Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Potsdam
Pọtsdam,Hptst. von Brandenburg und kreisfreie Stadt, grenzt im NO an Berlin, an der Mündung der Nuthe in die Havel, die sich im NO und SW der Stadt zu mehreren Seen erweitert, 131 200 Ew.; zahlr. wiss. Einrichtungen (viele davon im Stadtteil Babelsberg), darunter Univ. (gegr. 1991), Hochschule für Film und Fernsehen, FH, wiss. Institute, Astrophysikal. Inst. mit Einsteinturm, Geo-Forschungs-Zentrum, Niederlassung des Dt. Wetterdienstes, Inst. für Klimafolgenforschung, Max-Planck- und Fraunhofer-Inst., Brandenburg. Landeshauptarchiv, Armee-, Filmmuseum u. a. Museen; Filmerlebnispark Babelsberg. P. ist Filmstandort mit Tradition sowie wichtiger Medienstandort. Die Industrie (v. a. in Babelsberg und im SO von P.) ist mit Lebensmittel-, Baustoffindustrie, Sicherheitsglasherstellung und Orgelbau vertreten; S-Bahn-Verbindung nach Berlin.- Dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg fielen zahlr. Gebäude zum Opfer, deren Ruinen abgetragen wurden, u. a. das Schloss (1664 ff.) und die Garnisonkirche (1731-34). Erhalten sind u. a. das Holländ. Viertel (1733-42, von J. Boumann), die barocke Frz. Kirche (1751-53, von G. W. v. Knobelsdorff), die frühklassizist. Alte Wache (1795-97), das neugot. Nauener (1754-55) und das Brandenburger Tor (1770), der Einsteinturm (1920/21, von E. Mendelsohn). Wiederhergestellt wurden u. a. das barocke Rathaus (1753-55, von Boumann), das barocke Stadtpalais (1744-51, von v. Knobelsdorff), die klassizist. Nikolaikirche (1830-37, von K. F. Schinkel, Kuppel von L. Persius und F. A. Stüler, 1843-50). Am Rand der Stadt Schloss und Park Sanssouci; nach W schließen sich Park und Schloss Charlottenhof (1826-28) an; im Neuen Garten (1817-25, von P. J. Lenné zum Landschaftspark umgestaltet) Schloss Cecilienhof (1913-16) und Marmorpalais (1787-91, von K. von Gontard und C. G. Langhans; vollendet 1845); bed. auch Schloss Babelsberg (1834/35 ff.) mit Parkanlage (von Lenné ab 1833, von H. Fürst v. Pückler-Muskau weiter ausgeführt). Schlösser und Gärten von P. sind UNESCO-Weltkulturerbe.- Ursprünglich slaw. Siedlung neben einer slaw. Burg (9./10. Jh.), 993 erstmals erwähnt (Poztupimi); nach 1150 dt. Neugründung unter Markgraf Albrecht dem Bären; 1317 erstmals als Stadt gen. Seit 1416 im Besitz derHohenzollern; seit 1660 (neben Berlin zweite) Residenz der Kurfürsten, seit 1701 der Könige in Preußen, fortan rege Bautätigkeit (u. a. Stadtschloss anstelle der ehem. askan. Burg); unter den Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., d. Gr., ab 1713 Ausbau zur Garnisonstadt (u. a. Erweiterung durch die Neustadt, 1720-42, sowie durch das Holländ. Viertel, 1737-42). Seit 1939 (u. a. Eingemeindung von Babelsberg) Großstadt; 1945/46-52 und seit 1990 Hptst. von Brandenburg; 1952-90 Hptst. des gleichnamigen DDR-Bezirks.Im Edikt von P. (8. 11. 1685) gewährte Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, den frz. Hugenotten Glaubensfreiheit, Niederlassung und wirtsch. Privilegien in Brandenburg und Preußen. - Mit dem Festakt vom 21. 3. 1933 (Tag von Potsdam) in der Garnisonkirche, mit dem der am 5. 3. 1933 gewählte Dt. Reichstag konstituiert wurde, versuchte A. Hitler, das Anknüpfen an preuß. Traditionen zu dokumentieren. - Am 2. 8. 1945 Abschluss des Potsdamer Abkommens im Schloss Cecilienhof.
Literatur:
G. Engelmann. P. u. seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundl. Bestandsaufnahme, bearb. v. Berlin (Ost) 1969.
Mielke, F.: Potsdamer Baukunst. Das klass. P. Berlin 1981.
Werner, F.: P. Städtebau u. Raumentwicklung seit 1935. Berlin 1988.
Volk, W.: P. Berlin 31993.
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