Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Pazifismus
Pazifịsmus[lat.] der, Grundhaltung und Bewegung, die aus eth. Gründen Gewaltanwendung sowie militär. Vorbereitung eines Krieges verwirft und kompromisslose Friedensbereitschaft fordert. Mittel gegen bewaffnete Okkupationen sollen soziale Verteidigung u. a. Formen des zivilen Ungehorsams sein. Der radikale P. auf christl. Grundlage wurde von myst. Spiritualisten des 16. Jh. sowie von den Mennoniten und Quäkern vertreten. Der moderne P. hat sich im 19. Jh. in den Friedensgesellschaften entwickelt. Das Internat. Friedensbüro (Sitz: Bern, bis 1919 Genf) entstand 1891 als Zentrale sämtl. Friedensgesellschaften. Im Ersten Weltkrieg äußerte sich der radikale P. auch literarisch (H. Barbusse), ferner praktisch in den Gruppen, die die Kriegsdienstverweigerung verfochten. Durch den Nationalsozialismus wurde der P. in Dtl. unterdrückt. Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs und der weltpolit. Spannungen, die er hinterließ, sowie angesichts der Entwicklung von Atomwaffen erhielt der P. neue, starke Impulse (Ostermarschbewegung; Kriegsdienstverweigerung). In Anbetracht der rüstungspolit. Entwicklung seit dem Ende der 1970er-Jahre v. a. im Spannungsfeld zw. NATO und Warschauer Pakt entwickelte sich die Friedensbewegung. Auf den P. gehen viele Ansätze der Friedensforschung zurück.
Literatur:
Holl, K.: P. in Deutschland. Frankfurt am Main 1988.
Wette, W.: Militarismus u. P. Bremen 1991.
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