Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
persische Literatur
pẹrsische Literatur,die in neupers. Sprache geschriebene Literatur, Teil der iran. Literatur (mitunter auch Bez. für den Gesamtkomplex des Schrifttums der Perser seit dem Altertum). Vorläufer waren die altiran. Sakraltexte (Awesta) und altpers. Königsinschriften der Achaimeniden aus dem 6.-4. Jh. v. Chr. teils historisch-chronist. Inhalts, teils Bauurkunden; die Zeugnisse dieser altpers. Literatur finden sich auf Felswänden, an Bauwerken, auf Gold-, Silber-, Ton- und Steintafeln, Gefäßen und Schalen, Siegeln und Gewichten. Die mittelpers. Literatur ist nur zum kleinen Teil erhaltene Buchliteratur der Anhänger des Zoroastrismus aus sassanid. und nachsassanid. Zeit, aus der bes. die theolog. Enzyklopädien der zoroastr. Religion (z. B. »Denkart«, 9. Jh. n. Chr.) hervorragen.
Nach der Eroberung Irans durch die Araber Mitte des 7. Jh. war die mittelpers. Sprache des Sassanidenreiches aus dem höf. und religiösen Leben verdrängt und durch das Arabische als neue Hochsprache ersetzt worden. Die Literatur in neupers. Sprache entwickelte sich zunächst in enger Anlehnung an die arabische, wurde jedoch rasch selbstständig und ihrerseits zum Vorbild der Literaturen der ind. und türk. Muslime. Bedeutendste höf. Dichtung dieser Zeit war Firdausis ep. Darstellung der Geschichte Irans »Schah-Name« (entstanden etwa 975-1010). - Hauptformen der Poesie waren die von Rudaki geschaffene Kasside, zunächst lobpreisenden oder eleg., teils auch spött. Inhalts (sie wurde von Anwari zum Höhepunkt geführt), und das Ghasel, das Saadi und Hafis im 13. und 14. Jh. als Liebesgedicht zur höchsten Ausformung brachten. Bedeutendster Vertreter des myst. Lehrgedichts (Mesnewi) war Sanai, der erste pers. Mystiker; hervorragende Epiker waren Nisami und Djami, der bedeutendste Dichter der Timuridenzeit. Nach dessen Tod kennzeichneten übertriebene Bildersprache und komplizierte Wortspiele den »ind. Stil«, der den literar. Stil in Persien bis ins 19. Jh. bestimmte.
V. a. seit dem 12. Jh. finden sich Prosawerke unterhaltenden, didakt. und myth. Charakters (Staatshandbücher, Fürstenspiegel, philosoph. und myst. Abhandlungen, Erbauungsliteratur, Fabelsammlungen). Das 13. Jh. leitete eine glanzvolle Periode pers. Geschichtsschreibung ein; es folgte eine reiche biograph. Literatur (Briefe und Formularsammlungen). Wie in der Poesie verbreitete sich auch unter den Prosaschriftstellern seit dem 14. Jh. eine Vorliebe für überladenen Stil; erst im 19. Jh. ging man unter dem Einfluss aufklärer. Schriftsteller und des um 1900 einsetzenden Journalismus davon ab. Die moderne Kunstprosa unterliegt ebenfalls europ. Einfluss: Kurzgeschichten verfassten u. a. S. Hidajat und M. A. Djamalsadeh, der in seinen Novellen v. a. gesellschaftl. Missstände kritisiert, und Bozorg Alavi, der wie u. a. Sadegh Tschubak stark beachtete sozialkrit. Romane verfasste. Die islam. Revolution 1979 bewirkte eine Konzentration auf politisch-islam. Themen. Außerhalb Irans kam es im 20. Jh. zu einer Modernisierung und Verselbstständigung der p. L. in Afghanistan und Zentralasien (Tadschikistan).
▣ Literatur:
J. Rypka Iranische Literaturgeschichte, Beiträge v. u. a. Dt. Ausg. erw. u. hg. v. H. F. J. Junker. A. d. Tschech. Leipzig 1959.
