Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Rembrandt
Rẹmbrandt,eigtl. R. Harmensz. van Rijn, niederländ. Maler, * Leiden 15. 7. 1606, ✝ Amsterdam 4. 10. 1669; besuchte die Univ. in Leiden und wurde 1623 Schüler von P. Lastman in Amsterdam, wohin er nach seiner ersten Schaffenszeit in Leiden 1631 übersiedelte. 1634 heiratete er Saskia van Uylenburgh (✝ 1642). Wohlstand und Selbstbewusstsein des erfolgreichen Künstlers dokumentieren seine Selbstbildnisse (»Doppelbildnis mit Saskia«, um 1636; Dresden, Gemäldegalerie; der Maler als »verlorener Sohn«, »fürstl.« Selbstbildnis, 1640; London, National Gallery). In Saskias Todesjahr vollendete R. die »Nachtwache«, die von den Auftraggebern abgelehnt wurde. Zunehmend konnte und wollte R. die eigenen künstler. Intentionen nicht mehr mit den Repräsentationswünschen des niederländ. Bürgertums in Einklang bringen. Die Bildnisaufträge gingen zurück. Nachdem R. 1656 Bankrott ging, betrieb Hendrickje Stoffels (* 1626 ?, ✝ 1663), seit 1649 in Gemeinschaft mit R. lebend, zus. mit seinem Sohn Titus (* 1641, ✝ 1668) einen Kunsthandel. R. lebte in zunehmender gesellschaftl. und künstler. Vereinsamung, 1661/62 wurde auch das Wandbild für das neue Amsterdamer Rathaus, »Die Verschwörung des Claudius Civilis« (fragmentarisch erhalten, Stockholm, Nationalmuseum), zurückgewiesen.Sein Werk gliedert sich in drei stilistisch abgrenzbare Hauptschaffensperioden: die Leidener Frühwerke (1625-31) sind bibl. Historienbilder (»Auferweckung des Lazarus«, um 1629; Los Angeles, County Museum of Art) und stehen in der von P. Lastman vermittelten Elsheimer-Tradition (Dramatik des Lichts und Pathos der Gebärden). Neu ist die psycholog. Eindringlichkeit und die handlungsführende und -deutende Rolle des Lichts.Frühe Amsterdamer Zeit (mittlere Schaffensperiode, 1631-56): Neben dem bibl. Themenkreis steht als werkbestimmendes Thema das Bildnis. Zu seinen ersten Aufträgen gehören das große Gruppenbild »Die Anatomie des Dr. Tulp« (1632; Den Haag, Mauritshuis) und fünf Passionsbilder (1633-39; München, Alte Pinakothek). Mitte der 1630er-Jahre entstanden, meist unter Einfluss von H. Seghers, auch Landschaften. Der Wettstreit mit Rubens führt zu hochbarocken, effektvoll gesteigerten Werken, wobei ein krasser Erzählstil überkommene Schönheitsvorstellungen durchbricht: »Der Triumph der Dalila« (1636; Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut), »Danae« (um 1636; Sankt Petersburg, Eremitage). In den 1640er-Jahren werden Stille des Ausdrucks, einfache Klarheit der Form bestimmend: »Das Opfer des Manoah« (1641; Dresden, Gemäldegalerie). Im Bild »Christus in Emmaus« (1648; Paris, Louvre) erreicht das Licht verinnerlichten Ausdruck. In den 1650er-Jahren erhalten die Werke im neuerl. Rückgriff auf die italien. Hochrenaissance eine neue Monumentalität: »Bathseba mit dem Brief Davids« (1654; Paris, Louvre), »Der Segen Jakobs« (1656; Kassel, Staatl. Kunstsammlung). Zu den Radierungen aus dieser Zeit gehört das »Hundertguldenblatt« (um 1647/49).In den Werken der späteren Amsterdamer Zeit wird der visionäre Zug der Kunst R.s unübersehbar; Mensch, Raum und Ding werden in einer »myst. Farbhülle« (W. Turner) zugleich verborgen und enthüllt. Es entstehen »Saul und David« (um 1658; Den Haag, Mauritshuis), »Verleugnung Petri« (1660; Amsterdam, Rijksmuseum), »Staalmeesters« (1662 [?]; ebd.), die »Judenbraut« (nach 1665; ebd.), »Die Rückkehr des verlorenen Sohnes« (1669; Sankt Petersburg, Eremitage). R.s über 100 Selbstbildnisse loten, insbesondere im Spätwerk (Selbstbildnis als Apostel Paulus, 1661, Amsterdam, Rijksmuseum; der »Lachende«, 1663, Köln, Wallraf-Richartz-Museum; der »Königliche« mit Barett, 1669, Den Haag, Mauritshuis), Fragwürdigkeit und Anspruch menschl. Daseins aus.Untersuchungen zum Umfang seines Werkes sind noch nicht abgeschlossen. Die Trennung von Arbeiten seiner Schüler und Nachahmer ist schwierig. Heute gelten zahlr. Gemälde nicht mehr als eigenhändig, u. a. der berühmte »Mann mit dem Goldhelm«. Von den bis 1957 zusammengestellten etwa 1 400 Zeichnungen (O. Benesch) werden heute etwa 75 als authentisch angesehen. Bei den Radierungen liegt die Zahl der gesicherten Arbeiten bei etwa 290.
▣ Literatur:
Erpel, F.: R., Berlin 3 1987.
⃟ Tümpel, C.: R. Reinbek 33.-34. Tsd., 71995.
▣ Literatur:
Erpel, F.: R., Berlin 3 1987.
⃟ Tümpel, C.: R. Reinbek 33.-34. Tsd., 71995.