Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Philippinen
Philippinen⃟ Fläche: 300 000 km2
Einwohner: (1995) 67,581 Mio.
Hauptstadt: Manila
Verwaltungsgliederung: 16 Regionen
Amtssprachen: Filipino (Tagalog) und Englisch
Nationalfeiertag: 12. 6.
Währung: 1 Philippinischer Peso (P̶) = 100 Centavos (¢)
Zeitzone: MEZ + 7 Std.
(amtlich Filipino: Republika ñg Pilipinas, engl. Republic of the Philippines), Staat und Inselgruppe in Südostasien, im Malaiischen Archipel.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1987 sind die P. eine präsidiale Rep.; Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der direkt gewählte Präs. (einmalige Amtszeit von sechs Jahren). Er ernennt die Mitgl. des Kabinetts. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (24 Mitgl.) und Repräsentantenhaus (204 auf fünf Jahre gewählte und bis zu 50 vom Präs. ernannte Abgeordnete). Zum breit gefächerten Parteienspektrum gehören u. a. Laban ng Demokratigong Pilipino (LDP), Nationalist People's Coalition (NPC) und Lakas ng EDSA - National Union for Christian Democrats (Lakas-NUCD).
Landesnatur: Die P. bestehen aus über 7 100 Inseln; drei geograph. Großräume: die größte und wirtschaftlich dominierende Insel Luzon zus. mit Mindoro und Masbate im N, Mindanao mit den Suluinseln im S und die Inselwelt der Visayas (mit den sechs Hauptinseln Panay, Negros, Cebu, Bohol, Samar und Leyte) in ihrer Mitte. Nur die weit nach W in das Südchines. Meer vorgelagerte Inselgruppe von Palawan ist hier nicht zuzuordnen. Die Inseln sind aufgetauchte Teile ehemals zusammenhängender, durch spätere Einbrüche stark aufgelöster submariner Gebirgsketten mit z. T. noch tätigen Vulkanen. Erdbeben sind häufig. Das trop. Klima ist durchweg maritim und steht unter Monsuneinfluss. Taifune sind häufig.
Bevölkerung: Die Bevölkerung ist durch ethn. und sprachl. Vielfalt gekennzeichnet. Die ältesten Bewohner, die Aeta, gehören nicht zu den vorherrschenden Indonesiern. Polynesier, Chinesen (etwa 10 %), Inder und Weiße (Spanier) kamen erst später ins Land. Zusammenfassend werden die Bewohner der P. als Filipinos bezeichnet. Die bedeutendsten Stämme der Jungindonesier sind Bisaya, Tagalen, Iloco, Pampanganen, Bikol u. a., die der Altindonesier Ifugao, Igoroten, Kalinga u. a. Das Bevölkerungswachstum ist mit 2,5 % sehr hoch. - Die allg. Schulpflicht beträgt vier Jahre, der Unterricht in dieser Zeit erfolgt unentgeltlich; die Analphabetenquote beläuft sich auf 10 %. Es gibt 20 staatl. und 49 private Univ. sowie weitere Hochschulen; die meisten besitzt Manila. - Etwa 80 % der Bev. gehören der kath. Kirche an, über 6 % der »Philippin. Unabhängigen Kirche«, rd. 9 % Protestanten, rd. 4,6 % Muslime (Moros im S, die Autonomieforderungen erheben), ferner Buddhisten und Anhänger von Naturreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: Die P. sind überwiegend ein Agrarland. Etwa 30 % der Gesamtfläche der Inseln werden landwirtsch. genutzt. Hauptnahrungsmittel ist Reis, daneben werden Mais, Bataten, Maniok, Gemüse u. a. angebaut. Exportkulturen sind Zuckerrohr und Kokospalmen (größter Kopraerzeuger der Erde), außerdem Kaffee, Ananas, Tabak, Kautschuk und Manilahanf. Agrarreformen (1972, 1988) scheiterten v. a. am Widerstand der einflussreichen Großgrundbesitzer. Der Raubbau an trop. Hölzern erbrachte jahrelang hohe Exporteinnahmen (z. T. illegale Ausfuhr), verursachte aber auch erhebliche ökolog. Schäden. Durch Rodung, Raubbau und versäumte Wiederaufforstung verringerte sich der Waldbestand auf 18 % der Gesamtfläche des Staates. Um weitere Schäden zu begrenzen, wurde 1986 und 1989 der Export von Rundholz