Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Radikalsozialismus
Radikalsozialismus,polit. Bewegung in Frankreich, die im 19. Jh. seit dem Julikönigtum die jakobin. Forderungen der Frz. Revolution wieder aufnahm (u. a. allg. Stimmrecht, Trennung von Staat und Kirche). Ihre 1901 gegr. Partei (Parti républicain radical et radical-socialiste) spielte in der Dritten Rep. eine bedeutende Rolle. Durch die Dreyfusaffäre wurde sie 1902 stärkste Fraktion in der Abgeordnetenkammer; einflussreichster Vertreter war G. Clemenceau. Auch nach dem Ersten Weltkrieg war die Partei mit einem Programm sozialer Forderungen an den Regierungen beteiligt (E. Herriot, É. Daladier). In der Volksfrontreg. bildete sie den rechten Flügel. Unter dem Vichy-Regime gespalten, beriefen sich die Radikalsozialisten 1945 erneut auf die Ideale der Dritten Rep. Zwar konnten sie nicht ihre volle polit. Macht zurückgewinnen, doch blieben sie in der Vierten Rep. für Mehrheitsbildungen unentbehrlich. In der Fünften Rep. spielt der R. nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Partei spaltete sich 1972 erneut, die Mehrheit schloss sich 1978 dem Parteienbündnis der Union für Demokratie (UDF) an.
Literatur:
Berstein, S.: Histoire du parti radical, 2 Bde. Paris 1980-82.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Radikalsozialismus