Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
portugiesische Kunst.
portugiesische Kunst.Trotz vielfacher Einwirkungen aus Spanien sowie Italien und Frankreich nahm die p. K. seit der Römerzeit eine eigenständige Entwicklung, v. a. in Architektur und Baudekoration. Dies tritt bes. in der Blütezeit in der 1. Hälfte des 16. Jh. (Zeitalter der Entdeckungen) und in der 1. Hälfte des 18. Jh. (Gold- und Diamantenfunde in Brasilien) hervor.Baukunst: Wichtigste Fundorte der Römerzeit sind Conimbriga (zerstört 468) und der Tempel von Évora (2./3. Jh.). Aus dem 7. und 10. Jh. sind schlichte frühroman. Kirchenbauten erhalten (São Frutuoso bei Braga; Lourosa). Unter der ersten portugies. Dynastie aus dem Haus Burgund Ausbildung der roman. Baukunst, v. a. kleine, wehrhafte Kirchen mit schmalem, tiefem Sanktuarium (São Martinho de Cedofeita in Porto, 12. Jh.). Bei den zw. 1140 und 1170 errichteten Kathedralen in Braga, Coimbra, Lissabon und Porto mit Chorumgang und Kapellenkranz dienten die Pilgerkirchen von Santiago de Compostela und Saint-Sernin in Toulouse als Vorbild. Got. Elemente zeigen zuerst die Zisterzienserbauten (Alcobaça, 1148 ff.; Kathedrale von Évora). Beim Bau des Klosters Santa Maria de Vitória Ende des 14. bis Mitte des 16. Jh. erfolgte die künstler. Entwicklung von der Hochgotik zum voll ausgebildeten Emanuelstil. Weitere Höhepunkte bilden die Christusritterkirche in Tomar, das Hieronymitenkloster von M. Boytac und J. de Castilho sowie der Torre de Belém von F. de Arruda. Reine Renaissancewerke sind u. a. der Große Kreuzgang des Klosters von Tomar sowie die Kirche Nossa Senhora da Conceição (ebd.). Aus der Barockzeit: Kloster Mafra (1714 ff. von J. F. Ludwig), Schloss Queluz bei Lissabon (1747-55), Univ.bibliothek von Coimbra (1717-28). 1784-1811 entstand die Wallfahrtskirche Bom Jesús do Monte bei Braga. Wichtigste städtebaul. Leistung ist der Wiederaufbau von Lissabon nach dem Erdbeben von 1755 unter Min. Pombal. Im 19. Jh. entstanden historist. Bauten (Palácio da Pena in Sintra, Börse in Porto, Kuppelbau des Rathauses in Lissabon); unter den techn. Bauwerken ist v. a. die doppelstöckige Brücke »Dom Luis I.« (1881-85) in Porto bedeutend. Die Architektur des 20. Jh. wird maßgebend vertreten durch die »Schule von Lissabon« und v. a. durch die »Schule von Porto« unter Führung von A. Siza Vieira (* 1933).Skulptur: In der Gotik gelangte die Grabmalkunst zu hohen Leistungen (Alcobaça: Sarkophage für Pedro I. und Inês de Castro, um 1370; Braga: Sarkophag des Erzbischofs G. Pereira). Der Emanuelstil griff von der Architektur auch auf Mobiliar und Goldschmiedekunst (G. Vicente) über. Höhepunkte der Renaissanceplastik sind das Chorgestühl, die Kirchenväterkanzel (1552) und die Grabmäler in Santa Cruz in Coimbra. Als Zentren der großen Holzaltäre und der figuralen Plastik (J. Machado de Castro) der Barockzeit bildeten sich Coimbra, Lissabon und Évora heraus. Im 19. Jh. traten v. a. António Soares dos Reis (* 1847, ✝ 1889) und Victor Bastos (* 1832, ✝ 1894), im 20. Jh. Francisco Franco (* 1885, ✝ 1955), Leopoldo de Almeida (* 1898, ✝ 1975), Virgilio Domingos (* 1932), José Rodrigues (* 1936), Alberto Carneiro (* 1937) und Zulmiro de Carvalho (* 1932) hervor.Malerei: Die got. Tafelmalerei des 15. Jh. zeigt eigenwillige Anlehnung an die fläm. Kunst (N. Gonçalves: Vinzenzaltar, 1465-67, Lissabon, Museum alter Kunst). Unter Emanuel I. bildeten sich Künstlergemeinschaften (»oficinas«) mit Zentren in Viseu (Hauptmeister: Grão Vasco) und Lissabon (J. Afonso). Der bedeutendste portugies. Maler des 16. Jh. war der Mönch Carlos, der bei Évora tätig war. Die Barockmalerei wandte sich neben religiösen Themen v. a. dem Porträt zu (u. a. F. Vieira), das auch im 18. und 19. Jh. gepflegt wurde (D. A. de Sequeira, C. Bordalo de Pinheiro). Zu den Vertretern moderner Malerei gehören António Soares (* 1894, ✝ 1979), Carlos Botelho (* 1899, ✝ 1982), Maria Elena Vieira da Silva (* 1908, ✝ 1992), Nadir Afonso (* 1920), Fernando Lanhas (* 1923), Carlos Calvet (* 1928), João Vieira (* 1934), Ángelo de Sousa (* 1938).
▣ Literatur:
Kubler, G.u. Soria, M. S.: Art and architecture in Spain and Portugal and their American dominions, 1500 to 1800. Harmondsworth 1959, Nachdr. ebd. 1969.
⃟ Smith, Robert C.: The art of Portugal 1500-1800. London 1968.
▣ Literatur:
Kubler, G.u. Soria, M. S.: Art and architecture in Spain and Portugal and their American dominions, 1500 to 1800. Harmondsworth 1959, Nachdr. ebd. 1969.
⃟ Smith, Robert C.: The art of Portugal 1500-1800. London 1968.