Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Reuter
Reuter,1) Christian, Dichter, getauft Kütten bei Halle (Saale) 9. 10. 1665, ✝ Berlin (?) nach 1712; studierte Jura in Leipzig, wurde wegen seiner satir. Schriften von der Univ. verwiesen. Die stets anonymen oder pseudonymen Werke sind Charakter- und Typenkomödien, mit denen R. seine Leipziger Wirtin verspottete (»L'honnête femme oder Die Ehrliche Frau zu Plissine«, 1695; »Der ehrlichen Frau Schlampampe Krankheit und Tod«, 1696; erster dt. bürgerl. Schelmenroman »Schelmuffskys Wahrhafftige Curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung Zu Wasser und Lande«, 2 Tle., 1696/97).
2) Ernst, Politiker, * Apenrade 29. 7. 1889, ✝ Berlin 29. 9. 1953; seit 1912 Mitgl. der SPD; als Kriegsgefangener in Russland Volkskommissar in der Wolgadt. Republik, baute nach 1918 die Berliner KPD-Organisation auf; 1921 Gen.-Sekr. der KPD, 1922 Parteiausschluss und Rückkehr zur SPD. 1931-33 Oberbürgermeister von Magdeburg, 1932/33 MdR; 1933-35 zweimal im KZ; 1935-46 Reg.berater und Prof. in der Türkei; 1947 zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt, bis 1948 durch sowjet. Veto am Amtsantritt gehindert; 1950-53 Regierender Bürgermeister von Berlin; führte den Widerstand gegen die Berliner Blockade 1948/49; ab 1951 Präs. des Dt. Städtetages.
▣ Literatur:
L. Kredlau E. R. Sein Leben in Bildern, 1889-1953, Beiträge v. u. a. Berlin 1989.
3) Fritz, niederdt. Dichter, * Stavenhagen 7. 11. 1810, ✝ Eisenach 12. 7. 1874; als aktiver Burschenschafter 1833 verhaftet, 1836 wegen angebl. Majestätsbeleidigung und Hochverrats zum Tode verurteilt, zu 30 Jahren Festungshaft begnadigt; 1840 aus der Haft entlassen (»Ut mine Festungstid«, R., 1862). Gehört zu den krit. Realisten des 19. Jh.; in seinem Werk, das weit über den niederdt. Raum hinaus wirkte, sind volkstüml. Züge mit sozialkrit. Momenten verbunden. Seine Mundartdichtung zeigt volkstüml. humorist. Züge, doch überwiegt die Kritik an preuß. Militarismus, Adel und patriarchal. Gutsherrschaft. Das sozial anklagende Versepos »Kein Hüsung« (1858) gestaltet den Konflikt zw. einem Tagelöhner und seinem Gutsherrn. »Ut mine Stromtid« (R., 3 Tle., 1862-64) ist ein vielschichtiges Zeitgemälde Mecklenburgs.
4) Gabriele, Schriftstellerin, * Alexandria (Ägypten) 8. 2. 1859, ✝ Weimar 14. 11. 1941. Ihre Romane behandeln die Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft und hatten auf die Frauenbewegung großen Einfluss (»Aus guter Familie«, 2 Tle., 1896).
5) Hans-Peter, Maler und Objektkünstler, * Schwenningen (heute zu Villingen-Schwenningen) 3. 9. 1942; gestaltet v. a. menschenleere, vollständig gekachelte Interieurs, die beim Betrachter ein Gefühl des Beengtseins und der Bedrückung hervorrufen; seit 1976 Objekte und Installationen.
Reuter,1) Christian, Dichter, getauft Kütten bei Halle (Saale) 9. 10. 1665, ✝ Berlin (?) nach 1712; studierte Jura in Leipzig, wurde wegen seiner satir. Schriften von der Univ. verwiesen. Die stets anonymen oder pseudonymen Werke sind Charakter- und Typenkomödien, mit denen R. seine Leipziger Wirtin verspottete (»L'honnête femme oder Die Ehrliche Frau zu Plissine«, 1695; »Der ehrlichen Frau Schlampampe Krankheit und Tod«, 1696; erster dt. bürgerl. Schelmenroman »Schelmuffskys Wahrhafftige Curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung Zu Wasser und Lande«, 2 Tle., 1696/97).
2) Ernst, Politiker, * Apenrade 29. 7. 1889, ✝ Berlin 29. 9. 1953; seit 1912 Mitgl. der SPD; als Kriegsgefangener in Russland Volkskommissar in der Wolgadt. Republik, baute nach 1918 die Berliner KPD-Organisation auf; 1921 Gen.-Sekr. der KPD, 1922 Parteiausschluss und Rückkehr zur SPD. 1931-33 Oberbürgermeister von Magdeburg, 1932/33 MdR; 1933-35 zweimal im KZ; 1935-46 Reg.berater und Prof. in der Türkei; 1947 zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt, bis 1948 durch sowjet. Veto am Amtsantritt gehindert; 1950-53 Regierender Bürgermeister von Berlin; führte den Widerstand gegen die Berliner Blockade 1948/49; ab 1951 Präs. des Dt. Städtetages.
▣ Literatur:
L. Kredlau E. R. Sein Leben in Bildern, 1889-1953, Beiträge v. u. a. Berlin 1989.
3) Fritz, niederdt. Dichter, * Stavenhagen 7. 11. 1810, ✝ Eisenach 12. 7. 1874; als aktiver Burschenschafter 1833 verhaftet, 1836 wegen angebl. Majestätsbeleidigung und Hochverrats zum Tode verurteilt, zu 30 Jahren Festungshaft begnadigt; 1840 aus der Haft entlassen (»Ut mine Festungstid«, R., 1862). Gehört zu den krit. Realisten des 19. Jh.; in seinem Werk, das weit über den niederdt. Raum hinaus wirkte, sind volkstüml. Züge mit sozialkrit. Momenten verbunden. Seine Mundartdichtung zeigt volkstüml. humorist. Züge, doch überwiegt die Kritik an preuß. Militarismus, Adel und patriarchal. Gutsherrschaft. Das sozial anklagende Versepos »Kein Hüsung« (1858) gestaltet den Konflikt zw. einem Tagelöhner und seinem Gutsherrn. »Ut mine Stromtid« (R., 3 Tle., 1862-64) ist ein vielschichtiges Zeitgemälde Mecklenburgs.
4) Gabriele, Schriftstellerin, * Alexandria (Ägypten) 8. 2. 1859, ✝ Weimar 14. 11. 1941. Ihre Romane behandeln die Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft und hatten auf die Frauenbewegung großen Einfluss (»Aus guter Familie«, 2 Tle., 1896).
5) Hans-Peter, Maler und Objektkünstler, * Schwenningen (heute zu Villingen-Schwenningen) 3. 9. 1942; gestaltet v. a. menschenleere, vollständig gekachelte Interieurs, die beim Betrachter ein Gefühl des Beengtseins und der Bedrückung hervorrufen; seit 1976 Objekte und Installationen.