Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Rathaus
Rathaus,Gebäude für die Gemeindeverwaltung und die städt. Ämter. - Bereits im alten Griechenland entstanden Bauten für Ratsversammlungen (Buleuterion), in der Anlage oft Theatern ähnlich (Priene, Milet). Im Röm. Reich war das R. (Curia) häufig ein längl. rechteckiger Raum mit ansteigenden Rängen. Der zweigeschossige R.-Bau mit offener Erdgeschosshalle (Markt- oder Gerichtshalle) und Saal im Obergeschoss, häufig mit Turm, entstand in Italien (Siena, 1288 ff.; Florenz, 1298 ff.). Im mittelalterl. Dtl. entstanden fast ausschl. Saalbauten; das älteste erhaltene dt. R. ist das von Gelnhausen (um 1190, spätere Veränderungen weitgehend entfernt). Zu den bedeutendsten R. zählen das R. von Münster (um 1335 ff.), das R. von Lübeck (1298 ff., letzter Anbau 1570/71), das R. von Stralsund (15. Jh.), auch Fachwerkbauten wie das R. von Michelstadt (1448) oder Alsfeld (1512-16). Bes. repräsentativ wurde in den Niederlanden gebaut (Löwen, 1448 ff.). Renaissance- und Barockzeit orientierten sich am Palast (R. in Augsburg von E. Holl, 1615-20; Schwäbisch-Hall, 1732-35). In der 2. Hälfte des 19. Jh. entstanden historisierende große Bauten, meist um Innenhöfe (Berlin, Wien, München), im 20. Jh. neben zahlr. kastenförmigen Verwaltungsbauten auch einige neue architekton. Lösungen, z. B. in Stockholm (R. Östberg, 1909-23), Hilversum (W. M. Dudok, 1928-31), Säynätsalo/Finnland (A. Aalto, 1949-52), Tokio (Tange Kenzo, 1952-57), Bensberg (G. Böhm, 1965-67), Mainz (A. Jacobsen, 1970-73), Stoopera in Amsterdam (W. Holzbauer, 1982-87).
Literatur:
M. Warnke. Polit. Architektur in Europa vom Mittelalter bis heute, hg. v. Köln 1984.
Damus, M.: Das R. Architektur- u. Sozialgeschichte von der Gründerzeit zur Postmoderne. Schwerpunkt: Rathausbau 1945-1986 in der Bundesrepublik Dtl. Berlin 1988.
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