Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Pius
Pius, Päpste:
1) P. II. (1458-64), eigtl. Enea Silvio Piccolomini, latinisiert Aeneas Silvius, * Corsignano (heute Pienza, bei Siena) 18. 10. 1405, ✝ Ancona 15. 8. 1464; Jurist, nichtgeistl. Teilnehmer am Konzil von Basel; als Papst Gegner des Konziliarismus; seit 1442 Kanzleisekretär Kaiser Friedrichs III., seit 1456 Kardinal; Staatsmann und einer der bedeutendsten Humanisten seiner Zeit.
2) P. IV. (1559-65), eigtl. Giovanni Angelo Medici, * Mailand 31. 3. 1499, ✝ Rom 9. 12. 1565; führte von 1562 an das Tridentin. Konzil (Tridentinum) fort und veröffentlichte 1564 dessen Beschlüsse, darunter das allg. katholische Glaubensbekenntnis (»Professio fidei Tridentinae«).
3) P. V. (1566-72), eigtl. Michele Ghislieri, * Bosco Marengo (bei Alessandria) 17. 1. 1504, ✝ Rom 1. 5. 1572; Dominikaner, seit 1557 Kardinal; seit 1558 Großinquisitor, Wegbereiter der katholischen Reform; führte den »Catechismus Romanus« (1566), das »Breviarium Romanum« (1568) und das »Missale Romanum« (1570) ein; Heiliger, Tag: 30. 4.
4) P. VI. (1775-99), eigtl. Giovanni Angelo Braschi, * Cesena 25. 12. 1717, ✝ Valence 29. 8. 1799; seit 1773 Kardinal; bekämpfte Jansenismus, Febronianismus und Josephinismus; verurteilte die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte der Frz. Revolution; wurde nach dem Einmarsch frz. Truppen in Rom (1798) für abgesetzt erklärt und als Gefangener nach Frankreich gebracht.
5) P. VII. (1800-23), eigtl. Luigi Barnaba Chiaramonti, * Cesena 14. 8. 1742, ✝ Rom 20. 8. 1823; Benediktiner, seit 1785 Kardinal; schloss 1801 ein Konkordat mit Frankreich; wirkte 1804 an der Kaiserkrönung Napoleons I. mit; nach dem Verlust des Kirchenstaates (1809) Gefangener der Franzosen; 1814 Rückkehr nach Rom und Reorganisator des wiederhergestellten Kirchenstaates.
6) P. IX. (1846-78), eigtl. Giovanni Maria Mastai-Ferretti, * Senigallia (bei Ancona) 13. 5. 1792, ✝ Rom 7. 2. 1878; seit 1840 Kardinal; unter seinem Pontifikat 1854 Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Marias, 1870 der päpstl. Unfehlbarkeit (durch das 1. Vatikan. Konzil) und Verlust des Kirchenstaats (1870); politisch Gegner des Liberalismus und Förderer des polit. Katholizismus (Ultramontanismus); Hauptgegner Bismarcks in der ersten Phase des Kulturkampfs.
7) P. X. (1903-14), eigtl. Giuseppe Sarto, * Riese (bei Treviso) 2. 6. 1835, ✝ Rom 20. 8. 1914; seit 1893 Patriarch von Venedig und Kardinal; förderte das Bibelstudium (1909 Gründung des Päpstl. Bibelinstituts), initiierte Reformen in Kirchenmusik, Liturgie und Priesterausbildung und veranlasste die Vereinfachung und Neufassung des Kirchenrechts (Codex Iuris Canonici); theologisch verurteilte er den Modernismus und führte den sog. Antimodernisteneid ein; Heiliger, Tag: 21. 8.
8) P. XI. (1922-39), eigtl. Achille Ratti, * Desio (bei Mailand) 31. 5. 1857, ✝ Rom 10. 2. 1939; seit 1919 Nuntius in Polen; seit 1921 Erzbischof von Mailand und Kardinal; in sein Pontifikat fällt die Lösung der Römischen Frage durch die Lateranverträge (1929) und der Abschluss zahlr. Konkordate, darunter das Reichskonkordat mit dem nat.-soz. Dt. Reich (1933); schuf die Katholische Aktion; wandte sich in der Enzyklika »Mit brennender Sorge« (1937) gegen die nat.-soz. Kirchenpolitik und Weltanschauung; trat öffentlich gegen den Antisemitismus auf.
9) P. XII. (1939-58), eigtl. Eugenio Pacelli, * Rom 2. 3. 1876, ✝ Castel Gandolfo 9. 10. 1958; seit 1917 Nuntius für Bayern (bis 1925), 1920-29 Nuntius für das Dt. Reich; seit 1929 Kardinal; seit 1930 Staatssekretär Pius' XI. P. war ein glänzender Diplomat; die zw. 1924 und 1933 mit Dtl. abgeschlossenen Konkordate (Bayern, Preußen, Baden, Reichskonkordat) waren im Wesentlichen sein Werk. In sein Pontifikat fallen die Dogmatisierung der Aufnahme Marias in den Himmel (1950) und 33 Heiligsprechungen. Die Kirche leitete er streng zentralistisch und autoritär (seit 1944 ohne Staatssekretär). Nach wie vor umstritten sind seine Stellung zu faschist. Diktaturen und nicht abgeschlossen ist die 1963 durch das Zeitstück von R. Hochhuth »Der Stellvertreter« ausgelöste Diskussion über sein »Schweigen« zur nat.-soz. Judenverfolgung. Die histor. Forschung hebt dabei heute in großer Übereinstimmung hervor, dass der im großen Umfang über die Gräueltaten informierte Papst der Überzeugung war, dass ein Eingreifen seinerseits die Situation verschlimmert hätte, jedoch durch von ihm unterstützte geheime Hilfsaktionen (Einrichtung von Verstecken in kirchl. Gebäuden Italiens) und seine weltweiten diplomat. Möglichkeiten maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Tausende Juden vor Deportation und Ermordung bewahrt werden konnten.
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