bzw. Nutzholz eingeschränkt. Umfangreich ist die Küstenfischerei. Die reichen Vorkommen an Kupfer-, Nickel-, Eisen-, Chromerz, Kohle, Gold, Silber, Quecksilber, Asbest, Gips, Marmor und Salz werden erst wenig genutzt. Positive Wachstumsimpulse erhielt in den letzten Jahren die verarbeitende Ind. durch eine reformierte Ind.politik und das Engagement ausländ. Investoren. Auf der Halbinsel Bataan (Manilabucht) wurde eine Freihandelszone geschaffen. Neben der Nahrungs- und Genussmittelind. hat sich v. a. die Textil- und Bekleidungsind. zu einem bed. Exportzweig entwickelt; außerdem Anlagen zur Erzkonzentratgewinnung; Metall-, chem. und Zementind., elektrotechn./elektron. Ind. sowie Holzverarbeitung. - Die Eisenbahn (499 km Streckennetz) spielt nur eine geringe Rolle; Bahnlinien gibt es auf Luzon und Panay. Das Straßennetz (160 900 km) ist nur auf Luzon gut ausgebaut. Der »Pan-Philippine-Highway« (rd. 2 000 km) verläuft von Aparri in N-Luzon bis nach Davao in S-Mindanao. Von besonderer Bedeutung sind Küstenschifffahrt und Flugverkehr. Wichtigste Häfen sind Manila, Cebu, Iloilo und Zamboanga. Internat. Flughäfen: Manila sowie fünf weitere.
Geschichte: Das Gebiet der heutigen Philippinen ist seit etwa 10 000 v. Chr. permanent besiedelt. Um diese Zeit war der Meeresspiegel um rund 100 m auf die heutige Höhe angestiegen, sodass die einzelnen Inseln isoliert wurden. In mehreren Migrationswellen wanderten versch. Völker vom asiat. Festland ein, seit etwa 4000 die Alt-, seit etwa 200 v. Chr. die Jungindonesier. Stärkere Nachwirkungen hatten die Kontakte mit dem chines. Kulturkreis; v. a. aber die Kontakte mit dem islam. Reich von Malakka führten im 15. Jh. zur Gründung von islam. Sultanaten auf den Suluinseln und auf Mindanao.1521 entdeckte F. de Magalhães die Inseln; 1543 wurden sie nach dem späteren span. König Philipp II. ben. Die span. Kolonisation setzte mit den Eroberungszügen M. L. de Legazpis 1565/72 ein. 1648 wurden die P. im Westfäl. Frieden Spanien zugesprochen. Durch ihre oft rigorose Missionstätigkeit bekehrten span. Orden die einheim. Bev. zum Christentum. Zahlr. antispan. Bauernaufstände gingen der Unabhängigkeitsrevolution 1896-98 voraus. Im Spanisch-Amerikan. Krieg (1898) unterstützten die Filipinos die USA, die ihnen die staatl. Unabhängigkeit versprachen (am 12. 6. 1898 durch E. Aguinaldo proklamiert), sich jedoch im Frieden von Paris (10. 12. 1898) die P. von Spanien abtreten ließen. Das hatte einen mehrjährigen Guerillakrieg zur Folge. 1907 wurde ein einheim. Parlament gewählt. 1934 erhielten die P. den Status eines Commonwealth mit der Maßgabe, dass 1944 die endgültige Überführung in die staatl. Unabhängigkeit erfolgen sollte (Tydings McDuffie Act). Nach der Besetzung der P. durch die Japaner (1941/42) bildete sich eine Widerstandsbewegung (u. a. getragen von der kommunist. »Hukbalahap«). 1944/45 eroberten amerikan. Truppen die P. zurück. Am 4. 7. 1946 entließen die USA die P. in die Unabhängigkeit (Präs. M. Roxas y Acuña 1946-48), sicherten sich jedoch das Recht zur Errichtung von Militärstützpunkten (Abkommen vom 14. 3. 1947) und die fast vollständige wirtsch. Kontrolle. Missregierung, Korruption und Partisanentätigkeit der »Hukbalahap« brachten den Staat nahezu an den Rand des Ruins. Erst Präs. D. Macapagal (1961-65) versuchte, die Korruption wirksam zu bekämpfen. Unter Präs. F. E. Marcos (1965-86) wurde die »Philippinisierung« vorangetrieben; die Reg. suchte die vertraglich zugestandenen amerikan. Sonderrechte zu beschneiden. Nach inneren Unruhen verhängte Marcos 1972 das Kriegsrecht; 1973 begann ein separatist. Aufstand der Muslime (Moro).
