Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Relief
Reliẹf[frz.] das,
1) Bildhauerkunst: an eine Hintergrundfläche gebundene plast. Darstellung; gearbeitet in Stein, Elfenbein, Metall oder Holz. Je nach Höhe unterscheidet man Flach- oder Bas-R., Halb- und Hoch-R. Schon die alten Hochkulturen weisen eine hoch entwickelte R.-Kunst auf. Charakteristisch ist das ägypt. R. mit seinen flächig ausgebreiteten Figuren. An altoriental. Bauten reihen sich R. in dichter Fülle. Die grch. Tempelbaukunst bindet sie an die Metopen (dor. Tempel) und an den Fries (ion. Tempel). Phidias gilt als Schöpfer des klass. grch. Reliefs mit virtuos angewandter Verkürzung, Schrägstellung und Staffelung (Parthenon, um 440 v. Chr.), weitergeführt in der hellenist. Plastik (Pergamonaltar). In der röm. Kunst wurden Triumphbögen, Sarkophage und Säulen (Trajanssäule) mit R. verziert, auch Elfenbeinarbeiten. Die frühchristl. Bildhauerkunst kennt fast ausschließlich R.-Darstellungen; sie schmücken nach römisch-hellenist. Vorbild vornehmlich Sarkophage und Elfenbeinarbeiten, dazu kommen im frühen MA. Goldschmiedearbeiten, Bronzetüren (bernwardin. Kunst) und Grabplatten (Anfänge im 11. Jh.). Seit dem 12. Jh. gewinnt das R. an Tympanon (u. a. Vézelay, Chartres, Straßburg), Kapitell und Taufbecken, seit dem 13. Jh. an Chorschranken (Naumburger Lettner) und Kanzeln (A. Pisano und N. Pisano) an Bedeutung. L. Ghiberti und Donatello entwickeln im 15. Jh. das »maler. Relief«, bei dem die Hintergrundfläche perspektivisch aufgelöst erscheint. Die maler. Tendenzen verstärken sich in der Barockzeit - das R. wird fast vollplastisch ausgebildet (A. Schlüters Bauplastik, Triumphsäulen) - und erfahren bei A. Rodineine extreme Steigerung. In der Moderne haben zahlr. Bilder und Objekte (Materialmontagen, Assemblagen, Collagen mit Objekten) R.-Charakter. Eine große Rolle spielte die R.-Kunst auch in den Hochkulturen des vorkolumb. Amerika, in Ozeanien, in der indojavan. und Khmer-Kunst.
▣ Literatur:
Kowalski, K.: Plast. Bilder. Zur Geschichte der Reliefgestaltung. 2 Bde. Bielefeld 1996-97.
2) Geomorphologie: zusammenfassende Bez. für die Oberflächenformen der Erde.
3) Kartographie: die maßstabgetreue, meist stark überhöhte plast. Darstellung der gesamten Erde (R.-Globus) oder einzelner Gebiete. R. werden in Gips u. a. plast. Stoffe gefräst; hiervon hergestellte Prägungen werden mit einer Kartendarstellung überzogen oder bedruckt (Karten-R.). Durch Fotografieren eines R. bei schräger Beleuchtung oder auch durch bloße Schummerung beim Kartenzeichnen wird ein plast. Eindruck auch in Plankarten erzielt (Reliefkarten).
Reliẹf[frz.] das,
1) Bildhauerkunst: an eine Hintergrundfläche gebundene plast. Darstellung; gearbeitet in Stein, Elfenbein, Metall oder Holz. Je nach Höhe unterscheidet man Flach- oder Bas-R., Halb- und Hoch-R. Schon die alten Hochkulturen weisen eine hoch entwickelte R.-Kunst auf. Charakteristisch ist das ägypt. R. mit seinen flächig ausgebreiteten Figuren. An altoriental. Bauten reihen sich R. in dichter Fülle. Die grch. Tempelbaukunst bindet sie an die Metopen (dor. Tempel) und an den Fries (ion. Tempel). Phidias gilt als Schöpfer des klass. grch. Reliefs mit virtuos angewandter Verkürzung, Schrägstellung und Staffelung (Parthenon, um 440 v. Chr.), weitergeführt in der hellenist. Plastik (Pergamonaltar). In der röm. Kunst wurden Triumphbögen, Sarkophage und Säulen (Trajanssäule) mit R. verziert, auch Elfenbeinarbeiten. Die frühchristl. Bildhauerkunst kennt fast ausschließlich R.-Darstellungen; sie schmücken nach römisch-hellenist. Vorbild vornehmlich Sarkophage und Elfenbeinarbeiten, dazu kommen im frühen MA. Goldschmiedearbeiten, Bronzetüren (bernwardin. Kunst) und Grabplatten (Anfänge im 11. Jh.). Seit dem 12. Jh. gewinnt das R. an Tympanon (u. a. Vézelay, Chartres, Straßburg), Kapitell und Taufbecken, seit dem 13. Jh. an Chorschranken (Naumburger Lettner) und Kanzeln (A. Pisano und N. Pisano) an Bedeutung. L. Ghiberti und Donatello entwickeln im 15. Jh. das »maler. Relief«, bei dem die Hintergrundfläche perspektivisch aufgelöst erscheint. Die maler. Tendenzen verstärken sich in der Barockzeit - das R. wird fast vollplastisch ausgebildet (A. Schlüters Bauplastik, Triumphsäulen) - und erfahren bei A. Rodineine extreme Steigerung. In der Moderne haben zahlr. Bilder und Objekte (Materialmontagen, Assemblagen, Collagen mit Objekten) R.-Charakter. Eine große Rolle spielte die R.-Kunst auch in den Hochkulturen des vorkolumb. Amerika, in Ozeanien, in der indojavan. und Khmer-Kunst.
▣ Literatur:
Kowalski, K.: Plast. Bilder. Zur Geschichte der Reliefgestaltung. 2 Bde. Bielefeld 1996-97.
2) Geomorphologie: zusammenfassende Bez. für die Oberflächenformen der Erde.
3) Kartographie: die maßstabgetreue, meist stark überhöhte plast. Darstellung der gesamten Erde (R.-Globus) oder einzelner Gebiete. R. werden in Gips u. a. plast. Stoffe gefräst; hiervon hergestellte Prägungen werden mit einer Kartendarstellung überzogen oder bedruckt (Karten-R.). Durch Fotografieren eines R. bei schräger Beleuchtung oder auch durch bloße Schummerung beim Kartenzeichnen wird ein plast. Eindruck auch in Plankarten erzielt (Reliefkarten).