Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Priester
Priester[grch. presbýteros »der (verehrte) Ältere«], in der Religionsgeschichte der Mittler zw. Gott, den Göttern oder dem Göttlichen (Numen) und den Menschen. Die vermittelnde Funktion wird v. a. im Kult (Kultus) ausgeübt und ist oft mit bestimmten Heiligtümern verbunden. Innerhalb des priesterl. Handelns kommt dem Vollzug von Opfern eine zentrale Bedeutung zu. Innerhalb der sozialen Gemeinschaft nehmen P. eine Sonderstellung ein, charakterisiert durch eine besondere Lebensweise (z. B. Einhaltung kult. Reinheitsvorschriften, Tragen besonderer Kleidung, Ehelosigkeit) und zahlr. Vorrechte (exklusive Ausbildung, Befreiung von Erwerbsarbeit, Unterhaltung durch die Gemeinschaft). Der Zugang zum Priestertum kann erblich sein (z. B. im Hinduismus die Brahmanen; im Judentum die Nachkommen Aarons) oder durch Weihe erfolgen. In fast allen Religionen kam es zur Herausbildung des P.-Amtes. Die Fülle der durch P. wahrgenommenen Aufgaben (Krankenheilung, Rechtsprechung, Organisation der Wirtschaft, polit. Führung) bewirkte eine Differenzierung der Funktionen und die Herausbildung eines hierarchisch gegliederten Priestertums. Die altoriental. Hochkulturen vereinten die religiöse und die polit. Funktion des P. in der Person des P.-Königs. Das Christentum sieht in Jesus Christus den einen und ewigen Hohen P. (Hebr. 4-9). Die kath. und orth. Theologie versteht ihr P.-Amt als Stellvertretung dieser Priesterschaft Jesu Christi durch einen eigenen hierarchisch gegliederten P.-Stand; die evang. Theologie sieht alle Getauften zum priesterl. Dienst berufen.
Literatur:
James, E. O.: Das Priestertum. Wesen u. Funktion. A. d. Engl. Neuausg. Wiesbaden 1968.
Greshake, G.: Priestersein. Zur Theologie u. Spiritualität des priesterl. Amtes. Freiburg im Breisgau u. a. 51991.
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