierung des Menschenbildes erforderte die Abkehr von den durch den Rationalismus bestimmten ästhet. Prinzipien der Aufklärung, eine Wendung, die allerdings bereits in der 2. Hälfte des 18. Jh. - u. a. durch J.-J. Rousseau und den dt. Sturm und Drang - vorbereitet worden war. Wesentliche Elemente romant. Kunstäußerung sind u. a. der Ausdruck subjektiven Empfindens, Darstellung der Sehnsucht nach dem Unendlichen (als dessen Chiffre die endl. Welt verstanden wurde), ein verfeinerter Sinn für das Individuelle, das als freieste Erscheinungsform des Unendlichen erfahren wurde, ausgeprägtes Naturgefühl und die Entwicklung des Geschichtsbewusstseins. Innerer Zerrissenheit begegneten die Künstler mit melancholisch-sentimentaler Haltung (»Weltschmerz«) oder mit »romant. Ironie«, in der die Antinomie zw. Endlichem und Unendlichem Ausdruck fand.In der Literatur sind diese Elemente am deutlichsten ausgeprägt. Da die romant. Literatur alle Einzelerscheinungen als Spiegel des Unendlichen versteht, sind die offenen Formen charakteristisch, die die Grenzen der Gattungen sprengen. Der künstler. Schaffensprozess selbst wird erstmals zum literar. Thema, der Literaturbegriff umfasst alle Bereiche von Kunst und Wissenschaft. Die Werke der ersten Romantikergeneration entstanden um 1800: In England fand sich die Lake-School zusammen (W. Wordsworth, S. T. Coleridge u. a.), in Dtl. der Kreis der Jenaer Romantiker im Salon der Caroline von Schlegel (L. Tieck, die Brüder F. und A. W. Schlegel, Novalis, der durch sein Romanfragment »Heinrich von Ofterdingen« [1802] mit der »blauen Blume« das Symbol der R. schuf, der Theologe F. Schleiermacher, der Philosoph F. W. J. von Schelling), etwas später die Heidelberger Romantiker (A. von Arnim, C. Brentano, J. und W. Grimm, J. von Görres). In Frankreich begann der Bruch mit den klassizist. Traditionen Anfang des 19. Jh. durch F. R. de Châteaubriands Rückbesinnung auf das Christentum, v. a. aber durch Madame de Staël, die die neuere dt. Literatur in Frankreich bekannt machte (aus frz. Sicht sind auch Goethe und Schiller romant. Autoren). Die zweite Generation der R. etablierte sich zw. 1810 und 1820: in England Lord Byron, P. B. Shelley, J. Keats, in Dtl. E. T. A. Hoffmann, J. von Eichendorff, in Frankreich um 1830 V. Hugo, A. de Musset. Bes. durch Byrons Dichtungen wurden die romant. Ideale nach Russland (A. S. Puschkin, M. J. Lermontow) und in die Ukraine (T. H. Schewtschenko) weitergetragen. In Italien war die R. eng mit dem Risorgimento verknüpft (A. Manzoni), in Polen gewann die Literatur der R. überragende Bedeutung für die Bewahrung der nat. Kontinuität (bes. durch A. Mickiewicz und J. Słowacki), auch in Ungarn war das literar. Schaffen 1820-48 direkt mit dem Kampf um eine eigene Nation verbunden (M. Vörösmarty, S. Petőfi). Das Großepos erlebte in der Gestaltung nat. Stoffe seine letzte Blüte (Mickiewicz, der Tscheche K. Mácha). Zeitlich verschoben erreichte die romant. Geisteshaltung auch die Literatur der USA (die Transzendentalisten R. W. Emerson und H. D. Thoreau; E. A. Poe).
