Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Rilke
Rịlke,Rainer Maria, österr. Schriftsteller, * Prag 4. 12. 1875, ✝ Val-Mont (heute zu Montreux) 29. 12. 1926; führte ein unstetes Wanderleben, bereiste mit Lou Andreas-Salomé 1899 und 1900 Russland (Begegnung mit L. Tolstoi), heiratete 1901 die Bildhauerin Clara Westhoff, 1905/06 in Paris Privatsekretär A. Rodins (»Auguste Rodin«, Monographie, 1903), danach Reisen und Gastaufenthalte (u. a. auf Schloss Duino bei Triest 1910). Nach 1918 v. a. in der Schweiz, wo er sich, ab 1921 im »Turm« des Schlosses Muzot (bei Siders im Wallis), in die totale Abgeschiedenheit zurückzog. R. starb an Leukämie. Seine Jugendlyrik, die frühen Dramen und Prosaskizzen hatten impressionist. Jugendstilcharakter und waren der naturalist. Zeitmode verpflichtet (»Larenopfer«, 1896). Seit der Worpsweder (1900) und bes. der Pariser Zeit Anwendung eines neuen plastisch-sachl. und malerisch-intensiven Stils in der Lyrik (Dinggedichte), so in den »Das Buch der Bilder« (1902 [erweitert 1906]) und »Neue Gedichte« (1907; »Der neuen Gedichte anderer Teil«, 1908). Seine poet. Auseinandersetzungen mit existentiellen Fragen zeigt »Stundenbuch« (1905). Bis heute von besonderer Anziehungskraft und Breitenwirkung ist die Prosadichtung »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« (1906); »Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge« (2 Bde., 1910) ist der Roman eines jungen Dichters in Paris, ein faszinierender Spiegel eigener Existenzproblematik, Widerspiegelung kierkegaardscher Angst und Verzweiflung. Die »Duineser Elegien« (vollendet 1923) greifen zwar den antiken Elegienvers auf, der Inhalt aber ist das Antiidyll: Verzweiflung am Menschen und seiner Situation in der Welt, an seinem Ungenügen, seiner Gebrochenheit. Form- und ideengeschichtlich wichtig ist die Herausbildung einer »neuen Mythologie« des »Engels«, der Liebenden, der jungen Toten. Gleichzeitig entstanden die »Sonette an Orpheus« (1923). Meisterhafte Übersetzungen v. a. aus dem Französischen.
▣ Literatur:
Jonas, I. B.: R. M. R. u. die Duse. Frankfurt am Main u. a. 1993.
⃟ R.s Schweizer Jahre, bearb. v. H. Schmidt-Bergmann. Sigmaringen 1994.
Rịlke,Rainer Maria, österr. Schriftsteller, * Prag 4. 12. 1875, ✝ Val-Mont (heute zu Montreux) 29. 12. 1926; führte ein unstetes Wanderleben, bereiste mit Lou Andreas-Salomé 1899 und 1900 Russland (Begegnung mit L. Tolstoi), heiratete 1901 die Bildhauerin Clara Westhoff, 1905/06 in Paris Privatsekretär A. Rodins (»Auguste Rodin«, Monographie, 1903), danach Reisen und Gastaufenthalte (u. a. auf Schloss Duino bei Triest 1910). Nach 1918 v. a. in der Schweiz, wo er sich, ab 1921 im »Turm« des Schlosses Muzot (bei Siders im Wallis), in die totale Abgeschiedenheit zurückzog. R. starb an Leukämie. Seine Jugendlyrik, die frühen Dramen und Prosaskizzen hatten impressionist. Jugendstilcharakter und waren der naturalist. Zeitmode verpflichtet (»Larenopfer«, 1896). Seit der Worpsweder (1900) und bes. der Pariser Zeit Anwendung eines neuen plastisch-sachl. und malerisch-intensiven Stils in der Lyrik (Dinggedichte), so in den »Das Buch der Bilder« (1902 [erweitert 1906]) und »Neue Gedichte« (1907; »Der neuen Gedichte anderer Teil«, 1908). Seine poet. Auseinandersetzungen mit existentiellen Fragen zeigt »Stundenbuch« (1905). Bis heute von besonderer Anziehungskraft und Breitenwirkung ist die Prosadichtung »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« (1906); »Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge« (2 Bde., 1910) ist der Roman eines jungen Dichters in Paris, ein faszinierender Spiegel eigener Existenzproblematik, Widerspiegelung kierkegaardscher Angst und Verzweiflung. Die »Duineser Elegien« (vollendet 1923) greifen zwar den antiken Elegienvers auf, der Inhalt aber ist das Antiidyll: Verzweiflung am Menschen und seiner Situation in der Welt, an seinem Ungenügen, seiner Gebrochenheit. Form- und ideengeschichtlich wichtig ist die Herausbildung einer »neuen Mythologie« des »Engels«, der Liebenden, der jungen Toten. Gleichzeitig entstanden die »Sonette an Orpheus« (1923). Meisterhafte Übersetzungen v. a. aus dem Französischen.
▣ Literatur:
Jonas, I. B.: R. M. R. u. die Duse. Frankfurt am Main u. a. 1993.
⃟ R.s Schweizer Jahre, bearb. v. H. Schmidt-Bergmann. Sigmaringen 1994.