Nach Aufhebung des Kriegsrechts (1980) und Verfassungsänderungen wurde Marcos bei den Präsidentschaftswahlen 1981 wieder gewählt. Die Ermordung des Oppositionsführers B. Aquino kurz nach seiner Rückkehr aus dem Exil (Aug. 1983) löste eine schwere innenpolit. Krise aus. Anhaltende Proteste veranlassten Marcos, für den 7. 2. 1986 vorgezogene Wahlen anzuberaumen; für diese Präsidentschaftswahlen stellte die Opposition als einzige Kandidatin Corazon Aquino, die Witwe B. Aquinos, auf. Nach der (offenkundig manipulierten) Wiederwahl von Marcos musste dieser unter starkem innenpolit. Druck (Kampagne zivilen Ungehorsams, Verweigerung jegl. Unterstützung durch die USA) zugunsten von C. Aquino auf das Präsidentenamt verzichten und verließ mit seiner Familie das Land. 1986 geführte Friedensgespräche mit der maoist. Guerillabewegung NPA erbrachten keinen dauerhaften Erfolg. Die eingeleitete Demokratisierung war von einer erhebl. Verschlechterung der wirtsch. Situation begleitet. Die bis in Reg.kreise reichende Opposition gegen C. Aquino organisierte sich 1988 in der mehrere Parteien umfassenden Union for National Action (UNA). 1990 kündigten die P. das Stützpunktabkommen mit den USA zum Sept. 1991 auf; die Inkraftsetzung eines neuen scheiterte am Widerstand des Senats (1992 Räumung der amerikan. Flottenbasis Subic Bay). Die Präsidentschaftswahlen im Mai 1992 gewann F. Ramos (Amtsantritt am 30. 6. 1992). Er suchte die Versöhnung mit den islam. Aufständischen auf Mindanao voranzutreiben. Nach der Vereinbarung eines provisor. Waffenstillstandsabkommens mit der Moro National Liberation Front (MNLF) und einer umfassenden Amnestie (1993) seitens der Regierung unterzeichneten am 2. 9. 1996 Präs. Ramos und der muslim. Rebellenführer Nur Misuari ein Friedensabkommen, das einen Guerillakrieg beenden sollte, der in den vergangenen 20 Jahren mehr als 100 000 Tote gefordert hatte. 1997 wurde auch ein Waffenstillstand mit der »Moro Islamic Liberation Front« (MILF) ausgehandelt. Für 1999 vereinbarte man, eine Volksabstimmung über die von den Muslimen geforderte Autonomie im Bereich der Insel Mindanao durchzuführen. Außenpolitisch strebten die P. nach der Schließung der letzten amerikan. Stützpunkte eine stärkere Orientierung nach O-Asien an. Die Beziehungen zur VR China sind belastet durch den Anspruch auf die Spratlyinseln. Aus den Präsidentschaftswahlen von 1998 ging J. E. Estrada als Sieger hervor.
▣ Literatur:
Bronger, D.: Die P. Raumstrukturen, Entwicklungsprobleme, regionale Entwicklungsplanung. Hamburg 1987.
⃟ Hanisch, R.: P. München 1989.
⃟ Neu, R. u. Neu, M.-P.: Innenansichten P. Münster 1995.
⃟ Pertierra, R.: Philippine localities and global perspectives. Essays on society and culture. Manila 1995.
⃟ Quirino, C.: Who's who in Philippine history. Manila 1995.
⃟ Corpuz, O. D.: An economic history of the Philippines. Quezon City 1997.
⃟ Giri, J.: Les Philippines, un dragon assoupi? Paris 1997.
⃟ Guillermo, A. R. u. May Kyi Win: Historical dictionary of the Philippines. Lanham, Md., 1997.
⃟ Reiterer, G. M.: Die P. Kontinuität u. Wandel. Wien 1997.
⃟ Organizing for democracy. NGOs, civil society, and the Philippine State, hg. v. G. S. Silliman u. a. Honolulu 1998.
