Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Rockmusik
Rọckmusik[zu Rock 'n' Roll], Kw. Rock, Sammelbez. für die seit 1950 aus afroamerikan. Folklore (Blues, Rhythm and Blues, Jazz) sowie amerikan. »popular music« und Folklore (u. a. Hillbilly, Country and Western) entstandenen populären Musikstile. Ihre gemeinsamen Merkmale sind naturhaftes Ausdrucksideal, körperhafte Gestik, Bluesdiktion in vokaler wie instrumentaler Melodik, eine standardisierte Grundbesetzung (Gesang, Gitarren, Schlagzeug) und eigenschöpfer. Improvisation, außerdem elektroakust. Aufbereitung und Verstärkung sowie die Vermittlung durch Massenmedien. Der Begriff R. entstand etwa 1968, als die bis dahin synonyme Bez. »Popmusik« infolge Verwischung stilist. Grenzen vieldeutig wurde und seitdem auf jede Art von Unterhaltungsmusik angewendet werden konnte. Die Bez. R. verweist besonders auf die schwarzen Ursprünge dieser Musik: die Rückbindung an den negroiden Blues mit Vorrangigkeit körperlich-sinnl. Qualitäten (Drive, Funk) vor musikimmanenten Qualitäten (harmon. Vielfalt, experimentell-avantgardist. Orientierung, formale Komplexität).Geschichte: Sie beginnt in den 50er-Jahren mit der Ausbildung des Rock 'n' Roll, der sich in den USA als protesthafte Äußerungsform der Nachkriegsjugend aus dem als schwarze »race music« diffamierten Rhythm and Blues und dem Country and Western (Countrymusic) der Weißen gebildet hatte. Neue Impulse brachte um 1962 die brit. Beatmusik, die einer sich internat. etablierenden jugendl. Subkultur musikal. Selbstständigkeit gab. In der 2. Hälfte der 60er-Jahre folgte die rasche Ausbildung neuer Stilarten (Folkrock, Soul, Jazzrock, Psychedelic Rock, Politrock, Ragarock, Classicrock, Countryrock, Latinrock). Gleichzeitig bildeten sich Gegenkulturen (Hippies, Gammler) aus, deren Hauptmerkmal die Protesthaltung gegenüber der etablierten Gesellschaft war. Der antibürgerl. (Musiker-)Held wurde zum Leitbild der rebell. Jugendlichen. Der Protesthabitus der R. wurde jedoch bald kommerzialisiert und entschärft, die (aus Marktzwängen) notwendige Suche nach einem neuen »Sound« führte zur Abkehr vom ursprüngl. Stil der R. und vielfach zu schablonenhafter Massenware. In der 1. Hälfte der 70er-Jahre erreichte der Jazzrock einen Höhepunkt. Daneben bestand eine Vielfalt von Stilen (u. a. Afrorock, Phillysound, Mainstream). Außerdem bildeten sich lokale und nat. Strömungen (»Rock Revivals«). In der 2. Hälfte der 70er-Jahre erhielt die Rockszene mit dem Discosound und dem an die Ursprünge der R. anknüpfenden Punkrock wieder eine zunehmend internat. gleichartige Prägung, die durch die komplexe Weiterentwicklung zum New Wave ab 1978 allmählich wieder verloren ging. Frische Impulse kamen Anfang der 80er-Jahre durch afroamerikan. Musikformen wie Funk, Reggae, Rap, House und Hip-Hop. Hinzu kam eine Wiederbelebung der aggressiven Urform der R. durch »Heavymetal« (Varianten u. a. Speedmetal, Trashmetal), der zur signifikantesten Erscheinungsform des Rock der 80er-Jahre wurde. Seit dem Ende der 80er-Jahre ist die R. geprägt durch eine stilist. Vielfalt, die auch die Wiederbelebung älterer Stile (Revival) und eine Vermischung unterschiedl. Richtungen einschließt. Daneben lassen sich einerseits eine Rückbesinnung auf den Song, z. B. in Form von gefühlvollen Rockballaden bei Hardrock-Gruppen, und andererseits, v. a. in Dtl., eine Vorliebe für eine Techno genannte rein elektron. Tanzmusik, die durch einen peitschenden Rhythmus und ein sehr schnelles Grundtempo charakterisiert ist, erkennen.
Literatur:
Wicke, P. u. Ziegenrücker, W.: Handbuch der populären Musik. Mainz 31997.
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