Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Phänomenologie
Phänomenologie[grch.] die, die philosoph. Lehre von der Entstehung und Form der Erscheinungen im Bewusstsein; i. e. S. die um 1900 von E. Husserl begründete philosoph. Richtung: Das im Bewusstsein Gegebene soll unter Ausklammerung der Frage nach seiner Realität (phänomenolog. Reduktion) rein in seiner Wesenheit veranschaulicht werden (Wesensschau). Dadurch sollen die ihm innewohnenden Zusammenhänge einsichtig werden. Die P. beschreibt die intentionalen Akte, in denen die Bewusstseinsinhalte gegeben sind (Intentionalität), sowie die in den Akten gegebenen gegenständl. Gehalte. Diese Wendung zum Objektiven hat bes. in der Logik, Ethik und Ästhetik erneuernd gewirkt, indem sie den Psychologismus überwand. Husserl selbst und einige seiner Anhänger entwickelten die P. zu einer Transzendentalphilosophie des reinen Bewusstseins weiter. Auf der Grundlage der P. entstanden u. a. die Philosophien Heideggers, Merleau-Pontys und Lévinas' und Beiträge zur Ontologie, Wissenschafts- und Erkenntnistheorie. Sie beeinflusste v. a. die Sozialwiss., Psychologie und Linguistik.
Literatur:
Landgrebe, L.: Faktizität u. Individuation. Studien zu den Grundfragen der P. Hamburg 1982.
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