Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Rhein
Rhein[wohl vorkeltisch] (frz. Rhin, niederländ. Rijn), der größte und wasserreichste Fluss Dtl.s und einer der wichtigsten Europas, 1 320 km lang mit einem Einzugsgebiet von 252 000 km2; Anliegerstaaten sind die Schweiz (375 km), Liechtenstein, Österreich, Dtl. (865 km), Frankreich und die Niederlande. Er entsteht in den Alpen im schweizer. Kanton Graubünden aus Vorderrhein und Hinterrhein. Beide vereinigen sich bei Reichenau zum Alpenrhein, der unterhalb von Rheineck in den Bodensee mündet und diesen bei Konstanz wieder verlässt. Bei Schaffhausen überwindet er die Felsenstufe des Jura im rd. 20 m hohen Rheinfall und fließt in westl. Richtung als Hochrhein bis Basel, von da als Oberrhein (zw. 1817 und 1876 reguliert) durch das Oberrhein. Tiefland nach N, wendet sich zw. Mainz und Bingen nach W und durchbricht dann in nordwestl. Richtung das Rhein. Schiefergebirge (Mittelrhein). Bei Bonn beginnt der Niederrhein; ab Emmerich, auf niederländ. Gebiet, verzweigt er sich und bildet mit der Maas ein ausgedehntes Delta. Hauptmündungsarm ist der Waal, der nach Vereinigung mit der Maas Merwede, Noord und Nieuwe Maas genannt wird und als Nieuwe Waterweg in die Nordsee mündet. Der nördl. Arm (Pannerdenscher Kanal), von dem vor Arnheim die IJssel zum IJsselmeer abzweigt, fließt als Neder-Rijn und Lek weiter und mündet in die Nieuwe Maas. Die Mündungsarme des R.-Maas-Deltas wurden südlich des Nieuwe Waterweg von der Nordsee abgeriegelt (Deltawerke). Hauptnebenflüsse des Alpenrheins: von rechts Plessur, Landquart und Ill, von links Tamina; des Hochrheins: von rechts Wutach, von links Thur, Aare und Birs; des Oberrheins: von rechts Wiese, Elz, Kinzig, Rench, Murg, Neckar, Weschnitz und Main, von links Ill, Sauer, Lauter und Queich; des Mittelrheins: von rechts Lahn und Sieg, von links Nahe, Mosel und Ahr; des Niederrheins: von rechts Wupper, Ruhr, Emscher und Lippe, von links Erft und Maas.Der R. ist die Hauptader eines ausgedehnten mitteleurop. Wasserstraßennetzes; Binnenwasserstraße ab Rheinfelden. Von den Nebenflüssen sind Main, der seit der Eröffnung (1992) des Rhein-Main-Donau-Großschifffahrtswegs mit der Donau Verbindung hat, Mosel und Neckar für die Schifffahrt erschlossen. Der R. ist durch Kanäle mit Rhône, Marne, Nordsee und dem mitteldt. Flussnetz sowie mit den Städten Amsterdam und Antwerpen verbunden. Auch der Personenverkehr ist bedeutend (Ausflugs- und Erholungsverkehr). Im Bereich des Hochrheins und des Rheinseitenkanals wird das Gefälle des R. durch zahlr. Staustufen zur Energiegewinnung genutzt. Das ökolog. Gleichgewicht des R. wird durch Abwässereinleitung, Betriebswasserentnahme sowie Trinkwassergewinnung (etwa 5 Mio. m3 pro Tag) belastet. Eine deutliche Reduzierung der Gewässerbelastung gegenüber den 60er- und 70ger-Jahren ist auf den intensiven Kläranlagenbau im R.-Gebiet zurückzuführen. 1997 waren fast 95 % der Haushalte, Gewerbe- und Industriebetriebe an dreistufige Kläranlagen angeschlossen. Problematisch sind weiterhin die so genannten »diffusen« Gewässerbelastungen durch Nährstoffe wie Nitrat und Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft. Seit 1987 wurden auf Drängen der Niederlande die Chlorideinleitungen reduziert (Übereinkommen zum Schutz des R. gegen Verunreinigungen durch Chloride von 1985). Das 1987 beschlossene »Aktionsprogramm R.« endet im Jahr 2000 und brachte bisher eine deutliche Verbesserung der Wasserqualität. Nach den extremen Hochwassern 1993 und 1995 wurde ein »Aktionsplan Hochwasser« bis zum Jahr 2020 aufgestellt, um unter Einbindung der ökolog. Verbesserung des R. und seiner Auen, die in der Vergangenheit entstandenen ökolog. Defizite auszugleichen und künftigen Hochwassern vorzubeugen. - Die internat. R.-Schifffahrt ist geregelt in der Mannheimer R.-Schifffahrtsakte von 1868, zuletzt revidiert 1979. Oberstes gemeinsames Verwaltungsorgan ist die Zentralkommission für die R.-Schifffahrt in Straßburg, der Belgien, Dtl., Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und die Schweiz angehören.
▣ Literatur:
W. Ross Der R. Porträt einer europ. Stromlandschaft, hg. v. u. a. Freiburg im Breisgau 21974.
⃟ Böcking, W.: Die Geschichte der Rheinschiffahrt. Schiffe auf dem R. in 3 Jahrtausenden. Moers 1980.
⃟ Reichelt, G.: Laßt den R. leben! Düsseldorf u. a. 1986.
⃟ Franzosen u. Deutsche am R. 1789-1918-1945, hg. v. P. Hüttenberger u. a. Essen 1989.
⃟ Fenzl, M.: Der R. Schaffhausen-Nordsee u. zum Ijsselmeer. Hamburg 21997.
⃟ Reinirkens, L.: Geschichtsstationen am R. Bad Honnef 1998.
▣ Literatur:
W. Ross Der R. Porträt einer europ. Stromlandschaft, hg. v. u. a. Freiburg im Breisgau 21974.
⃟ Böcking, W.: Die Geschichte der Rheinschiffahrt. Schiffe auf dem R. in 3 Jahrtausenden. Moers 1980.
⃟ Reichelt, G.: Laßt den R. leben! Düsseldorf u. a. 1986.
⃟ Franzosen u. Deutsche am R. 1789-1918-1945, hg. v. P. Hüttenberger u. a. Essen 1989.
⃟ Fenzl, M.: Der R. Schaffhausen-Nordsee u. zum Ijsselmeer. Hamburg 21997.
⃟ Reinirkens, L.: Geschichtsstationen am R. Bad Honnef 1998.