Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Richter
I Richter,ein zur Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten berufenes staatl. Organ zur Rechtspflege, dem nach Art. 92 GG die Recht sprechende Gewalt (Judikative) anvertraut ist. - Die Rechtsverhältnisse der R., die nicht Beamte im Sinne des Beamten-Ges. sind, werden durch das Dt. R.-Gesetz und durch Landes-Ges. geregelt. Das Dt. R.-Gesetz unterscheidet zw. Berufs- und ehrenamtl. R. (frühere Bez. Laien-R.). Berufs-R. ist, wer die Befähigung zum R.-Amt hat (Jurist) und durch Ernennungsurkunde i. d. R. auf Lebenszeit in das R.-Verhältnis berufen worden ist. Ehrenamtl. R. ist, wer, ohne Berufs-R. zu sein, die Recht sprechende Gewalt ausübt (z. B. Schöffen). Nach Art. 97, 98 GG sind R. persönlich und sachlich unabhängig, d. h., sie sind grundsätzlich unabsetzbar und unversetzbar sowie nur an Gesetz und Recht gebunden, d. h., R. sind in ihrer richterl. Tätigkeit keinerlei Weisungsbefugnis unterworfen. Die R. der obersten Bundesgerichte werden durch einen R.-Wahlausschuss gewählt (R.-Wahl) und nach Zustimmung des zuständigen Bundesmin. vom Bundespräs. ernannt. Die R. des Bundesverfassungsgerichts werden in einem besonderen Verfahren gewählt. Einige Bundesländer sehen für die Anstellung der R. ebenfalls R.-Wahlen vor. - R. der ehem. DDR wurden nach der Vereinigung durch bes. gebildete R.-Wahlausschüsse auf ihre persönl. und fachl. Eignung überprüft und bei positivem Ergebnis zur Ernennung vorgeschlagen. - In Österreich werden die beamteten (Berufs-)R. auf Vorschlag der Bundesreg. vom Bundespräs. oder aufgrund dessen Ermächtigung vom zuständigen Bundesmin. ernannt. In der Schweiz werden die R. der kantonalen Gerichte vom Volk oder vom Kantonsparlament, die R. der eidgenöss. Gerichte von der Bundesversammlung gewählt.
Literatur:
Quart, P.: Umfang u. Grenzen polit. Betätigungsfreiheit des Richters. Frankfurt am Main 1990.
II Richter,
A. T.: zentrale Gestalten des Buches der R. (entstanden im 7. oder 6. Jh. v. Chr.), das zw. den sechs »Großen R.«, charismat. Heerführern einzelner israelit. Stämme in vorkönigl. Zeit (z. B. Simson), und den sechs »Kleinen R.«, den Inhabern eines zentralen Amtes im israelit. Stämmeverband, unterscheidet.
III Rịchter,
1) ['rɪktə], Burton, amerikan. Physiker, * New York 22. 3. 1931; erhielt 1976 zus. mit S. Ting für die Entdeckung eines neuen Elementarteilchens (Psiteilchen) den Nobelpreis für Physik.
2) Franz Xaver, böhm. Komponist, * wohl Holešov (bei Zlín) 1. 12. 1709, ✝ Straßburg 12. 9. 1789; bed. Vertreter der Mannheimer Schule; schuf Sinfonien, Konzerte, Kammer-, Kirchenmusik.
3) Gerhard, Maler und Grafiker, * Dresden 19. 2. 1932; malte gegen Ende der 60er-Jahre nach fotograf. Vorlagen Bilder in verwischten Grautönen, Farbtafeln nach dem Vorbild von Farbmusterkarten sowie Serien (»Stadtansichten«, »Gebirgslandschaften«); ab 1976 entstanden auch pastos gemalte abstrakte Bilder von effektvoller Farbigkeit.
4) Hans (János), Dirigent, * Raab (heute Győr, Ungarn) 4. 4. 1843, ✝ Bayreuth 5. 12. 1916; 1875-98 Kapellmeister der Hofoper in Wien, leitete 1876 die erste Gesamtaufführung von R. Wagners »Ring des Nibelungen« in Bayreuth.
5) Hans, Maler und Filmkünstler, * Berlin 6. 4. 1888, ✝ Minusio (bei Locarno) 1. 2. 1976; stand zunächst Kubismus und Expressionismus nahe und schloss sich 1916 in Zürich den Dadaisten an. Über Zeichnungsfolgen, die ein Thema in versch. Zeitphasen festhalten (»Rollen«), kam er 1921 zum experimentellen Film, dessen abstrakte Spielart (Film als musikal. Analogie) er wesentlich weiterentwickelte. R. emigrierte 1941 in die USA.
6) Hans Theo, Zeichner und Grafiker, * Rochlitz 7. 8. 1902, ✝ Dresden 14. 9. 1969; 1947-67 Prof. in Dresden; schuf verhaltene Darstellungen, die sich thematisch bes. der Beziehung zw. Mutter und Kind sowie der Poesie des Alltags zuwenden.
7) Hans Werner, Schriftsteller, * Bansin 12. 11. 1908, ✝ München 23. 3. 1993; Mitbegründer der Gruppe 47, schrieb realist. Romane über Kriegs- und Nachkriegszeit: »Die Geschlagenen« (1949), »Du sollst nicht töten« (1955), »Linus Fleck« (1959), »Die Stunde der falschen Triumphe« (1981), »Ein Julitag« (1982); autobiographisch »Reisen durch meine Zeit« (1989).
8) Horst-Eberhard, Psychoanalytiker, * Berlin 28. 4. 1923; ab 1962 Prof. für Psychosomatik in Gießen; trat bes. mit Arbeiten auf dem Gebiet der Psychotherapie hervor: »Eltern, Kind und Neurose« (1963), »Die Gruppe« (1972), »Zur Psychologie des Friedens« (1982), »Die hohe Kunst der Korruption« (1989).
9) Johann Paul Friedrich, Schriftsteller, Jean Paul.
10) Karl, Organist und Dirigent, * Plauen 15. 10. 1926, ✝ München 15. 2. 1981; war Organist an der Leipziger Thomaskirche und seit 1951 in München Leiter des Bach-Chores und des Bach-Orchesters.
11) (Adrian) Ludwig, Maler, Zeichner und Illustrator, * Dresden 28. 9. 1803, ✝ ebd. 19. 6. 1884; Schüler seines Vaters, des Kupferstechers Carl August R. (* 1770, ✝ 1848); 1823-26 in Italien zum Maler ausgebildet und dort v. a. von J. A. Koch beeinflusst. 1828-35 Zeichenlehrer an der Porzellanmanufaktur in Meißen, 1836-71 Prof. an der Dresdner Akademie. Zu den bekanntesten Gemälden zählen »Der Watzmann« (1826; München, Neue Pinakothek), »Überfahrt am Schreckenstein« (1837; Dresden, Gemäldegalerie) und »Genoveva« (1841; Hamburg, Kunsthalle). Viele Aufträge für Buchillustrationen führten zur Entfaltung seiner zeichner. Begabung. In Vorzeichnungen für Holzschnitte und Lithographien, auch in frei komponierten Sammelwerken, entstand eine reiche, biedermeierl. Bildwelt volkstüml. Charakters.
12) Swjatoslaw Teofilowitsch, ukrain. Pianist, * Schitomir 20. 3. 1915, ✝ Moskau 1. 8. 1997; einer der bedeutendsten Klaviervirtuosen der neueren Zeit. Sein Repertoire reichte von der Klaviermusik des Barock über die Klassik und Romantik bis zu Werken zeitgenöss. Komponisten.
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