Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Picasso
Picạsso,Pablo, eigtl. Ruiz y P., span. Maler, Grafiker, Bildhauer, Keramiker und Dichter, * Málaga 25. 10. 1881, ✝ Mougins (bei Cannes) 8. 4. 1973; besuchte die Kunstschule in Barcelona, zeitweilig auch in Madrid und ließ sich 1904 in Paris nieder. 1901-04 (»blaue Periode«) verarbeitete er in seinen Bildern menschl. Elends Einflüsse v. a. von H. Toulouse-Lautrec, H. Daumier und P. Gauguin (»Das Leben«, 1903; Cleveland, Museum of Art); Übergang zur weniger einheitl. »rosa Periode« (1905-07). Im Mittelpunkt standen zunächst Motive aus der Welt des Zirkus (»Akrobat mit Kugel«, 1905; Moskau, Puschkin-Museum), dann Akte und Porträts. Die Auseinandersetzung mit iber. Plastik, mit afrikan. und ozean. Kunst sowie mit P. Cézanne (1907) ließ die Beschäftigung mit Formproblemen an die Stelle psycholog. Thematik treten (»Les Demoiselles d'Avignon«, 1907; New York, Museum of Modern Art). Gemeinsam mit G. Braque beschäftigte P. sodann das Problem, alles Gegenständliche auf eine organisierte Struktur einfacher geometr. Formen zurückzuführen. Diesem analyt. Kubismus folgte ab 1912 der synthet. Kubismus, der bedeutungsfreie Form- und Farbelemente, bes. eingeklebte Materialien (Collage) verwendet (»Stillleben mit Flechtstuhl«, 1912; Nachlass bzw. P.-Museum Paris). 1915 Aufgabe der kontinuierl. Stilentwicklung; P. verarbeitete verschiedene (naturalist., geometr.) Stilrichtungen und kombinierte dann vorhandene Themen und Formen. Nachhaltige Impulse erhielt P. in seinem Kontakt zu den Surrealisten, an deren Ausstellung er sich nach 1925 beteiligte. Die hier eröffnete Möglichkeit zur Verschlüsselung und myth. Überhöhung psych. Erfahrungen erweiterte die Ausdruckskraft in P.s Werk (»Minotauromachie«; Radierungen, 1935); Höhepunkt dieser Entwicklung ist das für den span. Pavillon der Weltausstellung 1937 geschaffene Werk »Guernica« (Madrid, Centro de Arte Reina Sofía), entstanden aus Erschütterung über die Zerstörung der bask. Stadt durch die Legion Condor. Auch mit dem Plakat der »Friedenstaube« (1949) nahm P. (seit 1944 Mitgl. der KP Frankreichs) zum polit. Geschehen Stellung. In S-Frankreich experimentierte er mit Lithographie, Linolschnitt und Keramik. Sein ebenfalls bed. plast. Schaffen (kubist. Köpfe; Konstruktionen, Materialbilder, durchbrochene Figuren und Assemblagen) gab P. selten für Ausstellungen frei. In den letzten 25 Jahren seines Lebens variierte er in Malerei und Grafik in Reihen, Serien und Metamorphosen histor. Vorbilder (Delacroix, Velázquez, Manet) und Motive der eigenen Bildwelt in unerschöpfl. Wandlungsfähigkeit. P. gilt als ein Wegbereiter und einer der wichtigsten Repräsentanten der modernen Malerei des 20. Jahrhunderts.
Literatur:
Sabartés, J.: P. Gespräche u. Erinnerungen. A. d. Span. Frankfurt am Main 1990.
Daix, P.: P. A. d. Frz. Köln 1991.
Richardson, J.: P. Leben u. Werk, auf 4 Bde. ber. A. d. Engl. München 1991 ff.
Wiegand, W.: P. P. Reinbek 1995.
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