Einwohner: (1995) 67,581 Mio.
Hauptstadt: Manila
Verwaltungsgliederung: 16 Regionen
Amtssprachen: Filipino (Tagalog) und Englisch
Nationalfeiertag: 12. 6.
Währung: 1 Philippinischer Peso (P̶) = 100 Centavos (¢)
Zeitzone: MEZ + 7 Std.
(amtlich Filipino: Republika ñg Pilipinas, engl. Republic of the Philippines), Staat und Inselgruppe in Südostasien, im Malaiischen Archipel.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1987 sind die P. eine präsidiale Rep.; Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der direkt gewählte Präs. (einmalige Amtszeit von sechs Jahren). Er ernennt die Mitgl. des Kabinetts. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (24 Mitgl.) und Repräsentantenhaus (204 auf fünf Jahre gewählte und bis zu 50 vom Präs. ernannte Abgeordnete). Zum breit gefächerten Parteienspektrum gehören u. a. Laban ng Demokratigong Pilipino (LDP), Nationalist People's Coalition (NPC) und Lakas ng EDSA - National Union for Christian Democrats (Lakas-NUCD).
Landesnatur: Die P. bestehen aus über 7 100 Inseln; drei geograph. Großräume: die größte und wirtschaftlich dominierende Insel Luzon zus. mit Mindoro und Masbate im N, Mindanao mit den Suluinseln im S und die Inselwelt der Visayas (mit den sechs Hauptinseln Panay, Negros, Cebu, Bohol, Samar und Leyte) in ihrer Mitte. Nur die weit nach W in das Südchines. Meer vorgelagerte Inselgruppe von Palawan ist hier nicht zuzuordnen. Die Inseln sind aufgetauchte Teile ehemals zusammenhängender, durch spätere Einbrüche stark aufgelöster submariner Gebirgsketten mit z. T. noch tätigen Vulkanen. Erdbeben sind häufig. Das trop. Klima ist durchweg maritim und steht unter Monsuneinfluss. Taifune sind häufig.
Bevölkerung: Die Bevölkerung ist durch ethn. und sprachl. Vielfalt gekennzeichnet. Die ältesten Bewohner, die Aeta, gehören nicht zu den vorherrschenden Indonesiern. Polynesier, Chinesen (etwa 10 %), Inder und Weiße (Spanier) kamen erst später ins Land. Zusammenfassend werden die Bewohner der P. als Filipinos bezeichnet. Die bedeutendsten Stämme der Jungindonesier sind Bisaya, Tagalen, Iloco, Pampanganen, Bikol u. a., die der Altindonesier Ifugao, Igoroten, Kalinga u. a. Das Bevölkerungswachstum ist mit 2,5 % sehr hoch. - Die allg. Schulpflicht beträgt vier Jahre, der Unterricht in dieser Zeit erfolgt unentgeltlich; die Analphabetenquote beläuft sich auf 10 %. Es gibt 20 staatl. und 49 private Univ. sowie weitere Hochschulen; die meisten besitzt Manila. - Etwa 80 % der Bev. gehören der kath. Kirche an, über 6 % der »Philippin. Unabhängigen Kirche«, rd. 9 % Protestanten, rd. 4,6 % Muslime (Moros im S, die Autonomieforderungen erheben), ferner Buddhisten und Anhänger von Naturreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: Die P. sind überwiegend ein Agrarland. Etwa 30 % der Gesamtfläche der Inseln werden landwirtsch. genutzt. Hauptnahrungsmittel ist Reis, daneben werden Mais, Bataten, Maniok, Gemüse u. a. angebaut. Exportkulturen sind Zuckerrohr und Kokospalmen (größter Kopraerzeuger der Erde), außerdem Kaffee, Ananas, Tabak, Kautschuk und Manilahanf. Agrarreformen (1972, 1988) scheiterten v. a. am Widerstand der einflussreichen Großgrundbesitzer. Der Raubbau an trop. Hölzern erbrachte jahrelang hohe Exporteinnahmen (z. T. illegale Ausfuhr), verursachte aber auch erhebliche ökolog. Schäden. Durch Rodung, Raubbau und versäumte Wiederaufforstung verringerte sich der Waldbestand auf 18 % der Gesamtfläche des Staates. Um weitere Schäden zu begrenzen, wurde 1986 und 1989 der Export von Rundholz bzw. Nutzholz eingeschränkt. Umfangreich ist die