Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Racine
Racine[ra'sin], Jean, frz. Dramatiker, (getauft) La Ferté-Milon (bei Soissons) 22. 12. 1639, ✝ Paris 21. 4. 1699; erzogen im Umfeld von Port-Royal, dem Zentrum des Jansenismus. Seit 1660 mit Gelegenheitsdichtungen erfolgreich, lebte er seit 1663 endgültig in Paris. Seine erste Tragödie, »Die feindl. Brüder«, wurde 1664 von Molières Truppe aufgeführt. Mit den reifen Dramen der Jahre 1667-77 erreichte die frz. klass. Tragödie ihren Höhepunkt. Die Hauptfiguren sind meist Frauen, die in eine tragisch endende Liebe verstrickt sind, die Stoffe lehnen sich oft an Euripides an: »Andromache« (1668), »Iphigenie« (1675), »Phädra« (1677, dt. von F. Schiller, 1805); röm. Quellen verwendete R. in »Britannicus« (1670) und »Berenike« (1671). Nach Hofintrigen zog sich R. 1677 als Dramatiker zurück und arbeitete als Hofhistoriograph weiter. Für die Schülerinnen der unter dem Schutz der Mme. de Maintenon stehenden Erziehungsanstalt Saint-Cyr schrieb er später die bibl. Dramen »Esther« (1685) und »Athalie« (1691). Mit seinen fünfaktigen Verstragödien erfüllte R. den theoret. Anspruch der klass. Dichtungslehre, trag. Geschehen mittels Vergeistigung und Überlistung an die stil. und gesellschaftl. Normen seiner Zeit anzupassen.
Literatur:
W. Theile. R., hg. v. Neuausg. Darmstadt 1976.
Maulnier, T.: R. Neuausg. Paris 1988.
Rouhou, J.: J. R. Bilan critique. Paris 1994.
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