Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Psychose
Psychose[grch.] die (psychotische Störung, sog. Geisteskrankheit), Sammelbegriff für Erkrankungen, bei denen wichtige psych. Funktionen erheblich gestört sind. Dabei treten meist offenkundige Fehleinschätzungen der Realität (z. B. durch Wahn, Halluzinationen, schwere Gedächtnis- oder Affektstörungen bedingt) sowie unmotiviert erscheinende Verhaltensänderungen auf. Häufig erleben die Betroffenen nicht sich selbst, sondern ihre Umgebung als verändert und haben im akuten Stadium meist keine Einsicht in die Krankhaftigkeit ihres Zustands. - Exogene P. (körperlich begründbare, symptomat. oder organ. P.) heißen solche mit bekannter organ. Ursache (z. B. Infektionskrankheiten, Kopfverletzungen, Tumoren, Stoffwechselstörungen, Vergiftungen, Drogen- und Alkoholmissbrauch). - Als endogene P. (funktionelle und körperlich nicht begründbare P.) werden einige häufig vorkommende Krankheiten bezeichnet, denen weder organ. noch psychogene Ursachen eindeutig zugeordnet werden können. Es handelt sich v. a. um die affektiven P. (manisch-depressive Krankheitsbilder) und die Gruppe der Schizophrenien. Ursachen der endogenen P. sind möglicherweise Störungen des Stoffwechsels und der Neurotransmitter. - Die Behandlung der P. ist seit Einführung der syndromspezifisch wirksamen Psychopharmaka (1952) wesentlich erfolgreicher geworden. Vielfach sind rein ambulante Behandlungen möglich; die Dauer stationärer Aufenthalte hat sich erheblich verkürzt. Bei exogenen P. wird die Grunderkrankung behandelt. Bei endogenen P. lassen sich Rückfälle durch kontinuierl. Nachbehandlung mit niedrig dosierten Präparaten zu einem großen Teil verhüten. Psychotherapie und Maßnahmen zur sozialen und berufl. Rehabilitation ergänzen die Behandlung.
Literatur:
Müller-Suur, H.: Das Sinn-Problem in der P. Göttingen u. a. 1980.
Psychosentherapie, Beiträge v. G. Benedetti u. a. A. d. Italien. Stuttgart 1983.
Zerbin-Rüdin, E.: Vererbung u. Umwelt bei der Entstehung psych. Störungen. Darmstadt 21985.
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