⃟ Alavi, B.: Geschichte u. Entwicklung der modernen p. L. Berlin (Ost) 1964.
pẹrsische Literatur,die in neupers. Sprache geschriebene Literatur, Teil der iran. Literatur (mitunter auch Bez. für den Gesamtkomplex des Schrifttums der Perser seit dem Altertum). Vorläufer waren die altiran. Sakraltexte (Awesta) und altpers. Königsinschriften der Achaimeniden aus dem 6.-4. Jh. v. Chr. teils historisch-chronist. Inhalts, teils Bauurkunden; die Zeugnisse dieser altpers. Literatur finden sich auf Felswänden, an Bauwerken, auf Gold-, Silber-, Ton- und Steintafeln, Gefäßen und Schalen, Siegeln und Gewichten. Die mittelpers. Literatur ist nur zum kleinen Teil erhaltene Buchliteratur der Anhänger des Zoroastrismus aus sassanid. und nachsassanid. Zeit, aus der bes. die theolog. Enzyklopädien der zoroastr. Religion (z. B. »Denkart«, 9. Jh. n. Chr.) hervorragen.
Nach der Eroberung Irans durch die Araber Mitte des 7. Jh. war die mittelpers. Sprache des Sassanidenreiches aus dem höf. und religiösen Leben verdrängt und durch das Arabische als neue Hochsprache ersetzt worden. Die Literatur in neupers. Sprache entwickelte sich zunächst in enger Anlehnung an die arabische, wurde jedoch rasch selbstständig und ihrerseits zum Vorbild der Literaturen der ind. und türk. Muslime. Bedeutendste höf. Dichtung dieser Zeit war Firdausis ep. Darstellung der Geschichte Irans »Schah-Name« (entstanden etwa 975-1010). - Hauptformen der Poesie waren die von Rudaki geschaffene Kasside, zunächst lobpreisenden oder eleg., teils auch spött. Inhalts (sie wurde von Anwari zum Höhepunkt geführt), und das Ghasel, das Saadi und Hafis im 13. und 14. Jh. als Liebesgedicht zur höchsten Ausformung brachten. Bedeutendster Vertreter des myst. Lehrgedichts (Mesnewi) war Sanai, der erste pers. Mystiker; hervorragende Epiker waren Nisami und Djami, der bedeutendste Dichter der Timuridenzeit. Nach dessen Tod kennzeichneten übertriebene Bildersprache und komplizierte Wortspiele den »ind. Stil«, der den literar. Stil in Persien bis ins 19. Jh. bestimmte.
V. a. seit dem 12. Jh. finden sich Prosawerke unterhaltenden, didakt. und myth. Charakters (Staatshandbücher, Fürstenspiegel, philosoph. und myst. Abhandlungen, Erbauungsliteratur, Fabelsammlungen). Das 13. Jh. leitete eine glanzvolle Periode pers. Geschichtsschreibung ein; es folgte eine reiche biograph. Literatur (Briefe und Formularsammlungen). Wie in der Poesie verbreitete sich auch unter den Prosaschriftstellern seit dem 14. Jh. eine Vorliebe für überladenen Stil; erst im 19. Jh. ging man unter dem Einfluss aufklärer. Schriftsteller und des um 1900 einsetzenden Journalismus davon ab. Die moderne Kunstprosa unterliegt ebenfalls europ. Einfluss: Kurzgeschichten verfassten u. a. S. Hidajat und M. A. Djamalsadeh, der in seinen Novellen v. a. gesellschaftl. Missstände kritisiert, und Bozorg Alavi, der wie u. a. Sadegh Tschubak stark beachtete sozialkrit. Romane verfasste. Die islam. Revolution 1979 bewirkte eine Konzentration auf politisch-islam. Themen. Außerhalb Irans kam es im 20. Jh. zu einer Modernisierung und Verselbstständigung der p. L. in Afghanistan und Zentralasien (Tadschikistan).
▣ Literatur:
J. Rypka Iranische Literaturgeschichte, Beiträge v. u. a. Dt. Ausg. erw. u. hg. v. H. F. J. Junker. A. d. Tschech. Leipzig 1959.
⃟ Alavi, B.: Geschichte u. Entwicklung der modernen p. L. Berlin (Ost) 1964.