Der Umbruch, den die R. insgesamt mit sich brachte, war folgenreich. Die Rückbesinnung auf die Vergangenheit führte zur Entdeckung der Volksdichtung und des Mythos (J. und W. Grimm), zur neuen Gattung des Kunstmärchens (W. Hauff, H. C. Andersen), der histor. Roman löste sich vom fantast. Hintergrund des Ritterromans und orientierte sich an wirkl. Ereignissen (W. Scott); die Beschäftigung mit den Nationalsprachen mündete in die Entstehung der philolog. Wiss. (u. a. Germanistik, Romanistik, Slawistik); das Interesse für andere Kulturen brachte bed. literar. Übersetzungen hervor (Tieck übersetzte z. B. Dante und M. de Cervantes Saavedra, A. W. Schlegel P. Calderón de la Barca und Shakespeare). Die Überschreitung fest gefügter Gattungsgrenzen, die Verschmelzung der Künste, die Ästhetik des Fragmentarischen (angesichts der Antinomie von Endlichkeit und Unendlichkeit und der Unangemessenheit jeder endl. Aussage) u. a. wiesen den Weg in die künstler. Moderne.In der Musik umfasst die R. etwa den Zeitraum von 1820 bis 1910. Zw. der Spätklassik und den Anfängen der Neuen Musik entfaltete sich in dieser Epoche ein großer Reichtum an musikal. Stilerscheinungen, der nur annähernd in vier Stilphasen (Früh-R., Hoch-, Spät-, Nach-R.) untergliedert werden kann. Die Musik wird als eine autonome Tonwelt gesehen, die bes. subjektive Gefühle und Stimmungen auszudrücken vermag. Satztechnisch knüpften die Romantiker z. T. an die vorklass. Musik (L. Spohr), z. T. an die Wiener Klassik an, so bes. F. Schubert, der (bei romant. Grundhaltung) die Klassik eigenständig fortsetzte (Früh-R.). Er wurde auch zum Schöpfer des neueren dt. Liedes. Nach C. M. von Weber und H. Marschner verblasste die dt. romant. Oper und verbürgerlichte (A. Lortzing). Die zweite romant. Generation (Hoch-R.; u. a. F. Chopin, R. Schumann, F. Mendelssohn Bartholdy) pflegte bes. die Instrumentalmusik (v. a. Klavier). In Frankreich begründete H. Berlioz die romant. Programmmusik. Zur Spät-R. zählen das spätere Werk von F. Liszt und R. Wagner sowie das von J. Brahms, H. Wolf und A. Bruckner. Neue Formen der Harmonik finden sich in den Werken der Komponisten der Nach-R. (G. Mahler, R. Strauss, H. Pfitzner, M. Reger).Die bildende Kunst zw. 1790 und 1830 ist kein Stil im Sinne der vorangegangenen. Sie brachte keine allg. verbindl. Formen hervor, ist aber eng verbunden mit der zeitgenössischen geistesgeschichtl. Entwicklung; bes. die dt. Landschaftsmalerei drückt ein neues, sehr individuelles Naturgefühl aus, in dem Mensch und Natur eine innige Beziehung eingehen (P. O. Runge, C. D. Friedrich, J. A. Koch, C. P. Fohr, K. Blechen, C. G. Carus). Für die späteren dt. Romantiker wurden Sage und Märchen thematisch wichtig (L. Richter, M. von Schwind; auch bed. Buchillustrationen). In der engl. Landschaftsmalerei wirkte die malerisch-gefühlsansprechende Auffassung des 18. Jh. nach (W. Turner, J. Constable, R. Bonington). W. Blake und J. H. Füßli schufen eine dichterisch inspirierte romant. Kunst, deren Formen im Klassizismus wurzeln. In der frz. R. spielt die Landschaft keine beherrschende Rolle, für T. Géricault und E. Delacroix blieb die menschl. Gestalt entscheidend. Religiöse und histor. Themen wurden von den Nazarenern (in Verbindung mit romant. Landschaften bei J. Schnorr von Carolsfeld), später von den Präraffaeliten gestaltet. Nach 1830 blieb die romant. Haltung in der Malerei noch lebendig, doch verflachte zunehmend ihr geistiger Anspruch. In der Architektur sind romant. Tendenzen durch enge Verbindung des Baus mit der Landschaft und durch den Rückgriff auf die Geschichte (Neugotik) bestimmt. Durch die Hinwendung zur Architektur der Vergangenheit schuf die R. die Grundlagen der Denkmalpflege.
▣ Literatur:
H. Prang. Begriffsbestimmung der R., hg. v. Darmstadt 21972.
⃟ Baumgart, F.: Vom Klassizismus zur R. 1750-1832. Köln 1974.
⃟ R. Ein literaturwissenschaftl. Studienbuch, hg. v. E. Ribbat. Frankfurt am Main 1979.
⃟ Baumgartner, A.: Musik der R. Salzburg 1983.
⃟ Die literar. Frühromantik, hg. v. S. Vietta. Göttingen 1983.
⃟ Jensen, J. C.: Malerei der R. in Dtl. Köln 1985.
⃟ Die dt. R. Poetik, Formen u. Motive, hg. v. H. Steffen. Göttingen 41989.
⃟ Hoffmeister, G.: Dt. u. europ. R. Stuttgart 21990.
⃟ Aquarelle u. Zeichnungen der dt. R., bearb. v. J. C. Jensen. Köln 31992.
⃟ Rummenhöller, P.: R. in der Musik. Neuausg. Kassel 1995.
⃟ Günzel, K.: Die dt. Romantiker. Zürich 1995.