Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Parler
Pạrler,weit verzweigte Architekten- und Bildhauerfamilie des 14. Jh.; der Name entstand aus der Berufsbezeichnung »Parlier« (Stellvertreter eines Bauhüttenmeisters). - Bedeutende Vertreter:
1) Heinrich, Baumeister, * um 1300, Vater von 3), Großvater von 2); war in Köln als Parlier beim Dombau tätig, ab etwa 1330 vermutlich am Bau des Langhauses der Heiligkreuzkirche in Schwäbisch Gmünd. 1351 begann er dort den Bau des Hallenchors, eine der großartigsten Leistungen der dt. Spätgotik und Vorbild für eine Reihe weiterer Bauten.
2) Heinrich, gen. H. von Gmünd, Baumeister und Bildhauer des späten 14. Jh., Enkel von 1); schuf die Figur des »Hl. Wenzel« im Dom zu Prag (1373). Vermutlich war er auch in Brünn (Chorbau von St. Jakob, Pieta in St. Thomas, 1385) und Köln (Petersportal des Doms) tätig. Er ist vielleicht identisch mit einem am Bau des Mailänder Doms beteiligten Baumeister gleichen Namens.
3) Peter, Baumeister und Bildhauer, * Schwäbisch Gmünd 1330 oder 1333, ✝ Prag 13. 7. 1399, Sohn von 1); wurde 1353 oder 1356 von Kaiser Karl IV. nach Prag berufen, um den Dombau fortzuführen. Der 1385 geweihte Chor zeigt neben typ. Merkmalen der P.-Architektur neue Bauformen (Parallelrippengewölbe des Chors, Netz- und Sterngewölbe der Sakristei und der Wenzelskapelle, erstes Fischblasenmaßwerk der dt. Spätgotik). Neuartig in Idee und Ausführung ist auch das umfassende bauplast. Programm, u. a. im Chorumgang die sechs Grabmäler der Přemysliden (als eigenhändig gesichert das Grabmal Ottokars I., 1377), die 21 Porträtbüsten am Triforium, darunter die des Künstlers selbst (1375-85). Weitere Werke sind die Karlsbrücke und der Altstädter Brückenturm in Prag (1357), der Chorumgang von St. Bartholomäus in Kolín (1360-78), der Chor der Allerheiligenkirche auf dem Hradschin in Prag (1370 ff.).
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