Küstenfischerei. Die reichen Vorkommen an Kupfer-, Nickel-, Eisen-, Chromerz, Kohle, Gold, Silber, Quecksilber, Asbest, Gips, Marmor und Salz werden erst wenig genutzt. Positive Wachstumsimpulse erhielt in den letzten Jahren die verarbeitende Ind. durch eine reformierte Ind.politik und das Engagement ausländ. Investoren. Auf der Halbinsel Bataan (Manilabucht) wurde eine Freihandelszone geschaffen. Neben der Nahrungs- und Genussmittelind. hat sich v. a. die Textil- und Bekleidungsind. zu einem bed. Exportzweig entwickelt; außerdem Anlagen zur Erzkonzentratgewinnung; Metall-, chem. und Zementind., elektrotechn./elektron. Ind. sowie Holzverarbeitung. - Die Eisenbahn (499 km Streckennetz) spielt nur eine geringe Rolle; Bahnlinien gibt es auf Luzon und Panay. Das Straßennetz (160 900 km) ist nur auf Luzon gut ausgebaut. Der »Pan-Philippine-Highway« (rd. 2 000 km) verläuft von Aparri in N-Luzon bis nach Davao in S-Mindanao. Von besonderer Bedeutung sind Küstenschifffahrt und Flugverkehr. Wichtigste Häfen sind Manila, Cebu, Iloilo und Zamboanga. Internat. Flughäfen: Manila sowie fünf weitere.
Geschichte: Das Gebiet der heutigen Philippinen ist seit etwa 10 000 v. Chr. permanent besiedelt. Um diese Zeit war der Meeresspiegel um rund 100 m auf die heutige Höhe angestiegen, sodass die einzelnen Inseln isoliert wurden. In mehreren Migrationswellen wanderten versch. Völker vom asiat. Festland ein, seit etwa 4000 die Alt-, seit etwa 200 v. Chr. die Jungindonesier. Stärkere Nachwirkungen hatten die Kontakte mit dem chines. Kulturkreis; v. a. aber die Kontakte mit dem islam. Reich von Malakka führten im 15. Jh. zur Gründung von islam. Sultanaten auf den Suluinseln und auf Mindanao.1521 entdeckte F. de Magalhães die Inseln; 1543 wurden sie nach dem späteren span. König Philipp II. ben. Die span. Kolonisation setzte mit den Eroberungszügen M. L. de Legazpis 1565/72 ein. 1648 wurden die P. im Westfäl. Frieden Spanien zugesprochen. Durch ihre oft rigorose Missionstätigkeit bekehrten span. Orden die einheim. Bev. zum Christentum. Zahlr. antispan. Bauernaufstände gingen der Unabhängigkeitsrevolution 1896-98 voraus. Im Spanisch-Amerikan. Krieg (1898) unterstützten die Filipinos die USA, die ihnen die staatl. Unabhängigkeit versprachen (am 12. 6. 1898 durch E. Aguinaldo proklamiert), sich jedoch im Frieden von Paris (10. 12. 1898) die P. von Spanien abtreten ließen. Das hatte einen mehrjährigen Guerillakrieg zur Folge. 1907 wurde ein einheim. Parlament gewählt. 1934 erhielten die P. den Status eines Commonwealth mit der Maßgabe, dass 1944 die endgültige Überführung in die staatl. Unabhängigkeit erfolgen sollte (Tydings McDuffie Act). Nach der Besetzung der P. durch die Japaner (1941/42) bildete sich eine Widerstandsbewegung (u. a. getragen von der kommunist. »Hukbalahap«). 1944/45 eroberten amerikan. Truppen die P. zurück. Am 4. 7. 1946 entließen die USA die P. in die Unabhängigkeit (Präs. M. Roxas y Acuña 1946-48), sicherten sich jedoch das Recht zur Errichtung von Militärstützpunkten (Abkommen vom 14. 3. 1947) und die fast vollständige wirtsch. Kontrolle. Missregierung, Korruption und Partisanentätigkeit der »Hukbalahap« brachten den Staat nahezu an den Rand des Ruins. Erst Präs. D. Macapagal (1961-65) versuchte, die Korruption wirksam zu bekämpfen. Unter Präs. F. E. Marcos (1965-86) wurde die »Philippinisierung« vorangetrieben; die Reg. suchte die vertraglich zugestandenen amerikan. Sonderrechte zu beschneiden. Nach inneren Unruhen verhängte Marcos 1972 das Kriegsrecht; 1973 begann ein separatist. Aufstand der Muslime (Moro).
