Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Plakat
Plakat[aus niederländ.] das, öffentl. Anschlag behördl., polit., kulturellen oder kommerziellen Charakters, um die Aufmerksamkeit einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu erreichen. P. müssen daher ihrer Form nach auffällig, aus der Entfernung erkennbar und ihrem Inhalt nach schnell erfassbar sein. - Das P. entwickelte sich seit der 2. Hälfte des 15. Jh. aus Anzeigen, Flugblättern und Handzetteln. Die P.-Produktion des 16. bis 18. Jh. wurde v. a. vom Schausteller-P. bestritten. Erst im 19. Jh. wurde das Bild-P. zum wesentl. Werbemittel für die beginnende Markenartikelindustrie. Mit der Lithographie bot sich die Möglichkeit, P. in großem Format und in hoher Auflage herzustellen. Die P.-Kunst erlebte in den 1890er-Jahren in Frankreich ihren ersten Höhepunkt. Als Begründer des modernen Bild-P. gilt J. Chéret, fast gleichzeitig traten T. A. Steinlen und v. a. H. de Toulouse-Lautrec hervor, der, angeregt durch den japan. Holzschnitt, eine neue Form der P.-Gestaltung entwickelte, indem er Schrift und Bild zu einer Einheit verband, Linie und Fläche stark kontrastierte. Diese Reduzierung auf wenige Bildelemente führte in Paris L. Cappiello in seinen wegweisenden, heiteren P. weiter. Das Jugendstil-P. hatte in ganz Europa bed. Vertreter, in Frankreich P. Bonnard, M. Denis, A. Mucha, die Belgier F. Khnopff, H. van de Velde, in Großbritannien D. Hardy und A. V. Beardsley, in Dtl. T. T. Heine und O. Eckmann. Mit der Ausbreitung der kommerziellen und polit. Werbung nach der Jahrhundertwende gewann das P. große publizist. Bedeutung, an der die künstler. Bewegungen der Zeit, wie Kubismus (A. M. Cassandre), Expressionismus (M. Pechstein, César Klein, W. Jaeckel), Konstruktivismus und Bauhaus (El Lissitzky, L. Moholy-Nagy, O. Schlemmer), Anteil hatten. Die Fotomontage wurde integrierender Bestandteil, bes. im Film-P. (J. Tschichold). Soziales und polit. Engagement lagen den P. von K. Kollwitz, J. Heartfield, G. Grosz, W. Majakowski zugrunde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in zahlr. Ländern (u. a. Frankreich, Polen, ČSFR, Japan, Schweiz) eine bemerkenswerte und richtungweisende P.-Kunst.
▣ Literatur:
Müller-Brockmann, J.u. Wobmann, K.: Fotoplakate von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aarau u. a. 1989.
⃟ Ahrlé, F.: Galerie der Straße. Die großen Meister der Plakatkunst. Frankfurt am Main 1990.
⃟ Plakatkunst von Toulouse-Lautrec bis Benetton, hg. v. J. Döring. Ausst.-Kat. Museum für Kunst u. Gewerbe Hamburg. Heidelberg 1994.
Plakat[aus niederländ.] das, öffentl. Anschlag behördl., polit., kulturellen oder kommerziellen Charakters, um die Aufmerksamkeit einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu erreichen. P. müssen daher ihrer Form nach auffällig, aus der Entfernung erkennbar und ihrem Inhalt nach schnell erfassbar sein. - Das P. entwickelte sich seit der 2. Hälfte des 15. Jh. aus Anzeigen, Flugblättern und Handzetteln. Die P.-Produktion des 16. bis 18. Jh. wurde v. a. vom Schausteller-P. bestritten. Erst im 19. Jh. wurde das Bild-P. zum wesentl. Werbemittel für die beginnende Markenartikelindustrie. Mit der Lithographie bot sich die Möglichkeit, P. in großem Format und in hoher Auflage herzustellen. Die P.-Kunst erlebte in den 1890er-Jahren in Frankreich ihren ersten Höhepunkt. Als Begründer des modernen Bild-P. gilt J. Chéret, fast gleichzeitig traten T. A. Steinlen und v. a. H. de Toulouse-Lautrec hervor, der, angeregt durch den japan. Holzschnitt, eine neue Form der P.-Gestaltung entwickelte, indem er Schrift und Bild zu einer Einheit verband, Linie und Fläche stark kontrastierte. Diese Reduzierung auf wenige Bildelemente führte in Paris L. Cappiello in seinen wegweisenden, heiteren P. weiter. Das Jugendstil-P. hatte in ganz Europa bed. Vertreter, in Frankreich P. Bonnard, M. Denis, A. Mucha, die Belgier F. Khnopff, H. van de Velde, in Großbritannien D. Hardy und A. V. Beardsley, in Dtl. T. T. Heine und O. Eckmann. Mit der Ausbreitung der kommerziellen und polit. Werbung nach der Jahrhundertwende gewann das P. große publizist. Bedeutung, an der die künstler. Bewegungen der Zeit, wie Kubismus (A. M. Cassandre), Expressionismus (M. Pechstein, César Klein, W. Jaeckel), Konstruktivismus und Bauhaus (El Lissitzky, L. Moholy-Nagy, O. Schlemmer), Anteil hatten. Die Fotomontage wurde integrierender Bestandteil, bes. im Film-P. (J. Tschichold). Soziales und polit. Engagement lagen den P. von K. Kollwitz, J. Heartfield, G. Grosz, W. Majakowski zugrunde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in zahlr. Ländern (u. a. Frankreich, Polen, ČSFR, Japan, Schweiz) eine bemerkenswerte und richtungweisende P.-Kunst.
▣ Literatur:
Müller-Brockmann, J.u. Wobmann, K.: Fotoplakate von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aarau u. a. 1989.
⃟ Ahrlé, F.: Galerie der Straße. Die großen Meister der Plakatkunst. Frankfurt am Main 1990.
⃟ Plakatkunst von Toulouse-Lautrec bis Benetton, hg. v. J. Döring. Ausst.-Kat. Museum für Kunst u. Gewerbe Hamburg. Heidelberg 1994.