Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Quelle
Quelle,1) Geowissenschaften: i. w. S. Stelle, an der Flüssigkeit, Gas oder Öl aus der Erde austritt; i. e. S. örtlich begrenzter, natürl., ständiger oder zeitweiliger Wasseraustritt an der Erdoberfläche; dem Wasserausfluss (Quellschüttung) entsprechend als perennierend (dauernd), episodisch (unregelmäßig) oder periodisch (in Abständen regelmäßig) bezeichnet. Stark schüttende Q. (Riesen-Q.) treten in trichter- oder schalenförmigen Quelltöpfen aus; mehrere längs einer ausstreichenden Wasser führenden Schichtfläche (dicht beieinander) austretende Q. bilden Quellbänder oder -linien. Unter Wasser austretende Q. sind Grund-Q. Nach den tekton. Verhältnissen und der Art der Wasserbewegung sind zu unterscheiden: deszendente Q., d. h. absteigende oder Auslauf-Q. (Tal-Q., Schicht-Q., Überfall-Q.) und aszendente Q., in denen unter hydrostat. Druck stehendes Wasser ständig oder zeitweilig an der Erdoberfläche austritt; solche artes. Q. sind oft aber nicht natürlich, sondern durch Anbohren entstanden (Brunnen ). Entsprechend der Temperatur und den chem. Eigenschaften des Quellwassers sind noch heiße Q. (Thermen), kalte Q. (Akratopegen) bzw. Mineral-Q. zu unterscheiden. Ein Geysir ist eine intermittierende Spring-Q., die ihr Wasser in meist regelmäßigen Abständen springbrunnenartig ausstößt. Karst-Q. bilden die ergiebigsten Q., v. a. wo ganze Höhlenflüsse zutage treten (Aach-Q. nördlich des Bodensees ist mit einem Mittelwert von 8 530 l/s die stärkste Q. Deutschlands).
2) Geschichtswissenschaft: »histor. Material«, das Aufschluss über die Vergangenheit ermöglicht. Die Q.-Kunde unterscheidet Gegenstände (z. B. Bauwerke, Gräber, Münzen), Tatsachen (z. B. Recht, Sprache, Zeitrechnung) und Texte (schriftl. Q.). Für die neueste Geschichte haben außerdem nichtschriftl. Überreste wie Ton- und Bilddokumente erhebl. Q.-Wert. J. G. Droysen (»Historik«, 1868) unterschied »Überreste« (Gerätschaften, Münzen, Geschäftsschriftgut), die nicht eigens zum Zweck der Unterrichtung der Mit- und Nachwelt hinterlassen wurden, von der »Tradition« (Chroniken, Annalen, Biographien, Memoiren), die sich bewusst an die Nachwelt wendet. Andere Einteilungskriterien sind die Nähe zum berichteten Ereignis (Primär-Q., Sekundär-Q.) oder die Zugehörigkeit zu Sachgebieten (Rechts-Q., Wirtschafts-Q.). Mithilfe der histor. Hilfswissenschaften werden die Q. durch die Q.-Kritik (Prüfung der Nähe zum Ereignis, Objektivität und Echtheit) gesichtet und ausgewertet; in der Q.-Edition wird die Q. dann herausgegeben.
Literatur:
Kirn, P.u. Leuschner, J.: Einführung in die Geschichtswissenschaft. Berlin u. a. 61972.
Quirin, H.: Einführung in das Studium der mittelalterl. Geschichte. Stuttgart 51991.
Brandt, A. von: Werkzeug des Historikers. Stuttgart 131992.
3) Physik: Singularität in einem Feld, Ausgangsort von Feldlinien.
4) Urheberrecht: Quellenangabe, die beim Zitieren eines fremden Werkes in vielen Fällen vorgeschriebene (§ 63 Urheberrechts-Ges.) Angabe der Herkunft des Zitats.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Quelle