Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Regionalliteratur
Regionalliteratur, Bez. für eine v. a. in der 2. Hälfte des 19. Jh. in vielen Staaten Europas und Lateinamerikas sowie in den USA sich ausprägende Strömung der Literatur, die das Schwergewicht auf die Merkmale bestimmter Landschaften und ihrer Bewohner legt und zur Wahrung kultureller Eigenheiten beitragen will; die Grenze zur Heimat- und Mundartdichtung ist nicht immer scharf zu ziehen, doch tritt R. historisch v. a. in Opposition zu staatl. Zentralismus auf. In der Gegenwart hat die R. als Gegengewicht zu internat. Angleichungen für das Bewusstsein einer unverwechselbaren Identität eine wesentl. Funktion. R. ist kein Synonym für Provinzialität, da viele Werke der Weltliteratur von der Heimat des Autors geprägt sind und dadurch auch das Bild dieser Region nach außen bestimmt haben, wie die Landschaft La Mancha durch Cervantes' »Don Quijote« oder die Provence durch A. Daudets »Tartarin von Tarascon«. Weitere Beispiele einer bed. R. finden sich in Italien (Werke aus dem Mezzogiorno, u. a. von G. Verga, G. Tomasi di Lampedusa und L. Sciascia), in den nicht kastil. Regionen Spaniens und in der Literatur der USA (B. Harte, Mark Twain). Auch die Literatur der versch. deutschsprachigen Staaten in ihrer Bindung an das jeweilige geograph., histor. und soziale Milieu trägt regionale Züge (deutlich u. a. bei A. Stifter, G. Keller, P. Rosegger, L. Thoma, vielfach auch in der DDR-Literatur); R. in einem engeren Sinn sind die niederdeutsche Literatur und die rumäniendeutsche Literatur.
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