Nach Aufhebung des Kriegsrechts (1980) und Verfassungsänderungen wurde Marcos bei den Präsidentschaftswahlen 1981 wieder gewählt. Die Ermordung des Oppositionsführers B. Aquino kurz nach seiner Rückkehr aus dem Exil (Aug. 1983) löste eine schwere innenpolit. Krise aus. Anhaltende Proteste veranlassten Marcos, für den 7. 2. 1986 vorgezogene Wahlen anzuberaumen; für diese Präsidentschaftswahlen stellte die Opposition als einzige Kandidatin Corazon Aquino, die Witwe B. Aquinos, auf. Nach der (offenkundig manipulierten) Wiederwahl von Marcos musste dieser unter starkem innenpolit. Druck (Kampagne zivilen Ungehorsams, Verweigerung jegl. Unterstützung durch die USA) zugunsten von C. Aquino auf das Präsidentenamt verzichten und verließ mit seiner Familie das Land. 1986 geführte Friedensgespräche mit der maoist. Guerillabewegung NPA erbrachten keinen dauerhaften Erfolg. Die eingeleitete Demokratisierung war von einer erhebl. Verschlechterung der wirtsch. Situation begleitet. Die bis in Reg.kreise reichende Opposition gegen C. Aquino organisierte sich 1988 in der mehrere Parteien umfassenden Union for National Action (UNA). 1990 kündigten die P. das Stützpunktabkommen mit den USA zum Sept. 1991 auf; die Inkraftsetzung eines neuen scheiterte am Widerstand des Senats (1992 Räumung der amerikan. Flottenbasis Subic Bay). Die Präsidentschaftswahlen im Mai 1992 gewann F. Ramos (Amtsantritt am 30. 6. 1992). Er suchte die Versöhnung mit den islam. Aufständischen auf Mindanao voranzutreiben. Nach der Vereinbarung eines provisor. Waffenstillstandsabkommens mit der Moro National Liberation Front (MNLF) und einer umfassenden Amnestie (1993) seitens der Regierung unterzeichneten am 2. 9. 1996 Präs. Ramos und der muslim. Rebellenführer Nur Misuari ein Friedensabkommen, das einen Guerillakrieg beenden sollte, der in den vergangenen 20 Jahren mehr als 100 000 Tote gefordert hatte. 1997 wurde auch ein Waffenstillstand mit der »Moro Islamic Liberation Front« (MILF) ausgehandelt. Für 1999 vereinbarte man, eine Volksabstimmung über die von den Muslimen geforderte Autonomie im Bereich der Insel Mindanao durchzuführen. Außenpolitisch strebten die P. nach der Schließung der letzten amerikan. Stützpunkte eine stärkere Orientierung nach O-Asien an. Die Beziehungen zur VR China sind belastet durch den Anspruch auf die Spratlyinseln. Aus den Präsidentschaftswahlen von 1998 ging J. E. Estrada als Sieger hervor.
▣ Literatur:
Bronger, D.: Die P. Raumstrukturen, Entwicklungsprobleme, regionale Entwicklungsplanung. Hamburg 1987.
⃟ Hanisch, R.: P. München 1989.
⃟ Neu, R. u. Neu, M.-P.: Innenansichten P. Münster 1995.
⃟ Pertierra, R.: Philippine localities and global perspectives. Essays on society and culture. Manila 1995.
⃟ Quirino, C.: Who's who in Philippine history. Manila 1995.
⃟ Corpuz, O. D.: An economic history of the Philippines. Quezon City 1997.
⃟ Giri, J.: Les Philippines, un dragon assoupi? Paris 1997.
⃟ Guillermo, A. R. u. May Kyi Win: Historical dictionary of the Philippines. Lanham, Md., 1997.
⃟ Reiterer, G. M.: Die P. Kontinuität u. Wandel. Wien 1997.
⃟ Organizing for democracy. NGOs, civil society, and the Philippine State, hg. v. G. S. Silliman u. a. Honolulu 1998.